Gegen die Einleitung der Untersuchung der Dumpingvorwürfe mehr sich die Kritik. Während das chinesische Handelsministerium bereits letzte Woche mit einem Handelskrieg gedroht hat, sollte die Europäische Kommission Einfuhrzölle auf Solarzellen, Module und Wafer einführen, bauen auch die chinesischen Hersteller eine Drohkulisse auf. „Protektionistische Maßnahmen würden die Kosten der Solarenergie in Europa erhöhen und europäische Arbeitsplätze in der Solarindustrie gefährden“, warnt Zhengrong Shi, Vorstand und CSO von Suntech, einem der größten Hersteller mit Sitz in Wuxi. „Durch die Klage wird die Mehrheit der Branche verlieren, da sie lediglich von wenigen Vertretern der Industrie vorangetrieben wird und vor allem deren persönlichen Zielen dient“, ergänzt Gregory E. Spanoudakis, Europachef von Canadian Solar. Der Konzern hat seine Produktionsstätten nicht nur in Kanada sondern auch in China und wäre deshalb von Strafzöllen betroffen. „Die Solarindustrie basiert auf einer komplexen globalen Wertschöpfungskette und würde deshalb von Handelsschranken entscheidend und negativ beeinflusst werden“, warnt auch Darren Thompson, Europachef von Yingli Green Energie mit Stammsitz in Baoding. „Dabei wird es keine Gewinner geben sondern vielmehr unermesslichen Schaden und Rückschritt bei unserem gemeinsamen Ziel, die Solarenergie als preiswerte Energieressource zu etablieren, die für jeden erschwinglich ist. Zusätzlich werden solche Aktionen den Einsatz der umweltverträglichen Solarenergie unabhängig von staatlichen Förderungen entscheidend verzögern.“
Finanzquellen und Kostenstrukturen liegen offen
Wie nicht anders zu erwarten, weisen die Hersteller im Reich der Mitte die Vorwürfe als haltlos zurück. Die großen Unternehmen der Branche verweisen darauf, dass sie an der Börse notiert sind und deshalb ihre Finanzierungsquellen und ihre Kostenstrukturen ohnehin offen liegen. „Wir können unser striktes Befolgen fairer internationaler Handelspraktiken nachweisen“, betont Zhengrong Shi. „Aktuell überprüfen wir die Einleitung des Verfahrens und werden mit der EU-Kommission auf ganzer Ebene bei ihren Nachforschungen kooperieren.“
Angst vor Retourkutsche
Aber nicht nur aus China kommt Kritik. Auch europäische Hersteller, Projektentwickler, Produktionsmittelhersteller sowie Rohstoff- und Materiallieferanten halten nichts von Handelsbeschränkungen. So befürchten Materiallieferanten Retourkutschen seitens der Regierung in Peking. Schließlich sind sie es, die den größten Teil der Rohstoffe für die chinesischen Solarzellen und Module liefern. Auch der Projektentwickler Soventix aus Duisburg warnt vor Handelsbeschränkung. „Protektionistische Maßnahmen sind kurzsichtig, nicht nur im Solarsektor, sondern auch in anderen Branchen“, sagt Thorsten Preugschas, Geschäftsführer von Soventix im Österreichischen Rundfunk. „Sie gefährdeten das internationale Geschäftsklima erheblich, ebenso wie das wirtschaftliche Wachstum.“ Soventix ist wie der Systemanbieter S.A.G. Solarstrom in Freiburg und der Technologiekonzern Heraeus in Hanau Mitglied in der Alliance for Affordable Solar Energy (AFESE), die sich gegen die Einführung von Strafzöllen auf chinesische Photovoltaikprodukte stark macht. Denn damit „wird eine Spirale in Gang gesetzt, die dem freien Welthandel nicht zuträglich ist“, so Andreas Hänel, Vorstandsvorsitzender von Phoenix Solar in Konstanz. (Sven Ullrich)