Es war laut Renewable UK das erste Mal, das die Rotoren im Land und vor der Küste Großbritanniens die Stromerzeugung mit Kohlebrennstoffnutzung während eines beziehungsweise gleich mehreren ganzen Tagen übertraf. So speisten die Dreiflügler am dritten, neunten, elften, zwölften und siebzehnten August jeweils mehr ins nationale Netz als Kohlefeueranlagen. Am 11. und am 17. August erreichte die Windstromproduktion mit 21 Prozent an der elektrischen Versorgung des Landes sowie mit 22 Prozent zudem den bisherigen relativen Rekordwert von 20 Prozent vom 20. Dezember. Allerdings fiel der 17. August auf einen Sonntag, wo der Stromverbrauch aufgrund der normalen Wochenendschließung von Fabriken, Läden, Werkstätten und Büros niedrig ist – und der Stromverbrauch im Sommer liegt ohnehin unter dem des Winters. Am 29 August übertraf die Windstromproduktion dann die Erzeugung aus Atomkraftwerken. An diesem Tag vor knapp einer Woche fuhren die Windparks zusammen während der gesamten 24 Stunden auf eine gemeinsame durchschnittliche Spitzenleistung von 5.805 Megawatt (MW) hoch, während die Atomkraftwerke auf einem Niveau von 5.379 MW liefen.
Den bisherigen Spitzenwert der Stromerzeugung dürfte die Windbranche indes immer noch in der Weihnachtsvorwoche 2013 am 21. Dezember erreicht haben. Damals erzeugten die Windparks an einem Tag fast 133 Gigawattstunden (GWh), was 17 Prozent der nationalen Stromerzeugung ausmachte. In der gesamten Woche vor der Weihnachtswoche erreichten die Windturbinen eine Einspeisung von 784 GWh, was zu einer Stromproduktion von insgesamt 13 Prozent des nationalen Bedarfs dieser Woche führte. Zum Vergleich im gesamten August 2014 trug die Windkraft mit 10 Prozent zur nationalen Stromversorgung bei.
Im Monatsdurchschnitt sieht die Bilanz auch des stürmischen August nicht ganz so gut überwältigend aus. So erzeugten die Windparks mit einer durchschnittlichen Kapazität von 3,108 MW, während Gaskraftwerke mit so genannten Combined Cycle Gas Turbines mit mehr als elf, Atommeiler mit mehr als sechs und Kohlekraftwerke mit mehr als fünf Gigawatt zur Stromerzeugung beitrugen. Zudem bedeutete auch der neue Rekord in Sachen anteiliger Erzeugung keineswegs, dass an diesem Tag die Windenergieanlagen des Landes schon den Großteil der Stromerzeugung übernommen hätten: So trugen am 17. August Gaskraftwerke zu 26 Prozent und Atomkraftwerke zu 24 Prozent zur Stromversorgung bei.
Nachwehen des Hurrikans Bertha mitverantwortlich
Mitverantwortlich für den guten und bisher besten August für die Windstromerzeugung war auch den Nachwehen des Hurrikans Bertha, der Ende der ersten vollen Augustwoche wütete. Ein Drittel der Windstromversorgung kommt laut Renewable UK übrigens schon von der See.
Übrigens, zum Vergleich: Den Rekord der gemeinsamen Stromerzeugung aus allen Erneuerbare-Energie-Anlagen zusammen erreichte Deutschland ebenfalls am 17. August. An diesem Tag erzeugten die Regenerativenergie-Verstromer mit einer durchschnittlichen Leistung von 40 GW – bei einem Stromversorgungsbedarf von 53 GW. Atom- und Kohlekraftwerke brachten es an diesem Tag nur zu einer Leistung von 23 GW, wobei sie viel Strom für den Export erzeugten. Der jährliche Anteil an der Stromerzeugung erreicht in Großbritannien und Deutschland ungefähr denselben Wert von rund acht Prozent. Allerdings liegt der absolute Spitzenwert der deutschen Windkraft bisher bei 26 GW, erreicht am 6. Dezember, und der der britischen Windkraft bei rund sechs GW.
(Tilman Weber)