Die global installierte Photovoltaikleistung wird sich bis zum Jahr 2020 mindestens vervierfachen. Das bedeutet, dass am Ende des Jahrzehnts Solaranlagen mit einer Leistung von mindestens 160 Gigawatt am Netz sein werden. Von diesem positiven Szenario geht Eike Weber, Direktor des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg (Fraunhofer ISE) aus. Als Grund für seine optimistische Einschätzung nennt er die rückläufigen Preise für Solarstromanlagen. „Die Photovoltaik folgt seit 1980 einer Lernkurve. Diese zeigt, dass mit jeder Verdopplung der global installierten Leistung die Kosten und Preise um die 20 Prozent sinken“, sagt Eike Weber in einem Interview mit Deutsche Welle.
Breiter Markt auf der ganzen Welt
Bei einer Vervierfachung der installierten Leistung werden die Preise noch weiter zurückgehen, was sich in einer Senkung der Kosten für Solarstrom ausdrückt. „Wir gehen davon aus, dass 2020 in Deutschland Solarstrom 12 bis 15 Cent pro Kilowattstunde kosten wird und in sonnenreichen Ländern fünf oder sechs Cent“, schätzt Weber. „Diese Preise sind dann absolut vergleichbar mit der fossilen oder nuklearen Stromerzeugung. Dies bedeutet, dass dann die Photovoltaik vollkommen aus der Ecke der hoch subventionierten Energien heraus kommt und wirklich wirtschaftlich interessant wird für einen ganz breiten Markt auf der ganzen Welt.“
Uneins sind sich die Experten darüber, wer in Zukunft beim Zubau den Ton angeben wird. Während die Marktforscher von Solarbuzz die USA als wachsenden Markt sieht, meldet die italienische Regulierungsbehörde Gestore Servizi Energetici (RSE), dass Italien 2011 der größte Photovoltaikmarkt der Welt werden wird. Beim Fraunhofer ISE sieht man vor allem Asien als den Markt mit dem stärksten Potenzial. Eike Weber hat vor allem China im Auge. Denn während das Reich der Mitte in den letzten Jahren vor allem erhebliche Produktionskapazitäten ausgebaut hat und die meisten Anlagen in Europa installiert wurden, „beginnt sich langsam das Ruder zu drehen und die Photovoltaik wird in China massiv ausgebaut“, schätzt Weber. „Im Moment ist auch die Entwicklung in Indien sehr interessant. Die Regierung will bis 2020 rund 20 Gigawatt Photovoltaik installieren. Im Rest der Welt tut sich bis heute sehr wenig.“
Zentrale vs. dezentrale Energieerzeugung
Während die Solarbranche über solche Detailfragen debattiert, hat die Energiewirtschaft die Wende bisher komplett verschlafen. Die wollen zwar auf den Zug aufspringen. Sie hätten zwar die finanziellen Möglichkeiten, zum größten Anbieter von Solarzellen zu werden, haben aber Angst, ihr bisheriges kurzfristiges klassisches Geschäft der zentralen Energieversorgung zu beschädigen. „Keiner der großen Energieversorger hat es geschafft, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, wie man mit moderner Solar- und Windenergie, also dezentral aufgestellter Energieerzeugung ein Geschäft machen kann“, so Weber. Die großen Energiekonzerne „würden am liebsten neue Atomkraftwerke, große Kohle- und Ölkraftwerke bauen. Und wenn es um Windkraft geht, dann wollen sie nur große Windfarmen im Meer errichten, weil auch das wieder für die großen Konzerne interessant ist“, argumentiert Eike Weber. (Sven Ullrich)