Der Weltwindenergierat GWEC hat es in der Vorabzusammenfassung vor Präsentation der gesamten Studie am 24. Oktober vorweggenommen: Eine Erzeugungskapazität von 2.110 Gigawatt (GW) Windkraft sehen die Studienautoren bis 2030 voraus. Das sind immerhin 200 Gigawatt mehr, als der Global Wind Energy Outlook vor zwei Jahren als bestes Szenario vorgelegt hatte. „Die Ziele von Paris zu erreichen, bedeutet eine komplett kohlenstofffreie Elektrizitätsversorgung deutlich vor 2050, und Windenergie wird eine Hauptrolle dabei spielen, uns dahin zu bringen“, sagte Steve Sawyer, Generalsektretär beim GWEC, der den Ausblick herausgibt. Diese Entwicklung würde jährlich Emissionen von 3,3 Milliarden Tonnen CO2 vermeiden helfen – alleine durch Verdrängung von fossile Rohstoffe verbrennenden Kraftwerke. Dieser Ausbau der Windenergie würde jährliche Investitionen von 200 Milliarden Euro verlangen. Vor allem aber würde dieser große Windparkbestand jährlich genug Strom erzeugen, um für 20 Prozent des weltweiten Strombedarfs aufzukommen.
Auch ein großer Anteil an Elektromobilität gehört zu dem Szenario. Elektrofahrzeuge würden für die dringend benötigte Sektorenkopplung sorgen, erklärte Sven Teske, Forschungsdirektor an am Institut für nachhaltige Zukunft im australischen Sidney. Sie würden damit Windstrom auch im Verkehr nutzbar machen und auch dort die Dekarbonisierung vorantreiben – die Reduzierung des CO2-Ausstoßes, die im Verkehr nicht stattfindet.
Doch der Report konstatiert indirekt auch, dass Ende 2016 binnen eines Jahres möglicherweise nur weitere rund 60 GW Windenergieleistung hinzugebaut sein werden. Das bedeutete im besten Fall eine momentane Stagnation. Im vergangenen Jahr 2015 waren es 63 GW und GWEC hatte für 2016 im Frühjahr noch 64 GW erwartet. Die installierte Leistung betrug Ende 2015 noch 433 GW. Für einen Zuwachs bis auf 2.100 GW bis 2030 müssten demnach ab 2017 dann jährlich rund 115 GW hinzukommen.
Derzeit beträgt der Anteil der Windenergie an der Stromversorgung weltweit noch fünf Prozent. Zwar haben viele weit entwickelte Windenergiestaaten wie Dänemark oder Deutschland bereits sehr hohe Anteile Windkraft an ihrer Stromversorgung – in Deutschland von wahrscheinlich rund 16 Prozent. Noch viele Länder darunter auch das große Russland haben bislang hingegen gar keinen Windenergieanteil.
(Tilman Weber)