Der beschleunigte Ausbau der Photovoltaik (PV) ist ein sehr wichtiger Baustein der Energiewende – das sagte sich das Orgateam des sogenannten Wattbewerbs. So entstand die Idee für einen Städtewettbewerb zum Ausbau der PV bei Fossil Free in Karlsruhe. Die Frage war, wie man einen schnelleren Zubau, am besten exponentiell, erreichen könnte. Eine Verdoppelung in kurzer Zeit – also Faktor 2 – wurde als plakatives Ziel definiert, und damit war die Idee zum Spiel grundsätzlich geboren. Mit Unterstützung weiterer Graswurzelbewegungen aus der Klimabewegung, vor allem der Parents For Future, wurde diese Idee ausgebaut und am 21.02.21 offiziell gestartet. Der Wettbewerb läuft bis die erste Großstadt die installierte PV-Leistung je Einwohner*in verdoppelt hat.
Über 150 deutsche Städte und Gemeinden sind bereits Teil des spielerischen Vergleichs zum beschleunigten Ausbau der Photovoltaik. Die Stadt Gütersloh hat den Award für den stärksten Zubau an Photovoltaik-Anlagen unter den teilnehmenden Großstädten erhalten.
Erstmals während der Spielphase hat Wattbewerb für die Challenge im 3. Quartal 2021 die Anzahl der hinzugekommenen PV-Anlagen seit Spielbeginn im Februar 2021 gemessen. Bei den Großstädten sicherte sich die Stadt Gütersloh mit einem Zubau von 2,02 Anlagen je 1.000 EW den Spitzenplatz. Zum Auswertungszeitpunkt Ende Oktober 2021 gab es in Gütersloh 23,6 Anlagen je 1.000 EW. Auch damit lag die Stadt weit vorne. Die Übergabe des Awards erfolgte am 25.1.2022 auf dem Dach des Gütersloher Rathauses, das vorbildlich mit Photovoltaik belegt ist. Aktuell beeindruckt Gütersloh auch in der kW-Ausbauleistung. Im Ranking belegt die mit 100.600 EinwohnerInnen Kleinste der teilnehmenden Großstädte den sehr guten 3. Tabellenplatz mit einem Zubau von 35 W/EW, direkt hinter Erlangen (36 W/EW) und Spitzenreiter Ulm mit 43 W/EW.
München will z.B. mit einfachen "Bauzaunbannern" den Ausbau der Solarenergie sichtbar machen. Im gesamten Stadtgebiet entstehen neue Solaranlagen – doch viele davon werden von den Bürger*innen nicht bemerkt, weil diese oft unsichtbar, hoch auf den (Flach-) Dächern der Stadt, entstehen. Um auf den stetigen PV-Ausbau in der Stadt aufmerksam zu machen wurde die Aktion "PV-Bauzaunbanner" entwickelt. Denn Photovoltaik ist ansteckend - Menschen legen sich eher eine Solaranlage zu, wenn in der Nachbarschaft schon viele andere vorhanden und sichtbar sind.
Die Wertung erfolgt in verschiedenen Kategorien (Großstädte über 100.000 Einwohner*innen, Städte und Gemeinden ohne Stadtrecht), wobei der absolute Zubau in Watt/Einwohner*in maßgeblich ist. Das aktuelle Ranking wird wöchentlich aktualisiert und ist über die Plattform https://wattbewerb.de einsehbar. Die Konzentration auf die Städte erfolgte auf Grund der Tatsache, dass es hier ein hohes ungenutzten Potenzial an vorhandenen Dachflächen gibt, dass also der Zubau der PV relativ kostengünstig und ohne zusätzlichen Flächenverbrauch erfolgen kann. Trotzdem war von Anfang an klar, dass man den Wettbewerb auch auf Gemeinden ausdehnen will, um noch größere Teile der Bevölkerung zu aktivieren und einzubeziehen.
Als Datengrundlage für Wattbewerb dient das Marktstammdatenregister (MaStR) der Bundesnetzagentur. Jede Photovoltaikanlage in Deutschland muss vom Anlagenbetreiber im MaStR angemeldet werden. Im Zuge dieser Anmeldung werden durch den Anlagenbetreiber auch die Leistungsdaten seiner PV-Anlage erfasst. Leider kommt es bei dieser Erfassung auch häufig zu Fehlern. Am gravierendsten ist dabei der so genannten "Tausender-Fehler", wodurch eine Anlage z.B. mit 12.000 kWₚ (also 2 MWₚ) statt mit 12 kWₚ erfasst wird. Die Anlage erscheint im MaStR also um den Faktor 1000 größer als sie tatsächlich ist. Nach der Anmeldung erfolgt eine Prüfung durch den verantwortlichen Netzbetreiber (z.B. die örtlichen Stadtwerke). Im Zuge dieser Prüfung wird dann auch eine Korrektur der falsch erfassten Daten eingefordert. Einfacher wäre es jedoch die Fehlerquote bereits bei der Datenerfassung zu minimieren. Da die Datenqualität als planerische Grundlage für alle Akteure von essenzieller Bedeutung ist, hat sich Wattbewerb die Verbesserung der Datenqualität im MaStR als Nebenziel auf die Fahnen geschrieben. Der Wettbewerb wird voraussichtlich zwischen 3 (optimistische Schätzung) und 5 Jahre dauern, bis eben die erste Großstadt Faktor 2 erreicht hat. Ob Wattbewerb dann mit neuen Zielen weitergeht oder die Spielidee auf andere Themen, wie z.B. den Zubau der Speicherkapazität von Stromspeichern ausgeweitet wird, ist noch offen.