Hitzewellen und Starkregen setzen Städte unter Handlungsdruck, möglichst schnell Infrastrukturmaßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung umsetzen. Unterstützung kommt jetzt in Form eines von Wissenschaftlern entwickelten Infokartensets, das mögliche Maßnahmen, Voraussetzungen, Effekte und Kombinationsmöglichkeiten für die Planung klimagerechter Quartiere aufzeigt.
Die im Set enthaltenen Infokarten und Chips bilden mögliche Klimaanpassungsmaßnahmen als Einzellösungen ab und lassen sich miteinander kombinieren. Ziel ist es, eine Vernetzung der Wasser- und Grüninfrastrukturen in den Kommunen und damit eine bessere Widerstandfähigkeit gegen Hitze oder Starkregen möglichst anschaulich darzustellen.
Graue Infrastruktur wird mit städtischem Grün und Wasserstellen verbunden
Im Forschungsprojekt Networks 4, in dessen Verlauf das Kartenset entwickelt wurde, untersuchte ein Wissenschaftsteam unter der Leitung des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE ) und des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu), wie Klimaanpassung in Kommunen durch eine gezielte Vernetzung der grauen, technischen Wasserinfrastruktur mit blauen und grünen Infrastrukturen gelingen kann.
Die graue Infrastruktur wird dabei mit mit Flüssen, Bächen oder Anlagen wie Springbrunnen oder Wasserspielplätzen und städtischem Grün wie Bäumen und Sträuchern in Parks, Wiesen oder Grünstreifen verbunden. So können in längeren Hitze- und Trockenperioden Bäume und Grünflächen etwa mit gespeichertem Regenwasser oder Betriebswasser aus aufbereitetem Grauwasser bewässert werden.
Keine Pauschallösungen
„Blaue, grüne und graue Infrastrukturen können vielfältig für eine klimagerechte Stadtentwicklung genutzt werden“, sagt Winker, „aber es gibt keine Pauschallösung für alle Kommunen, dazu sind die jeweiligen Voraussetzungen zu unterschiedlich und zu komplex.“ Die Lösungsmöglichkeiten liegen vielmehr in der Kombination klimagerechter Maßnahmen, die auf die jeweilige städtische Situation zugeschnitten sind. Diese zu identifizieren und miteinander zu kombinieren, stellt Kommunen vor neue Herausforderungen.
„Das Kartenset bietet alle wichtigen Informationen zur Vernetzung blau-grün-grauer Infrastrukturen von Gebäudebegrünung über Betriebswassernutzung bis zur Bewässerung und dient als Planungshilfe und zur Vorbereitung kommunalpolitischer Entscheidungen“, sagt Projektleiterin Martina Winker vom ISOE. Außerdem könne es den Austausch zwischen Akteuren der kommunalen Planung sowie Betreibern der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung und zum Beispiel privaten Immobilienbesitzern erleichtern.
Kommunen profitieren von integrierter Planung
Für viele Akteure sei der Vernetzungsgedanke noch neu und könne deshalb einen Mehraufwand in der Planung und anschließenden Umsetzung bedeuten. „Die frühzeitige integrative Planung der blau-grün-grauen Infrastrukturen lohnt sich für Kommunen mehrfach, da sie Ressourcen schont und damit eine optimale Anpassungsstrategie an den Klimawandel ermöglicht“, so Jan Hendrik Trapp vom Difu. Daraus ergeben sich Synergieeffekte, die den Folgen des Klimawandels gezielt entgegenwirken können. (kw)