Die Photovoltaik ist neben der Onshore-Windkraft und der großen Wasserkraft die am stärksten wachsende Technologie der erneuerbaren Energien. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie der Beratungsinstitute Enviacon und Adelphi. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie haben sie weltweit 175 Länder bezüglich ihrer Potenziale, realistischen Wachtsumschancen und der Förderung der erneuerbaren Energien untersucht. Daraus haben die Analysten immerhin 21 Wachstumsmärkte für die Photovoltaik herausgefilter. Dabei handelt es sich um Märkte, in denen der Ausbau bereits begonnen hat und der Zubau in den vergangenen Jahren sehr stark war. Hier ordnen die Experten unter anderem europäische Länder wie die Niederlande, Belgien, Frankreich, Dänemark, Großbritannien und auch Deutschland ein. Zwar ist in den vergangenen Jahren der deutsche Markt regelrecht zusammengebrochen. Doch stehen die Anzeichen gut, dass hierzulande der Zubau wieder an Fahrt aufnehmen wird, wenn keine weiteren Hürden seitens der Bundesregierung aufgestellt werden.
Zu den derzeitigen Wachstumsmärkten in Europa kommen noch weitere Märkte vor allem in Asien und Amerika hinzu. Dazu zählen neben den schon bekannten Ländern wie die USA, Indien, China auch Kanada, Australien und Südafrika. In Asien attestieren die Analysten auch Südkorea uns Thailand ein gutes Wachstum. Der derzeitige Wachstumsmarkt in Südamerika ist derzeit Chile und im Nahen Osten sowie Nordafrika (MENA) sind die derzeit führenden Märkte Ägypten, Saudi Arabien, Israel und die Türkei.
Solare Zukunft im Nahen Osten
In der MENA-Region haben die Analysten aber auch noch Zukunftsmärkte entdeckt. Über alle Segmente sind es vor allem Algerien, Jordanien, Marokko und der Iran. Für das Segment der Freiflächenanlagen sehen die Chancen in Zukunft vor allem in Tunesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten gut aus. Zudem gilt Tunesien mittelfristig als Zukunftsmarkt für Dachanlagen in der MENA-Region. Als Zukunftsmärkte gelten dabei Ländern, in denen die natürlichen Voraussetzungen für die Photovoltaik hervorragend und und die ersten Weichen in Richtung Ausbau der Photovoltaik bereits gestellt sind, sei es durch die Einführung einer Förderung oder zumindest die Festlegung von Ausbauzielen. Als Wachstumsmärkte ordnen die Analysten auch Länder ein, in denen die Situation auf dem Strommarkt angespannt ist. Grund dafür können hohe Strom- oder Primärenergieimporte, stark steigende Stromnachfrage und vor allem hohe Strompreise sein.
51 Zukunftsmärkte
Insgesamt erkennen die Marktforscher 51 Zukunftsmärkte. In Europa sind dies neben Polen, wo jetzt die eingeführte Förderung zwar sperrig ist, aber immerhin schon zu greifen beginnt, auch Ungarn, Kroatien, Montenegro, Makedonien und Zypern mit ihren hervorragenden natürlichen Voraussetzungen und den entsprechenden Weichenstellungen seitens der Politik. Aber auch Finnland gilt kurzfristig als Zukunftsmarkt der Photovoltaik. In Asien attestieren die Marktforscher vor allem den Philippinen, Kambodscha, der Mongolei, Nepal, Sri Lanka und Vietnam eine große Photovoltaikzukunft. Dazu kommt noch der mittelfristig stark wachsende Markt für Dachanalgen in Singapur. In Amerika sehen die Analysten vor allem Mexiko und die meisten Länder Mittelamerikas als Zukunftsmärkte. Dazu kommen noch Argentinien, Ecuador, Kolumbien, Peru und Uruguay in Südamerika sowie Kuba hinzu.
