Bei der SMA Solar Technology AG in Kassel gingen am Donnerstag gar tausend Mitarbeiter auf die Straße. Normalerweise ist die Konzernspitze des weltgrößten Herstellers von Solarwechselrichtern mit politischen Kommentaren sehr zurückhaltend. Doch nun ist das Fass offenbar voll. Denn die Kürzungspläne gefährden allein bei SMA mehr als 5 000 Jobs. „Durch technologische Entwicklungen hat die deutsche Solarindustrie die Preise für eine Photovoltaikanlage seit 2006 um rund 60 Prozent gesenkt“, rechnete Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon vor. „Heute befindet sich die Photovoltaik auf der Zielgeraden zur Wettbewerbsfähigkeit. Würden Minister Röslers radikale Pläne realisiert, wäre dies ein fatales Signal auch an andere Länder, die gespannt auf die Umsetzung der Energiewende in Deutschland blicken.“
Mehr Augenmaß gefordert
Die neuerlichen Kürzungspläne gefährden die Spitzenposition der deutschen Solarindustrie. SMA investiert in diesem Jahr mehr als 100 Millionen Euro in neue Technologien. „Vor diesem Hintergrund tragen wir auch die geplanten Absenkungen der Solarförderung von fast 30 Prozent im Jahr 2012 mit“, kommentierte Urbon. „Weitergehende Kürzungen sollten jedoch mit Augenmaß geschehen und nicht die Existenz der gesamten Industrie gefährden. Das EEG hat sich als Instrument zur Entwicklung einer Zukunftstechnologie hervorragend bewährt. Die Photovoltaik steht kurz vor der flächendeckenden Wettbewerbsfähigkeit.“
Aufruhr auch im Süden
Die Solarwirtschaft in Süden der Republik hielt gleichfalls nicht still. Bei Kaco New Energy in Neckarsulm trugen die Mitarbeiter einen Sarg, der die Energiewende symbolisierte. „Die Photovoltaik ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende“, sagte Unternehmenssprecher Andreas Schlumberger. „Die jetzige Einigung schafft allerdings alles andere als die stabilen Rahmenbedingungen, wie es uns die Minister Glauben machen wollen. Nachdem schon im vergangenen Jahr die ersten großen Solarunternehmen in die Insolvenz gegangen sind, bedrohen die erneuten Kürzungen stattdessen weitere tausende Arbeitsplätze akut.“ Kaco hat seine Wechselrichterfertigung in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr massiv ausgebaut und zahlreiche neue Stellen geschaffen. Bei K2 Systems in Leonberg gingen 120 Beschäftigte auf die Straße. Auch sie protestierten gegen die radikalen Kürzungspläne von Teilen der Bundesregierung. Geschäftsführerin Katharina David warnte: „Die völlig überzogenen Kürzungspläne bedrohen die Existenz unseres Unternehmens und den Erfolg der Energiewende.“ (Heiko Schwarzburger)