Der Anteil der Befürworter der Energiewende in der Braunkohleregion Lausitz sinkt. Nur noch auf 44 Prozent – und damit 13 Prozentpunkte weniger als Vorjahr – stehen hinter der Energiewende. Gleichzeitig sind die Ablehner von 26 Prozent auf 37 Prozent angestiegen. Das ist ein Ergebnis des jährlich durchgeführten Lausitz Monitors, dessen Ergebnisse jetzt vorgestellt wurden.
Vor allem die Ausstiegsszenarien von Kohle- und Atomkraft werden laut Lausitz Monitor stärker hinterfragt: Aktuell sind die Befürworter eines Kohle- und Atomausstiegs dort in der Minderheit. Für den Kohleausstieg bis 2038 sind 39 Prozent, dagegen 45 Prozent. Für einen Atomausstieg bis 2022 sind nur noch ein reichliches Drittel (35 Prozent), gegen ihn sind 49 Prozent. In Deutschland insgesamt ist die Stimmung dagegen klar pro Kohleausstieg (61 Prozent) und auch pro Atomausstieg (51 Prozent).
Befürwortung Erneuerbarer Energien weiterhin hoch, aber sinkende Tendenz
Die ohnehin strukturschwache Lausitz ist als Standort von Braunkohletagebauen und Braunkohlekraftwerken besonders vom geplanten Kohleausstieg betroffen. „Wir haben unsere Befragung ja schon vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs abgeschlossen“, so Stefan Bischoff, Geschäftsführer von MAS Partners, die den Lausitz Monitor mit erstellt. „Wir gehen deswegen davon aus, dass sich die Stimmung der Lausitzer im Hinblick auf die Energiewende aktuell weiter verschlechtert hat.“
Der Ausbau von erneuerbaren Energien stößt derweil weiterhin auf eine breite Unterstützung in der Lausitzer Bevölkerung. Am stärksten wird der Ausbau der Solarenergie befürwortet (81 Prozent), gefolgt von Bioenergie (69 Prozent) sowie Windenergie (60 Prozent). Allerdings sind auch hier leicht sinkende Trends zu verzeichnen, vor allem bei Solarenergie (-6 Prozentpunkte) und Windenergie (-5 Prozentpunkte).
Mehrheit befürwortet weiterhin Strukturwandel, aber viele nehmen keine Entwicklung wahr
65 Prozent der Lausitzer sind der Meinung, dass ein tiefgreifender Strukturwandel in der Region notwendig ist. Lediglich 18 Prozent meinen, dass grundsätzliche Veränderungen nicht notwendig sind. Damit zeigen viele Lausitzer weiterhin eine große grundsätzliche Unterstützung für einen Veränderungsprozess. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen, die (noch) keinen einsetzenden Veränderungsprozess wahrnehmen von 39 Prozent auf 53 Prozent angestiegen.
Insgesamt gesehen ist nur ein Drittel der Lausitzer mit dem Strukturwandel zufrieden, während mehr als die Hälfte (53 Prozent) unzufrieden mit dem Veränderungsprozess sind. Nur wenige nehmen den Prozess schnell (27 Prozent) und transparent (35 Prozent) wahr.
„Die Studie zeigt, dass die Herausforderungen für den Strukturwandel in der Lausitz unter schwierigeren Rahmenbedingungen größer werden und es so wichtig wie nie ist, die Menschen in diesem Prozess nicht zu verlieren“, so Jörg Heidig, Geschäftsführer der Prozesspsychologen GmbH, ebenfalls an den Umfragen beteiligt. „Die Menschen in der Lausitz möchten erste Erfolge sehen, was aus unserer Sicht auch eine wichtige kommunikative Aufgabe ist.“
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