Conergy übernimmt nach eigenen Angaben drei Lehrlinge von First Solar. Die Auszubildenden sollen nach der Schließung der Werke in Frankfurt (Oder) des Dünnschichtherstellers First Solar in die Modulfertigung von Conergy wechseln. Eine entsprechende Vereinbarung haben der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) Martin Wilke und der Geschäftsführer von Conergy Solar Module in Frankfurt (Oder) Sven Klaus Starke geschlossen. Etwa zehn der 30 Auszubildende lernen dieses Jahr noch aus. „Von den restlichen Lehrlingen übernehmen wir drei Elektroniker für Betriebstechnik", erklärt Antje Stephan, Pressesprecherin von Conergy. „Einige Auszubildende haben sich nach unseren Informationen jedoch auch in andere Branchen umorientiert.“
Bekenntnis zum Standort an der polnischen Grenze
Zwar hat der Konzern mit Stammsitz in Hamburg selbst Anfang des Jahres Arbeitsplätze abgebaut und die Wafer- und Zellfertigung stillgelegt, doch läuft die Fertigung kristalliner Solarmodule in Frankfurt (Oder) weiter. „Die Übernahme der First Solar Auszubildenden ist ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland und zur Stadt Frankfurt (Oder)“, sagte Sven Klaus Starke. „Wir wollen den jungen Fachkräften die Möglichkeit geben, ihre Berufsausbildung abzuschließen und ihnen damit eine Zukunftsperspektive in unserer Region und der Branche geben. Die seinerzeit harten Einschnitte waren notwendig, um im starken Wettbewerb zu bestehen und nun wieder verhalten optimistisch nach vorne schauen zu können“, so Starke weiter. Für Conergy war die Zellproduktion in Frankfurt (Oder) nicht mehr rentabel. Inzwischen fliegen die Hamburger ihre Zellen aus Asien ein. „Dadurch profitieren wir von den Skaleneffekten der asiatischen Hersteller bei gleichbleibender Premiumqualität“, so Starke. „Zudem machen wir uns so unabhängiger von Preisschwankungen und sparen bei den Transportkosten. Deshalb glauben wir, dass wir die Modulfertigung am Standort in den nächsten Jahren profitabel betreiben können.“
Die Modalitäten der Werksschließung stehen fest
Für die etwa 1.200 weiteren Beschäftigten von First Solar in Frankfurt (Oder) gibt es indes keine Hoffnung mehr. Anfang letzter Woche haben sich der Betriebsrat, die IG Metall und die Unternehmensleitung des Produzenten von Dünnschichtmodulen auf die Modalitäten der Stilllegung der Produktionslinien verständigt. „Der amerikanische Konzern einigte sich mit dem Betriebsrat auf einen gut ausgestatteten Sozialplan und die Einrichtung einer Transfergesellschaft“, verkündet die IG Metall. „Der Standort wird dank neuer Aufträge erst Ende Dezember geschlossen, immerhin zwei Monate später als ursprünglich geplant.“ Die Mitarbeiter werden in eine Transfergesellschaft überführt. Hier erhalten sie Umschulungen und Weiterbildungen, um sie am Arbeitsmarkt wieder vermitteln zu können. Für die Transfergesellschaft haben beide Seiten eine Zeitraum von neun Monaten vereinbart. „Die Bildung der Transfergesellschaft trägt dazu bei, die Fachkräfte am Standort zu halten und damit die Attraktivität für Investoren zu sichern“, freut sich der Brandenburgische Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke). Außerdem zahlt First Solar jedem Festangestellten eine Abfindung von 1,8 Monatsgehältern für jedes Jahr Betriebszugehörigkeit. Da die beiden Werke von First Solar in Frankfurt (Oder) 2007 und 2011 eröffnet wurden, schwanken die Abfindungen zwischen mindestens einem und maximal neun Monatsgehältern für Beschäftigte, die von Anfang an dabei sind.
Leiharbeiter gehen leer aus
Etwa 250 Mitarbeiter werden noch für die ersten drei Monate des nächsten Jahres beschäftigt. Sie sollen die Produktionsanlagen abbauen. Die Leiharbeiter gehen völlig leer aus. Wie viele Leiharbeiter First Solar in Frankfurt (Oder) beschäftigt, ist nicht bekannt. Aber laut Weißbuch Photovoltaik der IG Metall erhält nur etwa jeder zehnte Beschäftigte in der Solarbranche in Deutschland eine Festanstellung. „Befristung und Leiharbeit stellen offenbar die Regel dar“, heißt es im Weißbuch. „Der hohe Einsatz von Befristung und Leiharbeit und die oftmals sehr niedrigen Einkommen zeigen auf, dass zu häufig Geschäftsmodelle verfolgt werden, die auf Wettbewerbsvorteile durch Dumpinglöhne und Prekarisierung der Betroffenen abzielen.“ (Sven Ullrich)