Der Photovoltaikmarkt in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr stabilisiert. Immerhin liegt der Zubau im Jahr 2016 sogar noch etwas höher als im Jahr zuvor. Denn im vergangenen Jahr wurden 51.843 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.528,556 Megawatt neu installiert. Im Jahr 2015 haben die Installateure 50.771 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.455,435 Megawatt montiert. Das ist immerhin eine Steigerung um fünf Prozent.
Das gute Gesamtergebnis kam vor allem durch den üppigen Zubau im Dezember 2016 zustande. Denn es gab seit Jahren wieder mal eine Jahresendrallye. Durch die Einbeziehung großer Dachanlagen in die Ausschreibungen und die geringen Chancen, die solche Anlagen gegen die preiswerteren Solarparks haben, mussten sich die Planer in den letzten Wochen des vergangenen Jahres beeilen, um noch so viele Projekte wie möglich unter den Bedingungen des EEG 2014 anzuschließen. Das trieb den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland auf einen schon seit langem nicht mehr dagewesenen Monatswert von gut 441 Megawatt.
Einspeisevergütung bleibt stabil
Dass der Dezember gut werden würde, war schon zu erwarten gewesen. Dass es so viel wird, ist aber dennoch eine Überraschung. Dadurch wird die Einspeisevergütung nicht wie erwartet steigen, sondern stabil bleiben. Denn ausgerechnet die guten Monate des zweiten Halbjahrs gehen in die Berechnung der Degression ein. Diese wird in den nächsten drei Monaten bei Null liegen. Der Zubau in den letzten sechs Monaten lag bei gut 168,5 Megawatt pro Monat. Auf das gesamte Jahr hochgerechnet, beträgt der Zubau damit gut 2,022 Gigawatt. Dieser liegt damit über 400 Megawatt unter dem Zubauziel der Bundesregierung, was bedeutet, dass die Basisdegression von monatlich 0,5 Prozent entfällt.
Die Zeichen stehen auf Wachstum
Der gute Zubau im Dezember ist aber – trotz der nichtgestiegenen Einspeisevergütung ein gutes Zeichen für die Photovoltaikbranche in Deutschland. Der Bundesverband für Solarwirtschaft (BSW Solar) spricht schon vom Ende der Sonnenfinsternis und einer anziehenden Nachfrage. „Die Zeichen stehen endlich wieder auf Wachstum“, freut sich Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. „Bereits seit einigen Monaten verzeichnen wir in wichtigen Marktsegmenten ein spürbares Anziehen der Nachfrage. Offensichtlich spricht es sich zunehmend rum, dass sich Solaranlagen wieder rechnen.“ Immerhin sind die Preise selbst erzeugten Solarstroms in den letzten zehn Jahren um gut 80 Prozent gesunken und liegen inzwischen oft nur noch halb so hoch wie konventionelle Verbraucher- und auch Gewerbestromtarife, betonen die Branchenvertreter.
Eigenverbrauch weiter möglich und immer wirtschaftlicher
Zwar ist der gute Wert für den Zubau im vergangenen Jahr tatsächlich auf den Endspurt im Dezember zurückzuführen und jetzt ist zu erwarten, dass sich das Segment der großen Dachanlagen mit einer Leistung von 750 Kilowatt erst einmal erledigt hat. Dennoch zeigen die Daten der Bundesnetzagentur im gesamten zweiten Halbjahr 2016 einen Aufwärtstrend von 88 Megawatt im Juli auf fast 184 Megawatt im November. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Nachfrage wieder anziehen und der Markt sich stabilisieren wird. Immerhin wurde der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Solarstrom nicht weiter beschnitten und auch die anderen Regelungen wurden nicht weiter verschlechtert. Neben den weiter gesunkenen Anlagenpreisen ist es vor allem die Möglichkeit des Eigenverbrauchs ein Grund dafür, dass der Markt wieder anziehen wird, prognostizieren die Experten vom BSW Solar. Sie rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum in zweistelligen Prozentbereich. Dieses werde durch attraktive Renditeerwartungen und niedrige Finanzierungskosten befördert, betont der BSW Solar.
