Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben die Stromerzeugungsanlagen in Deutschland in diesem Jahr 247 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Damit liegt die Energiewirtschaft unter dem im Klimaschutzgesetz verankerten Sektorziel von 257 Millionen Tonnen CO2-Äquavalenten. Das sogar trotz der Tatsache, dass der Stromverbrauch in diesem Jahr auf die Höhe vor der Coronapandemie angestiegen ist. So steht es im Jahresbericht „Energieversorgung 2021“, den der BDEW gerade veröffentlicht hat.
Denn durch den Corona-Lockdown im vergangenen Jahr ging der Stromverbrauch massiv zurück. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 566,7 Milliarden Kilowattstunden verbraucht, während es im Jahr 2019 noch 602,5 Milliarden Kilowattstunden waren. Unter anderem dadurch konnte die damalige Bundesregierung ihre Klimaschutzziele doch noch erreichen. Denn durch diesen Rückgang lagen die CO2-Emissionen der Energiewirtschaft im Jahr 2020 bei 221 Millionen Tonnen.
Langfristiger Emissionsrückgang möglich
Durch die konjunkturelle Erholung sind sie dann in diesem Jahr wieder gestiegen, werde langfristig aber weiter sinken, wie der BDEW prognostiziert. „Die Energiewirtschaft ist bei den Klimazielen weiterhin auf Kurs“, betont Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Das muss sie auch. Denn im Jahr 2030 steht die weitere Senkung auf 108 Milliarden Tonnen CO2 auf dem Aufgabenzettel der Energiewirtschaft.
Windjahr war eher schlecht
Allerdings ist in diesem Jahr auch die Produktion von Ökostrom ins Stocken geraten. Dies führte dazu, dass der Anteil der fossilen Energieträger wieder angestiegen ist. Dennoch bleibt der Anteil der Erneuerbaren im deutschen Stromnetz mit 41 Prozent weiterhin hoch. Im vergangenen Jahr lag er aber bei 44 Prozent. Einer der Hauptgründe ist der Rückgang der Stromerzeugung aus Windkraftanlagen. Diese bleiben allerdings mit 177,3 Milliarden Kilowattstunden onshore und offshore der mit Abstand wichtigste Energieträger in Deutschland.
Mehr Solarstrom im Netz
Die Photovoltaik hat um fast fünf Prozent von 48,8 auf 51,2 Milliarden Kilowattstunden zugelegt und konnte damit den Rückgang bei der Stromerzeugung aus Biomasse mehr als wett machen. Das lag vor allem an den vielen Sonnenstunden im Früh- und Spätsommer sowie im frühen Herbst. Insgesamt sank die Ökostromerzeugung von 249,7 auf 238 Milliarden Kilowattstunden. Bei einer Gesamtstromerzeugung von 582,2 Milliarden Kilowattstunden bleiben die Erneuerbaren aber weiterhin ein relevanter Faktor bei der Stromerzeugung in Deutschland.
15 Gigawatt Solarausbau pro Jahr
Bis 2030 will die neue Bundesregierung den Anteil der Erneuerbaren aber auf 80 Prozent nahezu verdoppeln. „Das ist machbar, aber auch sehr ambitioniert und erfordert ein enorm hohes Tempo in den nächsten Jahren“, sagt Andreae. „Ein Beispiel: Schon zehn Gigawatt Photovoltaikzubau pro Jahr sind herausfordernd. 2021 hatten wir einen Zubau von voraussichtlich 5,8 Gigawatt. Jetzt müssen es 15 Gigawatt Solarzubau pro Jahr werden. Bildlich gesprochen: Es reicht nicht mehr, im Regionalexpress zu sitzen und dort das Tempo zu erhöhen. Wir müssen in den ICE wechseln, um die nötige Geschwindigkeit zu erreichen.“
Dazu müsse die Bundesregierung zunächst die Planungs- und Genehmigungsverfahren massiv beschleunigen, sagt Andreae. „Verfahren müssen verschlankt und wo möglich digital durchgeführt werden. Zudem brauchen wir die notwendigen Flächen. Und wir brauchen die Fachkräfte, die eine beschleunigte Energiewende umsetzen“, zählt sie die Aufgaben in diesem Bereich auf.
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Energiewirtschaft steht in den Startlöchern
Die Energiewirtschaft stehe bereit, um das Tempo umzusetzen, das die Regierung vorgibt. „Deutschland muss beim Klimaschutz erheblich schneller, digitaler und unbürokratischer werden. Dazu müssen zentrale Punkte angegangen werden, dann die Energiewende ist mehr als der Ausbau erneuerbarer Energien. Das gesamte Energiesystem muss angepasst werden. Neben dem Erneuerbaren-Ausbau muss der Netzaus- und -umbau vorangetrieben werden, die dringend notwendigen wasserstofffähigen Gaskraftwerke geplant und umgesetzt und Speicherlösungen entwickelt werden. Nur so werden wir rechtzeitig aus der Kohle aussteigen können und gleichzeitig die hohe Versorgungssicherheit Deutschlands gewährleisten können“, warnt Andreae. „Es ist klar, dass wir mit Klein-Klein nicht mehr weiterkommen, wir müssen groß denken und viel, viel schneller werden.“
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