In Albanien soll ein riesiger Solarpark entstehen. In der Region um die Hafenstadt Vlorë im Süden des kleinen Balkanlandes ist der Bau einer Freiflächenanlage mit einer Leistung von 50 Megawatt geplant. Tiranë hat die entsprechende Ausschreibung kürzlich begonnen. Das Energieministerium geht davon aus, dass die Anlage ein Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro haben wird. Doch den Zuschlag bekommt derjenige Projektierer, der den Solarpark zum niedrigsten Preis baut. Ob er ihn dann an andere Investoren als Betreiber verkauft, bleibt ihm überlassen.
Feste Vergütung für 15 Jahre
Sicher ist nur, dass der spätere Betreiber 15 Jahre lang eine Einspeisevergütung für den Strom bekommt. Diesen nimmt der nationale Stromnetzbetreiber Operatori i Shpërndarjes së Energjisë Elektrike (OSHEE) ab. Die Anlage soll aber nach 30 Jahren weiter Strom produzieren. Zumindest ist das Projekt auf eine solche Laufzeit angelegt. Nach den erste 15 Jahren, wenn die Einspeisevergütung ausläuft, kann der Betreiber den Strom am freien Markt verkaufen.
Bisher sind solche Projekte, die auf einen privaten Betreiber eines Stromerzeugers abzielen, eher unüblich in Albanien. Denn der größte Teil des selbst produzierten Stroms kommt immer noch von der staatlichen Korporata Elektroenergjitike Shqiptare (KESh), die die großen Kraftwerke betreibt. Dabei handelt es sich vor allem um Wasserkraftwerke. Aber auch einige kleinere und völlig veraltete Kohlekraftwerke sind immer noch in Betrieb. Dabei hat Albanien einen Vorteil: Das Land verfügt über ein umfangreiches Stromnetz, das auch die abgelegensten Orte erreicht. Allerdings ist das Leitungssystem veraltet und vor allem die Übertragungsverluste sind enorm.
Im Land dominiert die Wasserkraft
Albanien will aber nach und nach die Leistung der Kohlekraftwerke durch erneuerbare Energien ersetzen. Zudem will das Land endlich unabhängig von Stromimporten vor allem aus Griechenland und Italien werden – letzterer kommt über Übertragungsleitungen aus Montenegro und Serbien. Deshalb hat sich die Regierung in Tiranë in den vergangenen Jahren vor allem auf die Förderung von kleinen und mittleren Wasserkraftwerken mit einer Leistung von jeweils maximal 15 Megawatt konzentriert, die von privaten Stromversorgern betrieben werden. Denn die Wasserkraft ist in Albanien noch längst nicht ausgeschöpft. Allerdings ist auch in Albanien die Wasserkraft nicht ganz ohne Risiko. Denn aufgrund der Klimaveränderungen kommt es auch hier zu längeren Perioden ohne Regen. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Wasserressourcen und damit auf die Stromerzeugung mit den Laufwasserkraftwerken.
Photovoltaik in Albanien erreicht neue Dimension
Deshalb sucht Tiranë jetzt nach Alternativen jenseits des Wassers, die vor allem in sonnigen Regionen und Perioden die Stromversorgung übernehmen können. Immerhin liegt die jährliche Sonneneinstrahlung in Albanien teilweise bei über 1.600 Kilowattstunden pro Quadratmeter. Das ist immerhin um mehr als die Hälfte höher als im Durchschnitt in Deutschland. Im vergangenen Jahr hat die Regierung deshalb damit begonnen, den Bau von Solarparks mit einer Maximalleistung von zwei Megawatt zu unterstützen. Den Strom aus diesen Anlagen nimmt die OSHEE für immerhin umgerechnet 100 Euro pro Megawattstunde ab. Mit der jetzigen Ausschreibung der 50-Megawattanlage erreicht die Energiewende in Albanien eine neue Dimension.
Anlage nach 15 Jahren erweitern
Die Gebote können noch bis zum 17. September dieses Jahres um 12 Uhr beim Energieministerium (Ministeria e Infrastrukturës dhe Energiejisë) abgegeben werden. Das Ministerium führt dazu am 29. August eine Informationsveranstaltung durch. Voraussetzung für den Zuschlag ist nicht nur der niedrigste Preis für die 50-Magawatt-Anlage. Vielmehr muss der Projektierer die Anlage um eine weitere mit einer Leistung zwischen 20 und 50 Megawatt ohne Förderung erweitern, nachdem die Einspeisevergütung ausgelaufen ist. (Sven Ullrich)