Ausbau der Offshore-Windkraft bis 2035 auf 35 Gigawatt (GW) sowie zuzüglicher Windstrom-Erzeugungskapazitäten auf See für die Produktion von grünem Wasserstoff lautet die Botschaft, hinter der sich die Teilnehmer der Windenergiekonferenz Windforce im Gruppenbild hinter einem Banner am Bremerhavener Fischereihafen versammelten. Dieses Zwischenziel nach dem von der Bundespolitik bereits beschlossenen Ausbau der deutschen Windparkkapazitäten auf See bis 2030 auf 20 GW und bis 2040 auf 40 GW solle dazu beitragen, dass hierzulande durch rasche Ausschreibungen und neue Vertragsabschlüsse mehr Beschäftigung und Wertschöpfung im Bereich der Meereswindenergie entstehen.
„Es sollte für die neue Bundesregierung darum gehen, langfristiges Exportpotenzial, die Stabilität des Energieversorgungssystems und die Attraktivität des deutschen Marktes für internationale Investoren zu sichern“, betonte Jens Assheuer, Vorsitzender des Vorstand der Wirtschaftsorganisation. Mit Verweis auf rund 3.000 seit 2018 in Deutschland abgebaute Arbeitsplätze in der Offshore-Windenergie auf noch 21.500 infolge einer Reform der Marktregeln und eines damit einhergehenden zweijährigen Stillstands bei den Windparkinstallationen, sagte die WAB-Geschäftsführerin Heike Winkler: Für die nächste Bundesregierung müsse es darum gehen, „eine rasche Umsetzung des Ausbaus zu ermöglichen.“
Der zur Konferenz angereiste niedersächsische Energie- und Klimaminister Olaf Lies verwies auf das von der Stiftung Offshore Windenergie ermittelte Potenzial der deutschen Nord- und Ostsee. „Uns rennt die Zeit davon“, betonte Lies. 40 GW Ausbau bis 2040 seien „schlicht nicht ausreichend“ für die klimapolitischen Ziele.
In einem Treffen mit Journalisten forderte auch die Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, Deutschland müsse bis 2045 das komplette Ausbaupotenzial einer Erzeugungskapazität von 60 GW schon 2045 in Betrieb genommen haben. Dies erfordere einen Ausbau um jährlich drei GW. Der bisherige Jahresrekord der deutschen Offshore-Windkraftinstallationen beträgt zwei GW. Eine vernünftige politische Planung müsste regeln, wie viel dieser Kapazität für die geplante Erzeugung grünen Wasserstoffs als emissionsfreier Energieträger benötigt werde.
Der Geschäftsführer der deutschen Sparte des dänischen Energiekonzerns Ørsted, Jörg Kubitza, erinnerte an Vorschläge seines Unternehmens die küstenfernsten Regionen in der Ausschließlichen Wirtschaftszone der Nordsee für die dezentrale Direkterzeugung grünen Wasserstoffs zu nutzen. Weil die Verlegung von Kabeln zum Stromexport in solchen Lagen von rund 200 Kilometern Entfernung zu viel kosten würde, ließe sich in Elektrolyseuren möglicherweise direkt am Windrad grüner Wasserstoff erzeugen und mit im Vergleich zu Kabeln viel preisgünstigeren Pipelines an Land exportieren. Auch die von Ørsted gemeinsam in einer jüngst vereinbarten Kooperation mit dem Kohlekraftwerkskonzern Uniper anvisierte Nutzung von Kohlekraftwerksstandorten an der Küste wie Wilhelmshaven für Elektrolyseure, nannte Kubitza als Beispiel, wie sich Strom direkt aus Offshore-Windparks für die rasche Dekarbonisierung der Energieversorgung nutzen ließe. Hier brauche es ein rasches „Anschlussregime“ politischer Regelungen des Energiemarktes, betonte Kubitza.
Ein solches System unter Einbeziehung der küstenfernsten Ausbauflächen in der Nordsee im aufgrund seiner Form sogenannten Entenschnabel könne auch skandinavische Länder einbeziehen, betonte Martin Volker Gerhardt, Leiter des Portfoliomanagements beim Windenergieanlagenhersteller Siemens Gamesa. Skandinavische Länder wie Dänemark könnten Wasserstoff auch für den Export nach Deutschland erzeugen und liefern.
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