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Roadmap 2045: So will die Kalkindustrie zur CO₂-Senke werden

Kalk ist ein Grundstoff, der von der Kosmetik über die Bauwirtschaft bis zur Industrie zum Einsatz kommt. Er steckt in Zahnpasta und Beton. Allerdings ist die Produktion mit großen CO₂-Emissionen verbunden. Laut Umweltbundesamt war die Kalkindustrie 2019 für etwa 7,4 Mio. t CO2 (direkte Emissionen) und damit für 1,8 Prozent der CO₂-Emissionen in Deutschland im Energie- und Industriesektor verantwortlich. Durchschnittlich 70 Prozent davon werden durch die Freisetzung von CO₂ aus den eingesetzten Rohmaterialien und 30 Prozent durch die Verbrennung der Brennstoffe verursacht, so das UBA.

Kalkindustrie plant Emissionsrückgang von 133 Prozent

Wenn Deutschland bis 2045 klimaneutral werden will, muss also auch die Kalkindustrie Emissionen vermeiden. Der Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie e.V (BVK) jetzt eine Roadmap vorgelegt, wie die Branche von 2045 sogar klimapositiv werden will. Allerdings: Ohne Abscheidung und Speicherung von CO₂ wird es nicht gehen, stellt der Verband klar. Ebenso wichtig seien politische Rahmenbedingungen.

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Drei Technologien sind laut BVK notwendig:

Direkte CO₂-Vermeidung: Durch Optimierungen der Ofentechnik, die Elektrifizierung einzelner, kleinerer Öfen sowie den Brennstoffwechsel könnten bereits fast 1/3 der CO₂-Emissionen direkt vermieden werden, heißt es vom BVK. Dies betrifft insbesondere die Reduktion des Energieverbrauchs und den Einsatz innovativer Produktionsverfahren und biogener Brennstoffe, die den CO₂-Ausstoß senken.

CO₂-Abscheidung und -Nutzung (CCS, CCU, BECCS): Ein signifikanter Teil der rohstoffbedingten CO₂-Emissionen bliebe unvermeidbar, so der Verband. Die Abscheidung von CO₂ (Carbon Capture) und dessen anschließende Nutzung (CCU) oder Speicherung (CCS) sind daher zentrale Bausteine der Roadmap. Der Einsatz von Biomasse in Kombination mit CCS (BECCS) biete die Möglichkeit, negative Emissionen zu erzielen.

Karbonatisierung: Die Karbonatisierung, also die natürliche CO₂-Wiederaufnahme der Kalkprodukte in ihrem Lebenszyklus sowie die technisch verstärkte CO₂-Wiederaufnahme, sieht der BVK als CO₂-Senkenpotenzial. Die direkte Entnahme von CO₂ aus der Atmosphäre (CDR Carbon Dioxide Removal) mit Kalkprodukten aus klimaneutraler Produktion biete ein weiteres, riesiges CO₂-Reduktionspotenzial über die Industrie hinaus, so der Verband. Sollten alles diese Technologiepfade im notwenigen Umfang beschritten werden können, sieht der BVK eine CO2-Einsparmöglichkeit von 133 Prozent.

„Everest“ soll Europas größtes Kalkwerk klimaneutral machen

Erste Projekte, um die Technologien in der Praxis einzusetzen, seien bereits angelaufen, hieß es weiter. So planen Kalkproduzent Lhoist und Partner Air Liquide im Projekt „Everest“ den Bau einer großindustriellen CO2-Abscheide-Anlage. Sie soll das Klimagas aus den Kalköfen abscheiden, konzentrieren, reinigen und komprimieren, damit es im Anschluss verflüssigt und per Pipeline und Bahn zu Zwischenlagern und schließlich zu geologischen Speicherstätten transportiert werden kann. Diese Anlage und der Bau von drei modernen Brennöfen sollen das größte Kalkwerks Europas im nordrhein-westfälischen Wülfrat dekarbonisieren. Die endgültige Investitionsentscheidung soll 2025 fallen.

Verband fordert verlässliche Rahmenbedingungen

Für die breite Umsetzung brauche es stabile politische Rahmenbedingungen und eine ausreichende Versorgung mit Strom aus erneuerbare Quellen, fordert der BVK. Zudem sei der Aufbau einer leistungsfähigen CO₂-Infrastruktur essenziell, die sowohl die Transportwege als auch die Lagerstätten für CO₂ umfasse. Nicht zuletzt fordert der Verband, die Karbonatisierung als effektive Methode zur CO₂-Bindung offiziell anzuerkennen und in die bestehenden Klimaschutzinstrumente, wie den ETS, zu integrieren.

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