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Indien

Offshore-Masterplan für einen Subkontinent

Facilitating Offshore Wind Development in India (Fowind) – die Entwicklung einer Offshore-Windenergie in Indien erleichtern: So lautet der nüchterne Titel des Anfang 2014 gestarteten Studienprojekts, mit dem die Europäische Union (EU) die bisherige Kooperation bei erneuerbaren Energien mit dem fortschrittshungrigen südasiatischen Schwellenland auf Meereswindenergie ausweiten möchte. Vier Millionen Euro stellt die Staatengemeinschaft für die Studie zur Verfügung, seit April 2014 gehört dem Fowind-Konsortium als strategischer Partner auch der Weltwindenergierat GWEC an. Und nach vier Jahren soll Fowind dann für Indien so etwas wie den Masterplan zur Einführung einer nationalen Offshore-Windkraft geliefert haben. Warum etwas entwickeln, dass es so vielleicht gar nicht geben kann?

Wie Fowinds Masterplan aussehen könnte, skizziert nun der erste offizielle Zwischenbericht nach Ende des ersten Recherchejahres. Die Fowind-Partner haben sich auf sechs übergeordnete Regeln geeinigt:

  • Aufstellen eines Ausbauzieles für Offshore-Windkraft und eines Fahrplans für die Windkraftindustrie,
  • klare vertrauensbildende Bekenntnisse zu energiepolitischen Zielen,
  • die Förderung von Demonstrationsprojekten verbunden mit einem klaren Plan für den Übergang zu kommerziellen Großprojekten,
  • öffentlich-private Mixfinanzierungen von Projekten in der Anfangszeit,
  • Anschub eines substantiellen Volumens  an Aufträgen aus gemäßigt wachsenden Order-Pipelines – und schließlich
  • vorsichtiges Abwägen für oder wider eine mögliche Politik zum Aufbau einer nationalen Zulieferindustrie.
  • Zwei Pilotregionen

    Zwei indische Bundesstaaten sollen nach den Plänen des Studienprojekts als Pilotregionen dienen. In Gujarat im Nordwesten und Tamil Nadu im Südosten des Landes kann Fowind nun Modelle entwickeln, die für ganz Indien dann als Blaupause dienen könnten. Dabei wollen es die Fowind-Partner nicht bei politischen Empfehlungen alleine belassen: Auch die Erkundung möglicher geeigneter Offshore-Turbinenfelder und möglicherweise ja auch damit verbundener potenzieller Ansiedlungszonen für eine eigene Offshore-Zulieferindustrie gehören zu den selbst gewählten Aufgaben des Konsortiums.

    Im ersten Zwischenbericht aber haben die Akteure bereits analysiert, welche Lehren sich aus den Einzelbeispielen führender Offshore-Windkraftländer ziehen ließen. Die Studien-Autoren stellten dar, welchen Zielen die jeweiligen Offshore-Fördersysteme in diesen sechs ausgewählten Ländern gelten und wie gut sie diesen wirklich dienen. Als Schlüsselmärkte wählten sie dafür China, Belgien, Niederlande, Dänemark, Deutschland und Großbritannien aus.

    „Eine vorsichtige Prüfung dessen, was in Europa funktionierte und was nicht kann den Küstenstaaten Gujarat und Tamil Nadu sowie der indischen Zentralregierung helfen, das Wiederholen teurer Fehler zu vermeiden und die Wirkung öffentlicher Investitionen zu maximieren“, heißt es im Zwischenbericht. 

    Demonstrationswindpark vor Gujarat

    Die Initiative der indischen Regierung beschränkt sich derweil noch auf politische Absichtsbekundungen wie die des Ministeriums für Neue und Erneuerbare Energien: Dieses möchte den Entwurf einer nationalen Windenergiepolitik vorlegen. Schon früher hatte das Ministerium Eckpunkte dazu in der Öffentlichkeit erklärt: Demnach sollte eine nationale Offshore-Windenergie-Behörde entstehen, sollten erste Pilotprojekte innerhalb der küstennahen und noch von geringen Meerestiefen geprägten Zwölf-Seemeilen-Zone angestrebt werden – und sollten Forschungen die Windenergiemöglichkeiten in jener 200-Meilen-Zone erkunden, die nach internationalem Recht der nationalen ökonomischen Nutzung vorbehalten ist. Schon gegründet ist ein Offshore-Windenergie-Steuerungskommittee, das ein nationales Fördersystem und eine nationale Politik für die Offshore-Windkraft vorschlagen soll. Im Herbst vergangenen Jahres unterschrieb das Ministerium zusammen mit anderen lokalen Behörden und Institutionen eine Absichtserklärung, wonach Indiens erstes Demonstrationsprojekt vor der Küste von Gujarat mit einer Kapazität von 100 Megawatt (MW) entstehen soll. Außerdem beziehen sich die Inder auf die frühere Analyse einer schottischen Entwicklungsagentur, die zwei geeignete Ein-Gigawatt-Windfelder vor der Küste von Tamil Nadu ausgemacht hatte.

    (Tilman Weber)

    Das Foto können Sie auch unter www.pixelio.de finden