Die Stadtwerke Rostock betreiben seit einigen Monaten einen riesigen Wärmespeicher in der Hansestadt. Zunächst ist er im Testbetrieb. Doch in wenigen Wochen soll er regulär überschüssigen Ökostrom nutzen und diesen in Form von Wärme speichern. Diese Wird dann über eine Power-to-Heat-Anlage, die gerade gebaut wird, und einen Wärmetauscher eingespeichert und steht später für das Fernwärmenetz der Stadtwerke zur Verfügung.
Ein Wochenende Wärme aus dem Speicher
Satte 45 Millionen Liter fasst der 55 Meter hohen Speicher. Das Wasser wird bei einer Temperatur von 98 Grad Celsius gespeichert. Damit kann die Anlage thermisch etwa zwei Gigawatt Energie zwischenlagern. Das ist genug, um alle Fernwärmekunden der Stadtwerke ein ganzes Wochenende mit Wärme zu versorgen. Der Speicher hilft nicht nur, die Abregelung von Windkraft- und Solaranlagen in der Region zu vermeiden, sondern erlaubt auch einen flexibleren Betrieb des vorhandenen Heizkraftwerks.
475 Kilometer Wasserstoffnetz geplant
Zusätzlich soll weiterer Ökostrom in Form von grünem Wasserstoff und Ammoniak gespeichert werden. Dazu investiert die Stadt Rostock bis 2035 üppig in die dafür notwendige Infrastruktur und will sich als Drehkreuz der norddeutschen Wasserstoffindustrie aufstellen. Schon seit 2020 ist die Hansestadt Mitglied der Wasserstoffinitiative. So solle nach Angaben der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) bis 2026 ein 475 Kilometer langes Pipelinenetz aufgebaut werden, dass an den europäischen Wasserstoffmarkt angeschlossen werden soll.
Investitionen in Erneuerbare sind notwendig
Die bei der Wasserstoffproduktion entstehende Abwärme wird darüber hinaus zur Versorgung der Stadt mit erneuerbarer Wärme genutzt. „Rostock stößt trotz wirtschaftlicher Unsicherheit Investitionen an, die die Stadt fit machen für das nächste Jahrzehnt“, sagt Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE. „Gleichzeitig gelingt es der Stadtverwaltung, diese Projekte für die städtische Energiewende über Sektorenkopplung nutzbar zu machen. Rostock zeigt, Investitionen in die Erneuerbaren sind weiterhin möglich und notwendig.“
Bis 2035 klimaneutral
Die Investitionen sind auch Teil einer Strategie, Rostock bis 2035 klimaneutral zu machen. „Der Wärmespeicher ist für uns die Schnittstelle für neue nachhaltige Technologien zur Wärmeerzeugung wie zum Beispiel einer Wärmepumpe in der Warnow oder die Nutzung von Abwärme, die bei der Elektrolyse entsteht“, erklärt Oliver Brünich, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Rostock. (su)
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