Das inzwischen dreizehnte Stimmungsbarometer der Hamburger Windenergiemesse Wind Energy und des Marktforschungshauses Trendresearch zeigt für den gesamteuropäischen Markt sowie speziell auch für die Windkraftgeschäfte in Deutschland nach zwei Jahren stagnierender Trendkurve erstmals wieder leicht nach oben.
Die in einem halbjährigen Rhythmus erscheinenden Umfrageergebnisse des sogenannten Wetix – in voller Länge von den beiden Partnern seit 2018 als Wind Energy Trend Index (Wetix) geführt – machen die jüngsten Erwartungen der Windenergieunternehmen für verschiedene Weltmarktregionen sichtbar. Außerdem fangen sie Einschätzungen über die Turbinenentwicklung oder auch zur Bedeutung aktueller politischer oder gesellschaftlicher Hintergründe ein.
Aber auch Selbsteinschätzungen der Branche über die aktuell größten Herausforderungen im geschäftlichen Alltag nimmt das Stimmungsbarometer auf. Hierbei sehen zwei Drittel der antwortenden Akteure bei Windparks an Land sowie auch noch jede zweite bis dritte Auskunft gebende Person bei Windparks im Meer die Genehmigungen als die größten Hürden an. Auch der Netzausbau ist gemäß Umfrageergebnis für schon weit mehr als die Hälfte der Akteure an Land, nämlich für 61 Prozent, eine inzwischen große Hürde. Im Offshore-Windkraftbereich ist der Netzausbau zwar für nur knapp die Hälfte der Antwortenden eine der größten Hürden momentan. Doch mit 47 Prozent der Nennungen sind die Anschlusskapazitäten für neue Meereswindparks für Offshore-Windkraft-Akteure dennoch das am meisten genannte Hindernis. Als zweitgrößtes Hindernis gelten den Offshore-Windkraft-Leuten die hohen Investitionskosten. Dieses werten 46 Prozent der Antwortenden als eine Haupthürde in ihrem Geschäft. Die Sorgen um die Kosten könnten schon die Folge der neuen Offshore-Windpark-Ausschreibungsverfahren in Deutschland mit sogenannten Negativgebotsrunden sein. Anstelle gesetzlich abgesicherter Mindestvergütungen des eingespeisten Stroms führen sie zu Milliarden Euro schweren Zahlungen der Investoren für die Projektierungsrechte an den Staat.
Während Investitionskosten für nicht einmal ganz ein Drittel (31 Prozent) der sich zum Windparkausbau an Land äußernden Befragten noch zu den größten Hürden zählt, ist für die Hälfte von ihnen (52 Prozent) die komplizierte oder vielleicht auch komplexe Regulatorik beim Windpark Entwickeln und Errichten ein hohes Hindernis. Für ihren Ausbau auf See empfinden die Regulatorik dagegen nur 31 Prozent der Antwortenden als eine der größten Hürden. Der Personalmangel betrifft dagegen mit einer Quote von 31 Prozent beide Branchengruppen, ob Onshore- oder Offshore-Windkraft-Unternehmen gleich, wenngleich als nicht aktuell höchste Hürde wahrgenommen. Auch Marktengpässe bei Lieferketten stufen beide Gruppen mit einer Zustimmungsquote von 22 und 21 Prozent etwa gleichrangig als Hindernis ein. Auffällig ist derweil, dass nur 9 Prozent der an Land tätigen Befragten technologische Herausforderungen als für den Ausbau besonders bremsend empfinden, aber immerhin 31 Prozent der sich zum Offshore-Geschäft Äußernden.
Dass technologische Herausforderungen an Land weniger im Fokus der Windparkausbau-Akteure stehen, mag mit einer Windturbinenhersteller-übergreifend eingeleiteten Pause für die Entwicklung immer größerer Anlagen zu tun haben. So ging seit einem Jahr der Anteil derjenigen kontinuierlich zurück, die eine Zunahme der durchschnittlichen Anlagennennleistung von 4,8 Megawatt (MW) im Jahr 2023 auf 9 bis 11 Megawatt (MW) im Jahr 2030 erwarten. Stimmten im Frühjahr 2023 noch 42 Prozent für diese Nennleistungs-Erwartung, waren es ein halbes Jahr später noch 38 und in der jüngsten Umfrage nun 36 Prozent. Und dass die 2030 neu zugebauten Anlagen an Land im Mittel sogar 11 bis 12 MW Erzeugungskapazität ans Netz bringen könnten, meinten im Frühjahr 2023 noch 15 Prozent. Nun sagen dies noch 6 Prozent. 43 Prozent glauben jetzt vielmehr, dass 2030 die mittlere Nennleistung neu zugebauter Anlagen zwischen 7 und 9 MW betragen könnte. Zum Vergleich: die heute leistungsstärksten Onshore-Windenergieanlagen an Land kommen schon auf 7 MW Nennleistung.
Bei Offshore-Windturbinen nahm dagegen die Zahl derjenigen zu, die 19 bis 22 MW für die mittlere Nennleistung der neu installierten Meereswindkraftturbinen im Jahr 2030 halten. Sie machen mit 38 Prozent Anteil an den Antworten hierzu die größte Gruppe aus. Und sehr deutlich nahm auch die Menge derjenigen zu, die sogar 22- bis 25-MW-Anlagen als mittlere Turbinengröße erwarten. Zum Vergleich : Die heute größten in kommerziellen Windparks zum Einsatz kommenden Turbinen leisten 15 MW. Allerdings bereiten erste Turbinenbauer nicht nur aus China bereits Anlagenentwicklungen bis 22 MW vor.
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