Starker Zubau mit leistungsstärkeren Anlagen: Der im vergangenen Jahr aufgenommene Trend im deutschen Windenergieausbau setzt sich im ersten Halbjahr 2012 fort. In den vergangenen sechs Monaten wurden bundesweit 414 Windenergieanlagen installiert, die eine Gesamtleistung von 1.004 Megawatt (MW) haben. Darunter waren neun Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 45 MW.
Außerdem wurden zehn Repoweringanlagen mit einer Gesamtleistung von 26 Megawatt installiert. Allerdings hat die Deutsche WindGuard, die die Erhebung im Auftrag des Bundesverbands Windenergie (BWE) und des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) durchgeführt hatte, vermutlich nicht alle Repowering-Maßnahmen erfasst. „Die Hersteller wissen manchmal gar nicht, dass es sich um Repowering handelt“, weist BWE-Pressesprecher Alexander Sewohl auf methodische Probleme bei der Erfassung von Windturbineninstallationen in verschiedene Ausbaukategorien hin. Die Gesamtdaten für den deutschen Installationsmarkt erstellen die Statistiker nämlich in der Regel aus den Angaben der Windradbauer dazu, wie viele Anlagen sie selbst im vergangenen Erfassungszeitraum errichtet haben.
Der Zubau an Windkraft fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 207 MW oder etwa 26 Prozent höher aus. Erstmals liegt damit die bundesweite Gesamtleistung nun bei mittlerweile 30.016 MW über der 30-Gigawatt-Grenze. Die Branche rechnet mit einer weiteren Beschleunigung des Zubaus in den kommenden sechs Monaten, insgesamt wird hier mit einer Neuinstallation von etwa 1.400 MW gerechnet.
Rheinland-Pfalz und Bayern etablierte Zubauländer
Führend beim Ausbau sind weiterhin die Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Aber der Süden holt wenig auf: Der Anteil der süddeutschen Bundesländer an der Windkraft betrug im ersten Halbjahr 2012 elf Prozent, allein in Rheinland-Pfalz wurden 47 Anlagen mit einer Leistung von rund 121 MW gebaut. In Bayern waren es 39 Anlagen mit 95 MW.
Gerade die Südländer sind aber auch für die Installation deutlich leistungsstärker Anlagen oft in einer Größenordnung von drei MW verantwortlich: So betrug die durchschnittliche Leistung der 2012 gebauten Anlagen 2,425 MW, im Vorjahr waren es 2,342 MW. Der Rotordurchmesser der neuen Anlagen aus Halbjahr eins von 2012 beträgt im Schnitt 87,9 Meter, die durchschnittliche Nabenhöhe liegt bei 110,1 Meter. Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) könnten derzeit 13.750 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 12 GW im Rahmen eines Repowerings durch stärkere Anlagen ersetzt werden.
Furcht vor Exporteinbrüchen
Etwas getrübt wird das positive Gesamtbild der Windbranche in Deutschland durch den immer noch schleppenden Ausbau der Offshore-Windkraft. Bis zum Jahresende sollen allerdings Windparks mit einer Leistung von mehr als zwei GW im Bau sein. Das Investitionsvolumen dafür beträgt rund 7,5 Milliarden Euro. Umso dringlicher sei es, dass die Netzanbindung politisch und finanziell geklärt und ein "Masterplan für das Offshore-Netz" umgesetzt werde, fordert VDMA-Geschäftsführer Thorsten Herdan. Pessimistisch wird von der Branche der Auslandsmarkt eingeschätzt: Zwar belief sich der Anteil der Exportquote am gesamten Produktionsvolumen der Windenergieanlagenhersteller in Höhe von 5,96 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2012 auf rund 66 Prozent. Aber spätestens für 2013 wird mit einem Einbruch auf dem amerikanischen Markt gerechnet. Auch der chinesische Markt bleibe wegen der enormen Überkapazitäten der Hersteller vor Ort sehr schwierig, sagt Herdan.
(Sebastian Hoff)