Wie weit zunächst, stellten sie auf der traditionellen Branchenmesse in Husum vor, die ihre Rolle als internationale Messe an die Hamburger Windenergy abgegeben hat und nun als Leitmesse für den deutschen Windmarkt dient. Den Spitzenwert strebt der Westerwälder Hersteller FWT an: Die ehemals als Fuhrländer firmierende FWT Energy GmbH hat nun auch die ersten Pilotanlagen der schon lange angekündigten Drei-Megawatt-Anlage mit 120-Meter-Rotordurchmesser gefertigt und teils errichtet. Künftig werden die Rheinland-Pfälzer die Anlage auch mit 170 Meter Naben- und 230 Meter Gesamthöhe anbieten. Denn in höheren Luftschichten sind die Luftströmungen stetiger - und daher ertragreicher. Das Nachfolgeunternehmen der insolventen Fuhrländer AG präsentierte auf der Messe dieses Angebot. Im Mai hatte FWT hierzu bereits die Partnerschaft mit dem Beton-Turmhersteller Drössler besiegelt. Damals war noch von der Nabenhöhe von 160 Metern die Rede. In Husum erklärte das 100-Mitarbeiter-Unternehmen, die Höhe auf 170 Meter zu steigern. Schon seit 2007 hält Fuhrländer den bisherigen Rekord bei den Nabenhöhen mit 160 Metern auf Stahlfachwerktürmen.
Zusätzlich allerdings wird Fuhrländer als Trendsetter auch die Gesamthöhe der Anlagen noch einmal deutlich wachsen lassen: Mit den früheren Rotordurchmessern von bis zu 100 Metern reckten sich die Fuhrländer-Anlagen noch höchstens 210 Meter in die Luft – ähnlich übrigens auch den Anlagen anderer Hersteller wie Enercon mit größeren Rotoren auf etwas kleineren Türmen. Nun sollen die Rotorblätter mit der Flügelspitze noch bis zur Maximalhöhe von 230 Metern die Energie aus dem Wind kratzen. Der sogenannte Ventur-Turm des Fuhrländer-Zulieferers Drössler setzt sich aus mehreren flachen Betonwänden zu einem achteckigen Körper zusammen. Die flachen Betonwände lassen sich gut zur Baustelle bringen und mit einem speziellen Stecksystem zusammensetzen. Über dem so zusammengesetzten Betonfuß dieses Hybridturmes setzt Fuhrländer die Stahlzylinder-Turmsegmente auf.
230 Meter Gesamthöhe
Damit die Türme in dieser Höhe ausreichend Stabilität erhalten, müssen sie am Turmfuß deutlich breiter ausfallen. Sechs Meter Durchmesser werden damit zum Standard der sich branchenweit gerade durchsetzenden Windenergie-Anlagenklasse von drei Megawatt (MW). Doch die für deutlich kleinere Nabenhöhen von meist nur bis zu 100 Metern gewöhnlich gelieferten Turmsegmente in Stahlzylinderbauweise dürfen nicht mehr als 4,20 Meter Durchmesser haben, weil sie sonst beim Transport nicht unter den Autobahnbrücken hindurch passen. Die Bauweise mit Betonplatten behebt das Logistikproblem.
Doch auch andere Turbinenhersteller peilen beeindruckende Höhen ihrer Binnenlandanlagen mit nochmals vergrößerten Rotoren an. Ob GE, Vestas, oder Nordex: Galten bisher 200 bis 210 Meter als Höchstmaß recken Sie die Rotoren noch einmal 20 Meter weiter bis an die Marke von 230 Meter. Nordex etwa will die neu vorgestellte Schwachwindanlage für küstenferne Binnenlandstandorte mit 3,3 MW und 131 Meter Rotordurchmesser ab 2016 auch mit 164-Meter-Turm anbieten.
Neuheit: Stahlzylinderrohrturm in Steckbauweise
Auch Vestas erreicht mit einem künftigen 149-Meter-Turm mit der neuen 136-Meter-Rotor-Anlage V136-3.45 MW fast die Höhe von 220 Meter. Der dänische Weltmarktführer verzichtet allerdings traditionell auf Hybridtürme mit Betonanteilen. Dennoch soll der Turmfuß in Stahlzylinderbauweise mit einem Durchmesser am Boden von sechs Metern für die ausreichende Stabilität sorgen. Vestas präsentierte dafür eine eigene Turm-Entwicklung mit einem untersten Turmsegment, das aus drei Drittelschalen bestehen wird. Sie sollen so lang sein, wie zwei gewöhnliche Segmentabschnitte bisheriger Stahlzylindertürme zusammen. Die Wanddicke wird dank des breiten Fußes laut Vestas von 65 auf 35 Millimeter sinken können und Masse und daher Geld sparen.
Siemens oder Senvion verbleiben mit ihren auf 130 und 140 Meter Rotordurchmesser und 3,3 sowie 3,4 MW verstärkten Anlagen auf einer Gesamthöhe von genau 200 Metern. Deutschlandmarktführer Enercon hingegen will mit einer Nabenhöhe von zunächst 144 Metern die neue Anlage E-127 auf dem Höchstmaß von 207 Metern belassen.
(Tilman Weber)