Die Stromproduzenten müssen inzwischen nahezu 27 Euro bezahlen, um eine Tonne CO2 ausstoßen zu dürfen. Damit hat sich der Preis im europäischen Zertifikatehandel seit Januar 2018 nahezu vervierfacht. Denn damals lag er noch bei sieben Euro pro Tonne CO2. Das führt dazu, dass zwar der Strom an der Börse für alle Verbraucher teurer wird, gleichzeitig aber immer mehr die klimaschädlichen Kohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt werden, wie das Berliner Institut Agora Energiewende berichtet.
Mehr am Strommarkt eingenommen
Das hat aber wiederum Auswirkungen auf die EEG-Umlage. Denn mit wachsendem Strompreis steigen auch die Erlöse an der Strombörse, die die Betreiber von Ökostromanlagen erwirtschaften. Dadurch wird die Lücke zwischen Strommarkterlös und garantierter Einspeisevergütung für den erzeugten Ökostrom kleiner, die über die EEG-Umlage finanziert wird – die für einen wirtschaftlichen Anlagenbetrieb notwendigen Förderkosten sinken. „Inzwischen entstehen erste Solarprojekte, die völlig außerhalb des EEG gebaut werden“, betont Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Ab einem CO2-Preis von 50 Euro bekommen wir eine weitgehend selbsttragende Energiewende, weg von Kohle hin zu erneuerbaren Energien“, prognostiziert er.
Umlage steigt auf mindestens 6,5 Cent
Doch bis es so weit ist, wird es noch eine Weile dauern. Bis dahin werden die Stromkunden weiter mit der EEG-Umlage leben müssen. Diese wird trotz der steigenden Marktpreise
im kommenden Jahr höher ausfallen als 2019. Agora Energiewende geht von 6,5 bis 6,7 Cent pro Kilowattstunde aus – trotz der Tatsache, dass die Börsenstrompreise um 0,4 auf 5,01 Cent pro Kilowattstunde gestiegen sind. Zum Vergleich: In diesem Jahr beträgt die Umlage 6,41 Cent pro Kilowattstunde.
Den Anstieg um 1,5 bis 4,6 Prozent begründen die Experten von Agora Energiewende zum einen mit der Vergütung für Windkraftanlagen auf See, die jetzt zum Tragen kommen. Die Analysten von Agora Energiewende gehen bei ihren Berechnungen davon aus, dass bis 2020 die Leistung der Offshore-Windkraft von 6,4 auf 7,8 Gigawatt steigen wird. „Dieser Zubau wird derzeit noch deutlich höher gefördert als andere Erneuerbare-Energien-Anlagen“, lautet die Erklärung, dass der Offshore-Windzubau auf die EEG-Umlage durchschlägt.
Strom kostet einen Cent mehr
Ein zweiter Grund sind die sinkenden Überschüsse auf dem EEG-Konto. Denn in den vergangenen Jahren häuften die Netzbetreiber regelmäßig mehr als 3,6 Milliarden Euro an, die die Verbraucher zu viel gezahlt haben, weil die EEG-Umlage zu hoch ausfiel. Inzwischen ist dieser Überschuss auf unter 3,5 Milliarden Euro gesunken und wird bis September, wenn die neue EEG-Umlage berechnet wird, weiter zurückgehen. Bei Agora schätzt man, dass der Kontostand dann mit 2,17 Milliarden Euro im Plus sein wird – etwa 1,5 Milliarden Euro weniger als im vergangenen Jahr. Damit fällt der Rückzahlungsbetrag an die Stromkunden, durch den die EEG-Umlage gesenkt wird, geringer aus.
Diese beiden Gründe sorgen in Kombination mit dem steigenden Börsenstrompreis sowie höheren Abgaben und Umlage wie die KWK-Umlage oder steigende Netzentgelten dafür, dass die Verbraucher im nächsten Jahr mit etwa einem Cent pro Kilowattstunden mehr rechnen müssen. Dabei entfällt etwa die Hälfte auf die höheren Börsenstrompreise.
Bald ist die EEG-Umlage über den Berg
Zudem verweist Agora Energiewende darauf, dass die EEG-Umlage inflationsbereinigt im kommenden Jahr auf dem zweitniedrigsten Wert seit 2014 liegt. Allerdings wird 2021 die EEG-Umlage abermals steigen. Dann aber zum letzten Mal. „Unsere Berechnungen zeigen, dass die EEG-Umlage im Jahr 2021 bei rund sieben Cent die Kilowattstunde den Kostengipfel erreicht haben wird“, sagt Graichen. „Anschließend fallen nach und nach die kostenintensiven Anlagen der ersten Generation aus der EEG-Förderung und die Umlage sinkt allmählich.“ Das bestätigt auch die Mittelfristprognose der Übertragungsnetzbetreiber. Sie gehen ebenfalls davon aus, dass ab 2021 die Auszahlungen an die Betreiber von Photovoltaik- und Windkraftanlagen sinken werden.