Die europäische Photovoltaikbranche hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord erreicht. Insgesamt gingen in den Mitgliedsstaaten der EU neue Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 25,9 Gigawatt neu ans Netz – so viel wie bisher in keinem anderen Jahr. Dies ist im Vergleich zu 2020 ein Wachstum von satten 34 Prozent. Damals erreichte die Solarbranche einen Zubau von 19,3 Gigawatt. Dies berichtet der europäische Branchenverband Solar Power Europe (SPE) in seinem aktuellen Marktbericht „EU Market Outlook for Solar Power 2021-2025“.
Deutschland liegt vor Spanien
Der größte Solarmarkt in Europa bleibt Deutschland mit einem Zubau von 5,3 Gigawatt – nachdem 2020 noch 4,9 Gigawatt neue Solarstromleistung ans Netz ging. Auf dem zweiten Platz liegt Spanien mit einem Zubau von 3,8 Gigawatt – ein Wachstum um 300 Megawatt im Vergleich zu 2020. Die Niederlande mit 3,3 Gigawatt und Polen mit 3,2 Gigawatt liegen fast gleich auf den weiteren Plätzen. Mit 2,5 Gigawatt hat Frankreich kräftig zugelegt. Dort wurden 2020 nur Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von 800 Megawatt neu installiert.
Auch Griechenland hat den Zubau von 500 Megawatt auf 1,6 Gigawatt mehr als verdreifacht und liegt jetzt vor Ungarn und Italien mit einem Zubau von jeweils 800 Megawatt. Dazwischen hat sich noch Dänemark geschoben. Dort gingen 2021 Solaranlagen mit einer Leistung von 1,2 Gigawatt neu ans Netz – 2020 lag der Zubau noch bei mageren 200 Megawatt.
Brüssel beseitigt Hindernisse
Die Aussichten für die europäische Solarbranche sind gut – trotz der Debatte um das Greenwashing von Atomkraft und Erdgas, die die EU-Kommission mit ihrer neuen Taxonomie für nachhaltige Finanzierungen losgetreten hat. „Verbunden mit einem starken Wachstum haben wir das Jahr 2021 auf einem politischen Höhepunkt beendet“, betont Walburga Hemetsberger, Geschäftsführerin von Solar Power Europe. „Denn die Europäische Kommission hat eine Solarstrategie der EU für unsere saubere Technologie für das Jahr 2022 bestätigt, die die europäische Solarindustrie weiter voranbringen und Hindernisse für die Entwicklung beseitigen soll.“ Hemetsberger blickt dabei unter anderem auf die Möglichkeit der Mitgliedsstaaten, Solarmodule von der Umsatzsteuer zu befreien, wie es der Europäische Rat vorgeschlagen hat.
Grundlage für bessere Rahmenbedingungen
Außerdem sehen die neuen Regelungen für die Unterstützung von Ökostromanlagen technologiespezifische Ausschreibungen vor, wie beispielsweise Kombinationen aus Photovoltaik und Speicher, Agriphotovoltaik oder schwimmende Solaranlagen. Dazu kommt noch die Befreiung der Anlagen im Besitz kleiner und mittlerer Unternehmen von der Ausschreibungspflicht, die in den neuen Beihilfeleitlinien festgelegt ist. „Nicht zuletzt bilden die verschiedenen Vorschläge, die die Europäische Kommission im Rahmen des „Fit-für-55“-Pakets vorgelegt hat, eine sehr gute Grundlage für die weiteren Verhandlungen und verbessern die Rahmenbedingungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien“, erklärt Hemetsberger.
Weiteres Marktwachstum erwartet
Auf der Basis dieser Voraussetzungen rechnet der Verband mit einem weiteren Wachstum des europäischen Marktes und erwartet für 2022, dass der Zubau Marke von 30 Gigawatt übersteigt. Dieses etwas langsamere Wachstum führen die Autoren des EU Market Outlooks auf die kaum weiter sinkenden Komponentenpreise zurück, die den Markt etwas bremsen. Doch verbesserte Rahmenbedingungen, die vor allem in Deutschland für dieses Jahr erwartet werden, können den Markt in den Jahren nach 2022 wieder beleben und den Zubau antreiben. Die Experten von SPE erwarten für 2023 ein Wachstum um 25 Prozent und für 2024 ein Wachstum um 27 Prozent. Das mündet dann in einem Zubau von 38,5 Gigawatt im Jahr 2023 und von 44,6 Gigawatt 2024.
Europa brauch 870 Gigawatt bis 2030
Diese Beschleunigung ist auch dringend notwendig. Denn der Branchenverband hat ausgerechnet, dass die EU bis 2030 mindestens 870 Gigawatt installierte Solarleistung benötigt, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Trotz des wachsenden Marktes wird die EU bis 2025 eine installierte Leistung von etwa 327,6 Gigawatt erreichen – in einem mittleren Szenario. Mit sehr guten Rahmenbedingungen könnten es sogar 371,5 Gigawatt sein. Dennoch bleibt viel zu tun.
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