Die Energiewende auf dem Wärmesektor ist nicht nur eine Aufgabe von Hauseigentümern, die ihre Erzeugungsanlagen auf erneuerbare Energien umstellen sollten, sondern auch eine Aufgabe der Kommunen. Hier liegen noch viele Potenziale brach. Um den Planern und Verantwortlichen in den kommunalen Verwaltungen, aber auch den Stadtwerken einen Weg aufzuzeigen, wie sie die Umstellung der Wärmeversorgung ihrer Bürger und Kunden entsprechend umstellen können, hat die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) einen Leitfaden für die kommunale Wärmeplanung erstellt und veröffentlicht. „Eine integrierte, umfassende Wärmewende für ganze Stadtteile oder für die gesamte Gemeinde ist effizienter und effektiver als die Summe isolierter Einzelmaßnahmen der Hauseigentümer“, betont Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE.
Intelligente Lösungen nutzbar machen
Doch die Aufgabe für kommunale Entscheidungsträger, bei der Umstellung auf eine klimaschonende Wärmeversorgung die richtige Wahl der Technologien zu treffen und eine passende Kombination der Maßnahmen zu finden, ist äußerst komplex. Um den Kommunen einen ersten Einstiegspunkt zu geben, wie die örtlichen Gemeinschaften die zahlreichen Chancen der Wärmewende über intelligente Lösungen für sich nutzbar machen können, zeigen die Autoren des Leitfadens, wie die Kommunen eine sinnvolle Planung von Wärmenetzen angehen können. „Die Kommunen sollen die Wärmeversorgung effizienter machen, auf klimaschonende Techniken umstellen und die Preise sollen langfristig stabil gehalten werden“, beschreiben sie die Ziele. „Kommunen können mithilfe einer Wärmeplanung Prioritäten setzen und fundierte Entscheidungen treffen. Die getroffenen Entscheidungen können in andere Planungsinstrumente wie die Bauleitplanung oder den Flächennutzungsplan integriert werden.“
Wertschöpfung in der Kommune behalten
Im Anschluss daran beschreiben die Autoren in vier Schritten den Weg zum kommunalen Wärmeplan und dessen Umsetzung. Von der Bestandsaufnahmen und Bedarfsermittlung über die Potenzialanalyse, die Entwicklung eine konkreten Konzeptes bis hin zur Realisierung werden konkrete Möglichkeiten aufgezeigt, wie die Kommunen die Wärmewende angehen können. Dies hat nicht nur Vorteile für die Bürger, die mit Wärme beliefert werden, sondern auch für die Kommune selbst. Schließlich kann dadurch die Wertschöpfung im regionalen Wirtschaftskreislauf erhalten bleiben, statt teuer Kohle, Öl oder Gas einkaufen zu müssen. Zudem kann die Kommune hier auf stabile Wärmegestehungskosten bauen, wenn die Wärmenetze mit Solarenergie oder heimischer Biomasse betrieben oder industrielle Abwärme nutzbar gemacht werden. Ein weiterer großer Vorteil ist die Kopplung von Strom- und Wärmeproduktion. Dies gilt nicht nur für Blockheizkraftwerke, die mit Biogas aus der Region befeuert werden, sondern auch für Stromüberschüsse aus in der Kommune installierten Photovoltaik- und Windkraftanlagen, die in Form von Wärme in großen Wärmespeichern eingelagert werden.
Viele müssen sich beteiligen
Die Autoren zeigen aber auch die Grenzen von kommunalen Wärmenetzen auf. Neben den Leitungsverlusten ist vor allem der Bedarf von entscheidender Bedeutung, ob sich ein solches Wärmenetz überhaupt lohnt. „Der Anschluss vieler Gebäude an ein Wärmenetz ist mit einem erheblichen Organisationsaufwand verbunden, der einen nicht immer einfache kollektive Entscheidungsfindung erfordert“, betonen sie. „Eine bestimmte Mindestzahl an Hausanschlüssen sollte vertraglich vereinbart sein, bevor mit einer Errichtung von Wärmenetzen begonnen wird.“
Anhand von Best-Practice-Beispielen aus Deutschland und Dänemark zeigen die Autoren, dass bei einer intelligenten Planung die Umstellung der Wärmeversorgung in der Kommune auf erneuerbare Energien tatsächlich gelingen kann. Der Leitfaden ist kostenlos auf der Internetseite der AEE verfügbar oder kann dort als kostenloses Druckexemplar bestellt werden. Zusätzlich dazu hat die AEE ein kurzes Video erstellt, in dem die wichtigsten Schritte bei der Erstellung eines Wärmeplans dargestellt werden. (Sven Ullrich)