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Geschäftsjahr 2017

Nordex erreicht Ziele für 2017

Knapp 3,1 Milliarden Euro – 3,08 Milliarden Euro – verzeichnet der von Nordex gesteuerte Unternehmenszusammenschluss, zu dem seit April 2017 auch der spanische Turbinenbauer Acciona als Tochterunternehmen gehört. Das trifft die Anfang 2017 ausgegebene Prognose von 3,1-3,3 Milliarden Euro Umsatz genauso gut wie die einer Ebitda-Marge von 7,8 bis 8,2 Prozent. Wie Nordex jetzt mit der Vorlage des neuen Geschäftsberichtes bilanzierte, schaffte das Unternehmen im Geschäft des vergangenen Jahres ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 242 Millionen Euro, was einer sogenannten bereinigten Ebidta-Marge von 7,9 Prozent entsprach.

Weltweit errichtete das Unternehmen mit den zwei unterschiedlichen Turbinenportfolios aus Deutschland und Spanien 2017 Anlagen mit einer Kapazität von rund 2,7 Gigawatt (GW) und damit genauso viel wie im Vorjahr. Dies ist im Vergleich zu anderen der wie Nordex zu den zehn größten Windturbinenherstellern gehörenden Unternehmen ein relativer Erfolg – haben doch vor allem führende Windturbinenbauer wie Vestas, GE oder auch Enercon 2017 weniger neu installierte Erzeugungskapazität verzeichnen können, wie bisher Marktanalyse-Unternehmen und Firmen verlautbaren ließen.

Vor allem der deutsche Markt war 2017 für die Unternehmensgruppe noch einmal ein ganz wichtiger Absatzort bei den Turbineninstallationen mit rund 730 Megawatt (MW) neu ans Netz angeschlossener Leistung. Nur in den USA hatte die Unternehmensgruppe mit 770 MW im vergangenen Jahr noch mehr aufgestellt, was gleichfalls ein Erfolg war. Doch Nordex muss künftig wieder einen deutlich größeren Anteil im Ausland aufstellen, weil die Aufträge aus dem wichtigen deutschen Markt einbrechen. Zwar setzt die Gruppe nun erklärtermaßen mit den zwei Neuentwicklungen beider Unternehmensteile bei spezialisierten Großturbinen wie der Nordex-N149 mit 149 Meter Rotordurchmesser und 4,0 bis 4,5 MW Leistung sowie bei der Acciona-Anlage AW140/3000 mit 140 Meter Rotordurchmesser und 3 MW Leistung darauf, mittelfristig und vielleicht auch schon im Jahr 2018 wieder deutlich die Aufträge auch in Deutschland zu steigern. Doch der deutsche Markt war 2018 von massiven Auftragsverschiebungen geprägt – auch bei Nordex: So gingen die Neuaufträge im Jahr 2017 von einem Volumen von 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf einen Umfang von 2,2 Milliarden Euro zurück, bei einem Anteil von gerade mal noch 273 Millionen Euro aus Deutschland. Im Vorjahr hatte der deutsche Markt noch zu Neubestellungen im Wert von 1,173 Milliarden Euro geführt.

Hintergrund dieser Entwicklung ist eine Erscheinung, die mit den speziellen Bürgerwind-Förderregelungen des 2017 eingeführten neuen Ausschreibungssystems zu tun hatte: Diese erlaubten sogenannten Bürgerwindparkgesellschaften eine Teilnahme an Ausschreibungen noch ohne Baugenehmigungen. Zudem gewährten die Auktionsregeln den Bürgerwindparks eine extrem lange Verwirklichungsfrist bis zum Netzanschluss von bis zu 4,5 Jahren. Weil über 90 Prozent der Zuschläge in den Tendern von 2017 an Bürgerwindparks gingen, war der Effekt auf das Bestellverhalten 2017 enorm: Die Branche erwartet, dass die Aufträge für die Ausschreibungszuschläge dieses Jahres möglicherweise erst 2019 oder gar 2020 eingehen werden. Hinzu kommt eine Unsicherheit: Die bezuschlagten Bürgerwindparkprojekte seien zu einem großen Teil Spekulationsplanungen mit unsicheren Erwartungen an die Wirtschaftlichkeit zukünftiger und heute noch nicht produzierter Windenergieanlagen.

Dem Ziel, sich künftig wieder internationaler auszurichten, diente auch der Zusammenschluss mit Acciona von 2017. So soll Nordex mit seinen erfolgreichen und insbesondere auf Binnenlandstandorte spezialisierten Großrotoranlagen weiterhin die hochentwickelten Windenergiemärkte mit höheren Preisen oder in herausfordernden Klimazonen beliefern. Acciona hingegen soll die Entwicklungs- und Schwellenländer bedienen, aber auch den großen US-amerikanischen Markt. Tatsächlich hielten sich die Auftragsbestellungen außerhalb Deutschlands 2017 knapp auf dem Vorjahresniveau mit rund 1.950 MW. 2016 brachten die internationalen Bestellungen noch ein neues Auftragsvolumen von rund 2.130 MW ein.

Das Unternehmen konnte derweil den Auftragsbestand bei 3,7 Milliarden Euro knapp auf dem Niveau von 2016 halten, als das Jahr mit einem Bestand bei Bestellungen von 3,9 Milliarden Euro endete. Allerdings ging das finanzielle Volumen im Auftragsbestand bei den Bestellungen neuer Turbinen deutlich um ein Viertel auf 1,67 Milliarden Euro zurück, was auch an den durch internationale Ausschreibungen unter Druck geratenen Turbinenverkaufspreisen liegt. Mit deutlich gewachsenen Auftragswerten im Anlagenservice allerdings kompensierte die Gruppe den Rückgang weitgehend. Immerhin meldete das Unternehmen zuletzt einen stattlichen Auftragseingang aus dem Schlussquartal von 2017 im Wert von 1,6 Milliarden Euro. Für 2018 erwartet Nordex nun aber nur noch 2,2 bis 2,4 Milliarden Euro Umsatz sowie 4 bis 5 Prozent Ebitda-Marge.

(Tilman Weber)