Nachdem die Gläubiger dem am vergangenen Sonntag unterzeichneten Vertrag zugestimmt haben, ist die Übernahme des Zell- und Modulproduzenten Q-Cells in Wolfen-Bitterfeld durch den südkoreanischen Hanwha-Konzern perfekt. Jetzt müssen nur noch die Kartellbehörden den Kauf abnicken und dann kann wenigstens ein Teil der Mitarbeiter aufatmen. Schließlich will Hanwha immerhin 1.250 der noch verbliebenen 1.550 Angestellten übernehmen, davon 500 am Produktionsstandort in Malaysia. Stellenabbau gibt es vor allem in der Verwaltung, „da zahlreiche Dopplungen mit der Organisation der Hanwha Gruppe bestehen“, heißt es in der Presseerklärung von Q-Cells. In Wolfen-Bitterfeld wird in Zukunft nicht nur geforscht und die Technologie weiterentwickelt, sondern es werden auch weiterhin Solarzellen und Module produziert. „In diesem extrem schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeld ist es ein großer Erfolg, dass es gelungen ist, nicht nur Forschung und Entwicklung, sondern auch die Produktion am Standort Bitterfeld-Wolfen zu erhalten“, freut sich Insolvenzverwalter Henning Schorisch. 'Zwar bedauere ich den Verlust von Arbeitsplätzen. Doch freue mich sehr, dass Q-Cells mit Hanwha einen starken Partner gefunden hat, der über die nötigen Mittel verfügt, Unternehmen, Marke und Mitarbeitern wieder eine langfristige Perspektive zu geben.“
Kein Unbekannter in der Branche
In Börsenkreisen ist man da weniger optimistisch. Hier munkelt man, dass die Schuldenlast von Q-Cells zu groß für eine komplette Übernahme ist und das Unternehmen am Ende doch noch filetiert wird. Immerhin beläuft sich der Schuldenberg von Q-Cells auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Dazu kommt noch ein Kaufpreis im zweistelliger Millionenhöhe, den Hanwha bezahlen muss. Sollten noch weitere Verbindlichkeiten auftauchen, würde das aber den Kaufpreis senken. Ob sich die Südkoreaner, die im letzten Jahr einen Umsatz von 31,6 Milliarden Dollar erzielt haben, mit dem Kauf übernehmen, bleibt abzuwarten. Denn immerhin ist Hanwha kein unbekannter in der Photovoltaikbranche. Mit dem Tochterunternehmen Hanwha Solar One hat der Konzern schon eine Zell- und Modulproduktion in China. (Sven Ullrich)