BayWa r.e. hat 2021 wieder viel Solarleistung aufgebaut. Mit welcher Entwicklung im Bereich Photovoltaikfreiflächenanlagen rechnen Sie in den nächsten Monaten?
Stefanie Wimmer: In Europa planen wir, das Doppelte an Leistung zu bauen wie in diesem Jahr. Unsere Kernmärkte sind dabei Spanien und die Niederlande. Darüber hinaus verstärken sich die Aktivitäten in Deutschland und im Vereinigten Königreich. Nicht nur die Photovoltaikleistung wird sich steigern, sondern zusätzlich werden auch die Speicherprojekte und Kombinationen mehr, zum Beispiel in Deutschland und in Großbritannien.
Auf welchen Märkten erwarten Sie ein starkes Wachstum?
In Spanien, Großbritannien, Deutschland, Italien und Frankreich. Perspektivisch auch vermehrt in den osteuropäischen Ländern.
Die Preisentwicklung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass sich die Photovoltaik unabhängig von Förderungen machen kann. Spielt das bei Ihrer Planung eine Rolle?
Wir fokussieren uns darauf, zukünftig Projekte ohne Förderung über direkte Stromlieferverträge, die Power Purchase Agreements – PPA – zu realisieren. In unserer Pipeline halten sich förderfreie und geförderte Projekte noch die Waage, der Trend geht aber definitiv in Richtung förderfreie Projekte.
Die PPA werden also auch bei Ihnen immer mehr zum Finanzierungsmodell. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie in diesem Segment und welchen Anteil nehmen Solarparks mit PPA bei BayWa r.e. ein, im Vergleich zu Anlagen, die mit Einspeisevergütung oder Marktprämie gebaut werden?
Auf europäischer Ebene haben PPAs sicherlich eine Dynamik, die den Markt für Erneuerbare langfristig prägen wird. In vielen Märkten sehen wir bereits große Volumina an PPA, allen voran in Spanien, aber auch im Vereinigten Königreich oder den skandinavischen Ländern.
Wie entwickelt sich die Nachfrage in Deutschland?
Deutschland war bisher ein vergleichsweise neuer Markt, man merkt jedoch stark, wie die Notwendigkeit von Grünstrom aus subventionsfreien Neuanlagen für in Deutschland tätige Unternehmen immer wichtiger wird. Denn zum einen stellen PPA für die Projektentwickler inzwischen eine attraktive Möglichkeit dar, feste Einkommensströme zu garantieren, zum anderen wächst die Nachfrage auf Seiten der Industrie nach solchen Produkten, auch um die Nachhaltigkeitsziele der Industrieunternehmen erreichen zu können. PPA spielen in Deutschland bislang vor allem im Post-EEG-Segment und für große Solarparks eine Rolle. Gerade für Photovoltaikgroßanlagen bieten PPA aufgrund des aktuellen Strommarktniveaus und der steigenden Nachfrage von Industrieseite eine attraktive Möglichkeit, Projekte ohne EEG-Förderung umzusetzen. BayWa r.e. baut derzeit eine starke Pipeline an Photovoltaikfreiflächen auf. Wir sehen, dass ab 2023 der Markt für langfristige PPA mit Neuanlagen anzieht und Photovoltaik-PPA in Deutschland immer mehr Mainstream werden.
Die anderen Länder in Europa sind da schon weiter?
Europaweit können wir in Bezug auf PPA-Projekte sicherlich von mehreren hundert Megawatt im Solarbereich plus Wind sprechen. Schwerpunkte sind dabei die Niederlande, wo wir insbesondere über unsere Tochtergesellschaft Groenleven Projekte ans Netz bringen. Als weitere Märkte sind neben den schon genannten wie Spanien und Großbritannien auch Italien und Deutschland zu nennen.
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