Die indische Regierung will mehr Solarparks im Lande installiert sehen. Entsprechend hat das Regierungskomitee für Wirtschaft unter dem Vorsitz von Premierminister Shri Marendra Modi den Beschluss gefasst, den Bau von großen Solarprojekten mit einer jeweils durchschnittlichen Leistung von 500 Megawatt zu beschleunigen. Das Ausbauziel lautet jetzt nicht mehr 20, sondern 40 Gigawatt. Dazu wird es ein entsprechendes Förderregime geben.
Die Anlagen sollen über das gesamte Land verteilt installiert werden. Selbst kleinere Anlagen im Himalaya oder anderen bergigen Regionen, wo die Landnutzung für Solarparks sehr eingeschränkt ist, sollen mit in das Förderregime integriert werden. In den anderen Regionen, wo es einfacher ist, Land für den Bau eines großen Solarparks zu finden und zu erschließen, sollen die Anlagen aber eine Mindestleistung von 500 Megawatt erreichen. Die Anlagen sollen bis zum Jahr 2020 aufgebaut sein. Um das Ziel zu erreichen, stellt die Regierung insgesamt 81 Milliarden Rupien (gut 1,14 Milliarden Euro) an Fördermitteln zur Verfügung. Damit unterstützt Neu-Delhi den Bau der Kraftwerke mit einer Summe von 28,56 Euro pro Kilowatt.
Bundesstaaten qualifizieren Projektentwickler
Die Regierungen der Bundesstaaten haben die Aufgaben, zunächst die Projektentwickler von Solarparks entsprechend qualifizieren und geeignete Flächen suchen. Diese werden dann dem Ministerium für Neue und Erneuerbare Energien (MNRE) gemeldet. Die Projektentwickler werden dann mit einem Zuschuss von bis zu 25 Millionen Rupien (fast 353.000 Euro) bei der konkreten Entwicklung des Projekts unterstützt. Der Bau und der Netzanschluss der Anlagen wird mit bis zu 20 Millionen Rupien (gut 282.000 Euro) pro Megawatt und Generator unterstützt. Es ist bereits das zweite Förderpaket für große Solarparks. Bereits im Jahr 2014 hatte das MNRE ein ähnliches Programm aufgelegt. Die Zielmarke lag damals bei 20 Gigawatt. Inzwischen werden mit dem Geld 34 Solarkraftwerke gebaut, die diese Leistung erreichen.
Die Anlagen sollen jedes Jahr 61 Milliarden Kilowattstunden Strom ins indische Netz einspeisen. Damit will die Regierung den Anteil von erneuerbaren Energien im Strommix drastisch erhöhen. Bereits jetzt liegt dieser bei üppigen 16,1 Prozent, wie Mercom Capital India jüngst bekanntgegeben hat. Allerdings hinkt die Solarenergie mit einem Anteil von 2,9 Prozent weit hinter den Anteilen her, die die Windkraft in Indien bereits zum Strommix beiträgt. Dieser liegt bei immerhin 9,2 Prozent. Die Solarenergie ist aber die derzeit in Indien am schnellsten wachsende Branche im Stromsektor. Jeden Monat steigt der Anteil der Photovoltaik am Strommix um 0,06 Prozent. Der Anteil der Windkraft wächst monatlich um 0,01 Prozent. Für das Finanzjahr 2016/2017, das in Indien im März endet, hat Neu Delhi das Ziel von 12 Gigawatt Photovoltaikzubau ausgegeben. Dieses Ziel wird wohl verfehlt. Denn bisher sind Anlagen mit einer Gesamtleistung von 2,47 Gigawatt realisiert. Allerdings sind Projekte mit einer Leistung von 9,235 Gigawatt bereits genehmigt und bekommen eine Finanzierung.
Kohlekraft in Bedrängnis
Mehr Solarstrom im Netz ist in Indien aber gar nicht so einfach zu realisieren. Denn dort muss sich der Ökostrom die Leitungen mit dem Strom aus Kohlekraftwerken teilen. Deren Anteil an der Stromproduktion liegt immer noch bei satten 59,8 Prozent. Es wird immer enger in den indischen Netzen. Zwar verfolgt die Regierung seit 2015 eine stringente Elektrifizierungspolitik. Das Ziel ist, mindestens 12.000 der 18.452 Ortschaften ans Netz anzuschließen, die bisher noch keinen Zugang zur regelmäßigen Stromversorgung haben.
Doch sinkt die Nachfrage nach Kohlestrom stetig, weil die Elektrifizierung nicht ausschließlich durch den Anschluss an ein zentrales Netz, sondern nicht selten mit Inselsystemen realisiert wird. Zudem ist der Strom aus Solar- und Windkraftanlagen inzwischen viel preiswerter als der Kohlestrom. Damit kommt der Kohlesektor immer mehr in Bedrängnis. Die Betreiber der indischen Kohlebergwerke mussten im vergangenen halben Jahr einen Absatzrückgang in Höhe von 22 Prozent hinnehmen. Der Nachfragerückgang geht auch an den Kraftwerksbetreibern nicht vorbei. Aufgrund der nur teilweisen Auslastung der Kohlemeiler sinkt der Nutzungsgrad. Dieser liegt inzwischen durchschnittlich bei mageren 60 Prozent, was den Kohlestrom zusätzlich verteuert. Das alles schreckt die Investoren in neue Kohlestromkapazitäten ab.
Neue Jobs sollen entstehen
Auf diese Weise wird die Kohlekraft immer mehr in den Hintergrund gedrängt, weil sie wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig ist. Mit der Förderung großer Solarparks setzt die Regierung zudem ein deutliches Signal hin zur steigenden Versorgung mit Ökostrom. Zudem verspricht sich Neu-Delhi einen Beschäftigungseffekt nicht nur in der einheimischen Solarindustrie, sondern auch in den vorgelagerten Teilen der Wertschöpfungskette wie die Metall- und Glasindustrie. Die Solarparks sollen vorwiegend auf Land errichtet werden, das bisher nicht anderweitig genutzt werden. (Sven Ullrich)