Nahezu zwei Drittel der deutschen Solarteure unterstützen inzwischen die Einführung von Schutzzöllen gegen chinesische Modul- und Zellimporte, sollte die Europäische Kommission feststellen, dass die Produzenten aus dem Reich der Mitte ihre Produkte in Europa zu Dumpingpreisen auf den Markt bringen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Europressedienst. Der Mediendienstleister hat in der ganzen Europäischen Union zwischen dem 4. und 18. März eine telefonische Umfrage durchgeführt, an der sich etwa 530 Handwerker beteiligt haben.
Kaum noch Angst vor Nachfragerückgang
Allerdings liegt die Zustimmung zu Handelsbeschränkungen gegen Billigimporte aus dem Reich der Mitte in Deutschland im europäischen Durchschnitt. Die Installateure in Belgien stimmen zu über 84 Prozent der Einführung von Schutzzöllen zu. In Italien, Frankreich und Spanien befürworten drei von vier Installateuren solche Handelsbeschränkungen. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Frage, ob die Untersuchung der Europäischen Kommission überhaupt berechtigt ist. So waren 66 Prozent der Installateure, die sich an der Umfrage beteiligten, der Meinung, dass das Verfahren seine Berechtigung hat. Insgesamt hatten nur 18 Prozent der Handwerker Angst, dass mögliche Antidumping- und Antisubventionszölle gegen chinesische Solarmodule aus kristallinem Silizium zu höheren Preisen in der Europäischen Union führen könnten und damit die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen zurückgehen würde. Innerhalb der letzten Monate hat sich damit das Stimmungsbild unter den Solarteuren gewandelt. Noch im November 2012 sagten noch 42 Prozent von 875 befragten europäischen Handwerkern, sie befürchten rückläufige Nachfrage nach Solarstromanlagen, sollten Schutzzölle seitens der Europäischen Union eingeführt werden.
Handwerker vermuten Subventionen hinter niedrigen Preisen
Europressedienst befragte die Handwerker auch hinsichtlich ihrer Meinung, warum chinesische Module in Europa so billig angeboten werden. Hier gehen die Meinungen der Installateure weit auseinander. So nennen 68 Prozent der Befragten die Subventionen seitens der chinesischen Regierung als Grund für die niedrigen Preise für Module aus China. Auch die geringeren behördlichen Auflagen bei der Produktion von Solarmodulen in China ist für die Solarteure ein klarer Wettbewerbsvorteil. Den leichtere Zugang zu frischem Kapital halten 63 Prozent der Befragten für die Ursache, dass chinesische Produzenten ihre Ware zu niedrigeren Preisen auf den europäischen Markt bringen können. Dass der leichte Zugang zu Kapital auch nach hinten los gehen kann, zeigt sich aber gerade bei Suntech. Denn viel Kapital ist kein Garant für hohe Gewinne. Irgendwann müssen die Schulden zurückgezahlt werden. Bemerkenswert ist: Die meisten Gründe scheinen nicht unmittelbar mit Subventionen oder mit Dumpingpreisen verbunden zu sein. So waren immerhin 60 Prozent der befragten Installateure der Meinung, dass die niedrigen Energiekosten in China dazu führen, dass dort die Herstellung von Solarmodulen billiger ist, was sich auf die Preisstruktur auswirkt. Ob diese niedrigen Energiekosten ein direktes Ergebnis von spezifischen Konditionen sind, die den chinesischen Produzenten von ihrer Regierung eingeräumt werden, darüber gibt die Umfrage keine Auskunft. Immerhin war aber genau das ein entscheidender Punkt bei der Antisubventionsuntersuchung amerikanischen Handelsministeriums in Washington gegen genau diese chinesischen Hersteller von kristallinen Solarzellen und Photovoltaikmodulen. (Sven Ullrich)