Offgrid-Markt wächst langsam aber stetig
Chile gilt dort hingegen als der Markt der Zukunft für Offgrid-Anlagen. Diese netzfernen System werden dort vor allem in den nördlichen Wüstenregionen gebaut, wo die Bergwerke immer noch auf eine autarke Stromversorgung angewiesen sind und die Treibstoffkosten für die Dieselaggregate durch die Einbindung der Photovoltaik senken wollen. Aber auch in den Ländern Asiens, Afrikas und auf den Pazifikinseln wird die Nachfrage nach Offgrid-Anlagen stark ansteigen. Zwei riesige Märkte für diese netzfernen Anlagen tun sich in Indien und China auf, wo neben den netzgebundenen Systemen diese Anlagen dafür sorgen, dass auch die weit entfernten ländlichen Regionen mit Strom versorgt werden.
Zölle und Local Content bremsen Ausbau
Insgesamt stehen die Zeichen aber auf erneuerbare Energien. Denn schon im vergangenen Jahr sind die Investitionen in die Ökostromanlagen wieder kräftig gestiegen, nachdem sie im Jahr 2013 leicht zurückgegangen sind. Dies wirkt sich natürlich auf den Zubau aus. Diese Investitionen werden aber teilweise drastisch erschwert durch Handelshemmnisse. Vor allem die Geothermie, die konzentrierende Solarthermie (CSP) und die Photovoltaik haben darunter zu leiden. Weltweit liegen bei diesen Technologien die Zölle für die Komponenten durchschnittlich bei über fünf Prozent. In der Photovoltaik sind vor allem die Handelsschranken der Europäische Union, der USA und Indiens für die hohen Zölle verantwortlich. Weitere Hemmnisse sind die sogenannten Local-Content-Regelungen. Diese legen fest, dass ein vorher definierter Anteil an Anlagenkomponenten in dem Land hergestellt werden muss, in dem die Anlagen errichtet wird. Dabei ist die Einbeziehung einheimischer Hersteller in Russland, Saudi Arabien, Marokko und Indonesien Voraussetzung dafür, dass ein Projektierer am Markt überhaupt zugelassen wird. In diesen Ländern dürfen Photovoltaikanlagen ohne Local Content überhaupt nicht gebaut werden, was wiederum die Projektentwicklung behindert. In Frankreich, der Ukraine und Indien dürfen Solarstromanlagen ohne einheimische Komponenten zwar errichtet werden, bekommen dann aber keine Förderung. Eine höhere Förderung bekommen Anlagen in Brasilien und in der Türkei, wenn sie zum Teil mit einheimischen Komponenten gebaut wurden.
Halbe Welt fördert Erneuerbare
Insgesamt – so haben die Analysten herausgefunden – fördern immerhin die Hälfte der Staaten dieser Welt die erneuerbaren Energien. Neben den etablierten Ländern Europas, die schon seit vielen Jahren die Ökostromerzeugung unterstützen, sind in den vergangenen Jahren vor allem viele afrikanische Staaten dazugekommen, die sich mit den erneuerbaren Energien von den teuren fossilen Energiequellen emanzipieren wollen. In Europa hingegen geht der Trend teilweise in die andere Richtung. So haben Spanien und die Tschechische Republik nicht nur die Förderung ganz eingestellt. Für die Photovoltaik haben Madrid und Prag in den letzten Jahren die Hürden so hoch gesetzt, dass der Ausbau nahezu zum Erliegen gekommen ist. Auch Tokio schreckt inzwischen vor der eigenen Courage zurück. So hatte Japan nach dem Reaktorunfall in Fukushima die Förderung für die Photovoltaik drastisch erhöht, um die Abhängigkeit von der Kernenergie endlich zu überwinden. Doch nachdem die Regierung gemerkt hat, dass mit der guten Förderung tatsächlich die Anlagen gebaut werden und die Schrecken des Reaktorunfalls in weite Ferne rückt, reagiert sie mit einer drastischen Kürzung der Förderung im kommenden Jahr. Deshalb sehen die Analysten Japan auch nicht mehr als Wachstumsmarkt, sondern als etablierten Markt an, in dem der Zubau in den vergangenen Jahren gut vorangekommen ist, aber die Regierung die Bremse einlegt. Zu diesen Märkten gehören auch Italien, Bulgarien und Griechenland. (Sven Ullrich)