Wir in jedem Jahr beginnt auch 2017 mit der Ankündigung von Solarausschreibungen in vielen verschiedenen Ländern, wie die Exportinitiative Erneuerbare Energien berichtet. Die wohl derzeit üppigste Ausschreibung hat die Türkei eröffnet. So soll bei Karapınar in der südtürkischen Provinz Konya eine Photovoltaikanlage mit einem Gigawatt Leistung entstehen. Diese soll im Rahmen eines Solarenergiezentrums aufgebaut werden, das neben dem Generator auch eine Modulfabrik und ein Forschungszentrum für Photovoltaik umfasst. Das Modulwerk soll eine jährliche Produktionskapazität von 500 Megawatt haben. Die Solaranlage soll innerhalb der kommenden 36 Monate fertiggestellt sein. Die Regierung wird den Strom 15 Jahre lang zum in der Ausschreibung gebotenen Preis abnehmen.
Doch die Hürden für die Bieter sind hoch. Denn ausländische Unternehmen sind nur zur Gebotsabgabe berechtigt, wenn sie sich in einem Joint Venture mit mindestens 25prozentiger türkischer Beteiligung befinden und zwischen Januar 2014 und Juni 2016 Anlagen mit einer Gesamtleistung von mindestens drei Gigawatt installiert haben. Diese drei Gigawatt müssen aber offensichtlich nicht in der Türkei aufgebaut sein. Mit dieser Vorgabe will Ankara kleinere Bieter aus der Auktion heraushalten, ohne das Engagement international tätiger Unternehmen zu stark zu behindern.
Die Ausschreibung ist die erste einer ganzen Reihe von geplanten Großprojekten für erneuerbare Energien. Am 9. Oktober 2016 verabschiedete das türkische Parlament ein entsprechendes Fördergesetz. Damit will Ankara vor allem sogenannte Ressourcengebiete mit Solaranlagen bebauen. Welche Gebiete das sind und worum es sich dabei handelt wird das Energieministerium festlegen. Sie sollen durch die jeweiligen Investoren auf der Basis von spezifischen Ausschreibungsanforderungen zu Zentren der erneuerbaren Energien ausgebaut werden.
Armeniens Weg in die Unabhängigkeit vom russischen Gas
Im Nachbarland Armenien will die Regierung inzwischen auch stärker auf Solarenergie setzen. Immerhin sind die natürlichen Voraussetzungen gut und die Unabhängigkeit von Erdgaslieferungen aus Russland wichtig. Deshalb hat die Regierung in Jerewan jetzt die Ausschreibung eines Einspeisetarifs für ein Solarkraftwerk mit einer Leistung von 50 Megawatt angekündigt. Es wird die erste dieser Anlagen im Land sein. Bisher ist die Solarenergie aufgrund der geringen Förderung noch nicht weit verbreitet. Nach Angaben der Exportinitiative Erneuerbare Energien waren Ende 2015 im Land Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von etwa einem Megawatt installiert. Bei einem Stromverbrauch von jährlich fast 7.000 Gigawattstunden ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Auch das neue Kraftwerk wird nur ein Schritt auf dem Weg hin zu einer Energiewende in dem vorderasiatischen Land sein. Die genauen Ausschreibungsdetails sind noch nicht veröffentlicht. Aber eines weiß man schon: Der Bau des Kraftwerks soll noch in diesem Jahr beginnen und die Anlage soll spätesten 2020 ans Netz gehen. Es wird in Masrik, im Osten des Landes gebaut werden, wo die Sonneneinstrahlung hoch ist.
Sambia schreibt 500 Megawatt aus
Die zehnfache Leistung hat Sambia im Visier. Im Rahmen des Programms Scaling Solar der Weltbank-Gruppe wird die Regierung Ende März dieses Jahres zunächst den Bau von 200 Megawatt Photovoltaikleistung ausschreiben. Danach ist noch eine zweite Auktionsrunde geplant, bei der 300 Megawatt Solarstromleistung versteigert werden sollen. Die konkreten Ausschreibungsbedingungen wird die Industrial Developement Corporation (IDC) zusammen mit dem Energieministerium noch veröffentlichen.
