Die Gewerbebetriebe in Deutschland möchten zur Energiewende beitragen, tun es aber noch viel zu wenig. Das ist eines der zentralen Ergebnisse des aktuellen Energiereports, den Baywa r.e. erstellt hat. Der Münchner Projektierer und Großhändler hat im März dieses Jahres 1.000 Unternehmen in ganz Deutschland nach ihrem Stand des Energiebezugs befragt. Immerhin 82 Prozent dieser Unternehmen sind grundsätzlich bereit, etwas zur Energiewende beizutragen. Je größer das Unternehmen ist, desto höher ist auch diese Bereitschaft.
Allerdings ein Blick in die tatsächliche Umsetzung zeigt, dass nur 70 Prozent bereits einen Beitrag zur Energiewende leisten. Nur 35 Prozent der befragten Unternehmen nutzen bewusst grüne Energie und nur zwölf Prozent haben in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz investiert. Gerade mal fünf Prozent nutzen ausschließlich Ökostrom im Unternehmen„Die Ergebnisse des Energiereports illustrieren, dass die Energiewende bei deutschen Unternehmen generell auf breite Unterstützung stößt“, resümieren die Autoren der Studie. „Doch sobald es um die Umsetzung konkreter Maßnahmen geht, zeigen sie sich zurückhaltend.“
Nur fünf Prozent bezieht ausschließlich Ökostrom
Mit 51 Prozent der befragten Unternehmen nutzt die Mehrheit noch keine erneuerbaren Energien und haben auch keine Investition in eine solche Anlage geplant. Als Grund nennen die meisten der Unternehmen die Investitionskosten, die zu hoch seien. Dass sie dabei falsch liegen, zeigen die Angaben derjenigen befragten Unternehmen, die bereits in erneuerbare Energien investiert haben. Von diesen geben 88 Prozent an, dass sie gerade aufgrund der Möglichkeit zur Kostensenkung auf erneuerbare Energien gesetzt haben. „Die Annahme, eine Umrüstung auf erneuerbare Energien sei zu teuer, hält sich hartnäckig“, weiß auch Günter Haug, Geschäftsführer von Baywa r.e. „Noch heute fordern viele Unternehmen zusätzliche staatliche Fördermaßnahmen zur Energiewende. Dabei zeigen die Ergebnisse der Studie, dass diese Befürchtungen grundlos sind.“
Strompreise unter zehn Cent möglich
Haug verweist dazu auf die gesunkenen Kosten für Ökostromanlagen. „Eine schlüsselfertig installierte 100-Kilowatt-Anlage zur Eigenversorgung kostet ein Unternehmen heute weniger als 100.000 Euro“, ergänzt Christof Thannbichler, Geschäftsführer von Baywa r.e. Solar Projects. „Das sind 50 Prozent weniger Investitionskosten als noch vor fünf Jahren. Unter Berücksichtigung aller Kosten ergibt sich ein mittlerer Erzeugungspreis im Bereich von zehn bis zwölf Cent pro Kilowattstunde.“ Mit einer großen Gewerbeanlage mit einer Leistung zwischen 500 Kilowatt und einem Megawatt sind sogar Gestehungskosten von weniger als zehn Cent möglich. Damit lohne es sich für jedes Unternehmen, den Strombezug aus dem Netz durch die Eigenversorgung zu ersetzen, betont Thannbichler. Da die Unternehmen aufgrund ihres Lastprofils von Hause aus einen höheren Eigenverbrauchsanteil erreichen als Haushalte, lohnen sich auch größere Anlagen, für die es für den Reststrom keine Vergütung mehr gibt, wenn der Strombedarf entsprechend hoch ist.
Am Lastgang auslegen und Speicher nutzen
Die Unternehmen müssen jedoch offensichtlich noch über diese Möglichkeit informiert werden. Haug rät den Unternehmen explizit die Anschaffung einer gewerblichen Solaranlage. „Diese muss unter Berücksichtigung des konkreten Lastgangs ausgelegt werden“, sagt er. §Dank weitreichender Fortschritte im Bereich intelligenter Speicher- und Steuersysteme kann der erzeugte Strom immer häufiger zeit- und witterungsunabhängig genutzt werden und bietet so auch größeren Unternehmen eine effiziente und klimafreundliche Alternative zur konventionellen Energieversorgung.“ (Sven Ullrich)