Die internationalen und gesellschaftlichen Krisen drängen das Thema Klimawandel bei vielen wahlberechtigten Deutschen in den Hintergrund. Lag die Sorgen vor den Folgen des Klimawandels in den Jahren 2021 bis 2023 in Umfragen immer vorn, ist sie im Jahr 2024 auf Platz vier gerutscht. Das ergab eine aktuelle Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die insgesamt vier repräsentative Studien aus den vergangenen vier Jahren ausgewertet hat. Stattdessen gaben in diesem Jahr 69 Prozent der Befragten an, Spannungen zwischen Europa und Russland bereite ihnen große oder sehr große Angst. Danach folgen Angst vor Fremdenfeindlichkeit (63 %) und Angst vor einem Rechtsruck/„Dass die AfD das Sagen bekommt…“ (62 %). Große oder sehr große Angst vor zu viel Einwanderung äußerten hingegen mit 36 Prozent deutlich weniger Befragte.
Die Einstellung zu Klimafolgen ist ambivalent
Die Angst vor dem weltweiten Klimawandel sei zwar keineswegs verschwunden, werde aber aktuell durch andere Probleme überlagert, heißt es in der Studie „Wovor sich die Deutschen fürchten ….“ Der Anteil der Befragten, die sehr große oder große Angst vor dem weltweiten Klimawandel durch die globale Erwärmung haben, liegt mit 59 Prozent (2024) unter den Werten von 2021 bis 2023, als es noch 64 bis 70 Prozent waren. Die Stiftung habe in anderen Befragungen zudem ermittelt, dass andere Herausforderungen als der Klimawandel gerade eine höhere Dringlichkeit haben, heißt es in dem Papier. Der Aussage „Im Moment gibt es Wichtigeres als den Klimawandel“ stimmten demnach 40 Prozent (eher) zu, 31 Prozent lehnen die Aussage (eher) ab und 29 Prozent antworteten mit „teils/teils“. Gleichzeitg ermittelte der ARD Deutschlandtrend im Februar dieses Jahres, dass 61 Prozent der Befragten der Aussage zustimmten: „Ich mache mir Sorgen, dass der Klimawandel unsere Lebensgrundlagen zerstört.“
Junge Frauen sorgen sich besonders ums Klima
Bei der Sorge vor den Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich in der Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung deutliche Geschlechter- und Alterseffekte: Frauen haben durchschnittlich größere Angst (68 %) als Männer (49 %). Das gilt vor allem für die jungen: 83 Prozent der Frauen zwischen 18 und 25 Jahren haben große oder sehr große Angst vor dem Klimawandel. Bei den Männern in dieser Altersgruppe geben dies 54 Prozent an. Jede zweite Frau unter 26 Jahren hat sogar sehr große Angst – bei den Männern unter 26 Jahren nur jeder Vierte.
CDU-Anhänger fürchten den Klimawandel deutlich weniger als früher
In den Parteianhängerschaften fallen die Ängste vor dem Klimawandel sehr unterschiedlich aus, ergaben die Umfragen. Bei den Anhängerschaften der FDP (um die 60 %), der Linken (zwischen 75 und 80 %) und der SPD (um die 70 %) sind die Sorgen im Zeitverlauf jeweils recht konstant. In der Unionswählerschaft ist eine Abnahme der Ängste zu beobachten. Im Jahr 2024 hat rund die Hälfte vor dem Klimawandel (-15 Prozentpunkte im Vergleich zu 2022/2023). In keiner anderen Wählerschaft fallen die Verschiebungen so stark aus. Die Wählerinnen und Wähler des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) sind weit von der Anhängerschaft der Linken entfernt und sortieren sich mit 41 Prozent unterhalb der Unions-Wählerschaft (52 %) ein.
72 Prozentpunkte klaffen zwischen Grünen- und AfD-Anhängern
Eine entgegengesetzte Bewegung ist bei Grünen- und AfD-Anhängerschaft zu beobachten: 94 Prozent der Grünen-Wählerinnen und -Wähler haben sehr große oder große Angst vor dem weltweiten Klimawandel (+11 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021). Bei der AfD-Anhängerschaft sinken die Ängste dagegen auf 22 Prozent (-9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021). Zwischen Grünen- und AfD-Anhängerschaft liegen somit 72 Prozentpunkte. (kw)
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