Jeweils für mehr als sechs Stunden, am Samstag waren es sechseinhalb und am Sonntag sechs und eine Viertelstunde, konnten sich die Deutschen an dem satten Grünstromüberschuss bedienen. Viel Wind in Verbindung mit zugleich viel Sonne bei zeitgleichem Beibehalt einer Basiseinspeisung aus Wasserkraft- und Bioenergieanlagen ließen die sogenannte Residuallast auf Werte von minus acht Gigawatt (GW) fallen.
Darauf machte am Montag der Produzent des Online-Informationsportals Energy-Charts.de, Bruno Burger, aufmerksam. Von 8:00 bis 14:00 und von 8:45 bis 15:00 habe der Zustand an Samstag und Sonntag angedauert, schrieb Burger im Internet-Kurznachrichtenkanal Twitter. Der an diesem Wochenende erreichte Spitzenwert dieser negativen Residuallast betrugt -8,18 GW.
Die Residuallast beziffert die jeweils aktuelle Leistung, die konventionelle, fossile Rohstoffe nutzende Kraftwerke zusätzlich zur Einspeisung aus Erneuerbare-Energien-Anlagen ans Netz bringen müssen, damit die deutsche Stromerzeugung exakt für den bundesweiten Stromverbrauch ausreicht. Oder mathematisch ausgedrückt: Residuallast ist die Last, also der Stromverbrauch, minus der Erneuerbaren-Erzeugung. Dessen ungeachtet kann der Stromüberschuss natürlich noch höher sein, da in dieser Zeit auch konventionelle Kraftwerke immer noch mit einer Basislast ihre Mindesteinspeisung ans Netz bringen.
So betrug die Verbraucherlast am Sonntag um 10.30 Uhr knapp 53 GW, als die Überversorgung mit 61,1 GW durch Windkraft, Photovoltaik, Wasserkraft und Bioenergie am höchsten war. Zusätzlich produzierten aber auch noch Gas-, Kohle- und Atomkraftwerke zur selben Zeit gut 12 GW – und erhöhten damit die Strommenge für den Export in die Nachbarländer. Dieser nahm auf 13 GW zu.
Die negative Residuallast vom Wochenende war zwar kein neuer Rekordwert. Mindestens zwei Mal, im vergangenen Jahr, fiel sie sogar tiefer auf -8,74 und -9,8 GW. Allerdings sind solche Ereignisse bisher noch selten und sie nahmen zuletzt zu. Auch in diesem Jahr sind Situationen mit negativer Residuallast schon mehrmals aufgetreten – obwohl die Stromerzeugung aus Erneuerbaren-Anlagen in den ersten drei Monaten insgesamt etwas abflaute: Sie blieb hinter dem Niveau der Anfangsquartale der beiden vergangenen Jahre noch zurück, im Vergleich zu 2020 sogar deutlich.
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