Nicole Weinhold
Ein fünf Meter hoher Wärmespeicher mit 9.400 Liter Fassungsvermögen wird künftig die Wärme von 40 Quadratmetern Solarkollektoren speichern. Das wird den Mietern eines Neubaus in Regensburg niedrige Heizkosten bescheren und der Umwelt klimaschädliche Emissionen ersparen. Dank eines ausgeklügelten solaren Heizsystems kann etwa die Hälfte des Energiebedarfs für die Raumheizung und das Warmwasser solar gedeckt werden. Gerade wurde der Speicher aufgestellt.
2019 ist die Stadt Regensburg dem „Konvent der Bürgermeister für Energie und Klima“ beigetreten. Darüber hinaus arbeitet die Stadt daran, den 2013 und 2014 erstellen Energienutzungsplan umzusetzen und die Energiewende in den Bereichen Wärme, Strom und Verkehr voranzutreiben.
Solar auf dem eigenen Dach und jetzt ein neues sauberes Projekt
„Jede und jeder einzelne von uns ist gefordert, zum Klimaschutz beizutragen“, sagt auch Martin Bauer, der das Haus mit fünf Mietwohnungen zusammen mit seiner Tante Ursula Bauer errichtet. Der 50-Jährige nutzt seit vielen Jahren auf seinem Eigenheim eine Solarwärme- und eine Solarstromanlage. Deshalb war für ihn sofort klar, dass bei ihrem gemeinsamen Bauprojekt auch umweltfreundliche Solarenergie erzeugt werden soll. Das eingesetzte Sonnenhaus-Konzept sieht so aus, dass ein Niedrigstenergiehaus durch große Solarwärme- oder Solarstromanlagen versorgt wird, sodass laut Definition des Sonnenhaus-Instituts mindestens 50 Prozent des Heizenergiebedarfs solar gedeckt werden.
Energiewende im Wärmesektor hinkt der „Stromwende“ hinterher
Rund 32 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfallen auf die Wärmeversorgung von Gebäuden (27% Raumwärme, 5 % Warmwasser). Und mit einem Anteil von 14,2 Prozent erneuerbaren Energien am Wärmeverbrauch (Stand 2018) hinkt die Energiewende im Wärmesektor der „Stromwende“ weit hinterher. Beim Strom werden schon knapp 43 Prozent regenerativ erzeugt.
Rund 2.000 solcher weitgehend solar beheizter Wohnhäuser und gewerblich genutzter Gebäude stehen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Regensburg gibt es noch kein Mehrfamilienhaus dieser Art. Das Sonnenhaus-Konzept wird durch den in Straubing ansässigen Sonnenhaus-Institut verbreitet und laufend weiterentwickelt.
Entscheidung für Solarwärme
„Wir haben uns bewusst für Solarthermie und nicht für die zurzeit viel populärere Photovoltaik entschieden“, sagt Martin Bauer. „Wir hätten auch ein Sonnenhaus mit einer großen Photovoltaikanlage und einer solarstromgeregelten Wärmepumpe bauen können. Aber uns gefallen die direkte Wärmeerzeugung und der hohe Wirkungsgrad von Solarthermie-Anlagen. Außerdem sind wir so in der Wärmeversorgung unabhängig vom Stromnetz und steigenden Stromkosten.“
Die 40 Quadratmeter Solarkollektoren werden Heizenergie erzeugen, die in dem Solarspeichertank vorgehalten werden kann. Die Zwischenspeicherung ist über mehrere Wochen möglich, was in den Übergangszeiten von Vorteil sein wird. In den kalten und sonnenarmen Monaten November bis Januar heizt eine Brennwerttherme zu. Es fallen noch etwa 900 Euro brutto für Heizkosten bzw. Erdgas pro Jahr für die fünf Wohnungen an.
Für das solare Heizkonzept ist eine gute Dämmung Voraussetzung. Bei diesem Haus mit KfW- Effizienzhaus-Standard 55 wird sie mit 42,5 cm dicken Wärmedämmziegeln erreicht. Außerdem ist das Gebäude nach Süden ausgerichtet, so dass die passive Solareinstrahlung durch die Fenster den Wärmebedarf reduziert. Die 45 Grad Dachneigung ist optimal für die Montage der Solarkollektoren. So trifft die dann tiefstehende Sonne im Winter senkrecht darauf und erzeugt viel Solarwärme.
Daten und Zahlen zum ersten Mehrfamilien-Sonnenhaus in Regensburg
-Gebäudetyp: Mehrfamilienhaus mit 5 Mietwohnungen (1 bis 3 Zimmer mit 40 bis 80 m² Wohnfläche)
-Standort: Regensburg-Kumpfmühl, Nibelungenstraße 21
KfW-Effizienzhaus-Standard 55
Bauweise: Massivbau, Außenwände 42,5 cm Wärmedämmziegel
Wohnfläche: 290 m²
Nutzfläche nach ENEV: 542 m²
Normwärmebedarf: 22.242 kW
Wärme / Heizsystem:
Jahresbedarf Brennstoff (Erdgas) für Heizung und Warmwasser: 11.274 kWh
Sonnenhaus-Konzept gemäß Sonnenhaus-Institut (www.sonnenhaus-institut.de)
Solarthermie-Anlage:
32 m² auf Steildach mit 45 Grad Dachneigung
7,5 m² auf Gaubendach
Wärmespeicher: Pufferspeicher mit 9.400 l Volumen, 4,8 m hoch, über 2 Stockwerke (Keller - EG),
mit Frischwasserstation und Lademanagement
Solarer Deckungsgrad (errechnet): 51,9 %
CO2-Einsparung gegenüber Referenzsystem: 2.809 kg / Jahr
Wärmeverteilung: Fußbodenheizung
Nachheizung: Gasbrennwerttherme mit 20 kW Leistung
Dämmung: 42,5 cm dicke Ziegelmauer, T8 Ziegel - Hochlochziegel, gefüllt mit Mineralwolle
Lüftungsanlage:
Wohnungsweise Wohnraumlüftungen mit Wärmerückgewinnung,
Details Dachgeschoss: Holzdachstuhl mit Mineralwolle- und Holzfaserdämmung, ca. 40 m² Einbau-Solarthermie-Kollektoren in Ziegeldach
Baubeginn: September 2019
Bauende (geplant): Ende 2020
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