Neue Regeln verhindern große Dachanlagen
Allerdings wird dies auf den Bereich der großen Dachanlagen nicht zutreffen. Denn die Generatoren mit einer Leistung von mehr als 750 Kilowatt sind gleich in zweifacher Hinsicht von der Ausschreibungspflicht betroffen. Denn einerseits müssen sie sich gegen die Freiflächenanlagen durchsetzen. Sollten sie dies schaffen, handelt es sich dann aber um reine Einspeiseanlagen. Denn der Bezug der Marktprämie verpflichtet den Anlagenbetreiber dazu, den gesamten Solarstrom einzuspeisen. Eigenverbrauch ist dann nicht mehr drin. Damit zerschlägt sich auch die Möglichkeit, den größten Teil des Stroms vor Ort zu verbrauchen und nur eine geringe Reststrommenge mit der Marktprämie einzuspeisen. Es ist gibt einzig und allein die Möglichkeit, entweder einen zusätzlichen Stromspeicher oder einen mit Solarstrom betriebenen Wärmeerzeuger zu installieren und damit den gesamten Strom selbst zu verbrauchen. Dadurch wäre eine solche Anlage nicht mehr auf die Marktprämie angewiesen. Eine andere Möglichkeit wäre, den Eigenverbrauch zu maximieren und den Reststrom zum Börsenpreis über einen Direktvermarkter zu verkaufen. Doch dies bedeutet, den Bleistift vor der Planung und Projektierung der Anlagen noch einmal anzuspitzen. Dazu müssten die Anlagenpreise noch einmal sinken.
Analysten rechnen mit anziehender Nachfrage
Doch trotz des schwierigen regulatorischen Umfelds für große Dachanlagen rechnen auch die Analysten von EuPD Research mit einem Marktwachstum in diesem Jahr. „Die Analyse des Marktumfeldes für das aktuelle Jahr 2017 zeigt positive Einflüsse, die ein Wachstum der Photovoltaikinstallationen begünstigen“, berichten die Analysten des Bonner Marktforschungsinstituts. Sie rechnen damit, dass sich die steigenden Strompreise für private Haushalte vor allem positiv auf das Segment der kleinen privaten Aufdachanlagen auswirken wird. Die steigenden Netzkosten wird zudem die Wirtschaftlichkeit von Mieterstromprojekten beflügeln.
Den größten Markttreiber sehen die Analysten jedoch in den weiter gesunkenen Modulpreisen, die ein Grund für zurückgehende Systempreise sind. „Dieser Einfluss wirkt sich am stärksten im Bereich der preissensitiven Freiflächenanlagen aus“, erwartet Martin Ammon, Leiter Energiewirtschaft bei EuPD Research. Entsprechend zeigt die Prognose von EuPD Research mit 44 Prozent den größten Anteil der Neuinstallationen für 2017 im Anlagensegment über ein Megawatt.
Wachstum im Segment der Gewerbeanlagen erwartet
Hingegen erwarten die Analysten für 2017 eine geringe Wachstumsrate in der Größenklasse der kommerziellen Dachanlagen. Aber immerhin ist Wachstum drin. Hier wird sich die Ausnahmeregelung für Anlagen von bis 750 Kilowatt auswirken, die ihre Einspeisevergütung nicht über Ausschreibungen erkämpfen müssen. Zudem wird immer mehr Inhabern von Gewerbebetrieben klar, dass auch sie nicht um die steigenden Netzentgelte herumkommen, was die Sonnensteuer zumindest ein wenig aufwiegt. Damit gewinnt die Eigenversorgung mit Solarstrom weiter an Wirtschafltichkeit. Ein größeres Wachstum prognostizieren die Analysten für den Markt von privaten Dachanlagen. „Für die privaten Aufdachanlagen unter zehn Kilowatt werden insgesamt Neuinstallationen in Höhe von knapp 300 Megawatt erwartet, was in 2017 einem Marktanteil von gut einem Fünftel entsprechen sollte“, sagt Ammon. (Sven Ullrich)