Mit diesen insgesamt 500 Megawatt steigt die gesamte Erzeugungsleistung für Strom um gut ein Viertel auf knapp 2.400 Megawatt. Bisher hat nur etwa ein Fünftel der Bevölkerung des südafrikanischen Landes regelmäßig Zugang zu Strom. Um die Versorgung weiter auszubauen, hat Sambia – wie auch Senegal, Madagaskar und Äthiopien – ein Partnerschaftsabkommen mit der Internationalen Finance Corporation (IFC) der Weltbankgruppe abgeschlossen. Im Rahmen von Scaling Solar unterstützt die Weltbank die vier Länder bei der administrativen Abwicklung solcher Ausschreibungen. Die Partnerschaft beinhaltet aber auch Finanzierungsinstrumente und Absicherungen für die Investoren sowie das gesamte Risikomanagement.
Tunesien setzt auf Sonne und Wind
Mit Tunesien hat ein weiteres afrikanisches Land die Ausschreibung von Photovoltaikleistung angekündigt. Jüngst hat das Ministerium für Energie, Bergbau und Erneuerbare Energien ein Programm eingeleitet, in dessen Rahmen insgesamt ein Gigawatt Erzeugungsleistung aufgebaut werden soll. Davon entfallen 650 Megawatt auf Solarkraftwerke und 350 Megawatt auf Windkraftanlagen. Die Anlagen sollen noch bis 2020 an Netz angeschlossen werden. Zudem kündigt das staatliche Energieversorgungsunternehmen STEG an, selbst in 300 Megawatt Solarstromleistung und 80 Megawatt Windkraftleistung zu investieren. Das wird aber nur die erste Phase des Programms zum Ausbau der erneuerbaren Energien in dem nordafrikanischen Land sein. In einer zweiten Phase, die von 2021 bis 2025 geplant ist, sollen noch weitere 1,25 Gigawatt Ökostromleistung aufgebaut werden. Insgesamt soll nach dem Willen der Regierung in Tunis bis 2030 die Ökostromleistung auf 4,7 Gigawatt steigen. Bisher sind noch keine 300 Megawatt installiert.
Mexiko startet dritte Ausschreibungsrunde
Einer der interessantesten Märkte in Lateinamerika für die Photovoltaikinvestoren und Projektplaner ist Mexiko. Immerhin rechnet das mexikanische Energiesekretariat mit einem Zubau von 5,9 Gigawatt bis zum Jahr 2030. Bisher liegt die installierte Leistung bei etwa einem Gigawatt. Die Strombehörde Centro Nacional de Control Energético (CENACE) hat jetzt die dritte Ausschreibungsrunde für erneuerbare Energien für den 28. April dieses Jahres angekündigt. Im Auktionspool sind Stromlieferverträge über einen Zeitraum von 15 Jahren. Wie viel Erzeugungsleistung für jede Technologie ausgeschrieben wird, ist bisher noch nicht klar. Doch gehen die Branchenkenner davon aus, dass die Solar- und Windkraft die zentralen Technologien sind, die in den Ausschreibungen berücksichtigt werden.
Bolivien plant Photovoltaikkraftwerk
Auch der bolivianische Stromversorger ENDE sucht über eine Ausschreibung Planer für den Bau einer Photovoltaikanlage mit 50 Megawatt Leistung. Die Gebote für den Solarpark in der westbolivianischen Provinz Oruro müssen bis zum 30. März bei der ENDE eingegangen sein. Die Ausschreibung umfasst aber nicht nur die Planung und den Bau der Anlage, sondern auch die Betriebsführung und die Instandhaltung des Generators. Finanziert wird die 60 Millionen Euro teure Anlage durch die Agence française de développement (AFD).
Mit dem Generator verzehnfacht Bolivien seine installierte Solarstromleistung, die bisher bei mageren fünf Megawatt liegt. Doch die bolivianische Regierung plant noch ein weiteres Projekt in der gleichen Größenordnung wie die Anlage in Oruro. Immerhin soll die Ökostromleistung bis 2020 auf 545 Megawatt steigen. Das wären dann zwölf Prozent der gesamten Stromerzeugung in dem südamerikanischen Land. Bisher liegt der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromversorgung bei mageren drei Prozent – ohne die Wasserkraft. (Sven Ullrich)