Wie die für die Einspeisevergütung von Solarstrom in Italien zuständige Behörde Gestore dei Servici Energetici (GSE) mitteilt, ist der Deckel der Photovoltaikförderung von 6,7 Milliarden Euro seit 6. Juni erreicht. Zwar war das zweite Register des Conto Energia V mit 58 Millionen Euro nicht ausgereizt. Immerhin standen fast 70,5 Millionen Euro zur Verfügung. Aber der Bau von kleinen Anlagen, die nicht registerpflichtig sind, hat die Restsumme belegt. Damit ist die Förderung von Solarstrom beendet.
Betreiber von Kleinanlagen unter Zeitdruck
Jetzt haben nur noch Anlagen die Chance auf eine Einspeisevergütung, die bestimmte eng begrenzte Richtlinien einhalten. Anlagen mit einer Leistung von weniger als 14 Kilowatt müssen innerhalb eines Monats – also bis zum 6. Juli – in Betrieb gehen, um noch eine Förderung zu bekommen. Dazu muss der Antrag bei der GSE aber ebenfalls bis spätestens 6. Juli gestellt worden sein. Betreiber von Solarstromgeneratoren mit einer Leistung von mehr als 14 Kilowatt haben noch etwas länger Zeit bis zur Fertigstellung der Anlage. Denn sie muss innerhalb der vorgesehenen Frist, aber spätestens in einem Jahr am Netz sein. Allerdings muss sie bereits auf der Liste A der GSE stehen, also schon für einen Einspeisetarif vorgesehen sein. Das betrifft immerhin 4.779 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.136 Megawatt. „Käufern von Projektrechten oder noch zu bauenden Turn-Key-Anlagen raten wir, den derzeitigen Status und vor allem die Fristen genau zu prüfen oder das Risiko der rechtzeitigen Inbetriebnahme auf den Verkäufer zu verlagern“, sagt Andreas Lutz, Geschäftsführer von New Energy Projects in München und guter Kenner des italienischen Marktes. „Generell besteht hier aber eine größere Sicherheit und weniger Zeitdruck als bei den nicht registerpflichtigen Anlagen.“ Beim Kauf von Projektrechten dieser Kleinanlagen ist Vorsicht geboten. „Gerade in den vergangenen Wochen beobachten wir verstärkte Aktivitäten von Entwicklern, Projektrechte noch schnell verkaufen zu wollen, bevor diese wertlos werden“, erklärt Andreas Lutz.
Schwere Zeiten für die Photovoltaik in Italien
Nach dem Ende der Förderung wird es die Photovoltaik im italienischen Markt schwer haben. Die Regierung hat erklärt, den Zubau in Zukunft auf ein Gigawatt pro Jahr beschränken zu wollen, indem sie die Förderung nicht verlängert. Aber es bleiben immer noch Wege, eine Solarstromanlage mit guter Rendite zu bauen. Den Strom an der Börse zu verkaufen, hat bei den Größenordnungen der meisten Anlagen keinen Sinn. „Grid parity ist im Süden des Landes erreicht“, erklärt Lutz. „Dies ist schön und gut für Betreiber, die den Strom selbst verbrauchen oder ihn an einen Nachbarn verkaufen können. Tendenziell also interessant für kleine Anlagen auf Hausdächern oder mittlere Anlagen auf Industriedächern. Schwierig aber für große Anlagen, insbesondere große Freiflächenanlagen, die keinen Abnehmer in unmittelbarer Nähe haben.“ Aber auch der Verkauf des erzeugten Solarstroms an die GSE kann sich rechnen, vor allem für Anlagen mit einer Leistung bis einem Megawatt. Die GSE zahlt in diesem Jahr immerhin noch Mindestpreise von acht Cent pro Kilowattstunde. „Für eine Bankenfinanzierung ist das aber keine gute Voraussetzung“, erklärt Andreas Lutz. „Denn wer weiß, wo dieser Preis in fünf oder sogar zehn Jahren liegen wird? Höher oder niedriger? Aber gegenüber einem Verkauf an Dritte hat diese Variante immer noch einen Vorteil: Die GSE ist aus Bankensicht ‚bancable‘.“ Eine weitere Variante sind die in den USA weit verbreiteten Power Purchase Agreements (PPA) mit einem Händler. „Es wird viel darüber geredet aber so wirklich vorwärts geht es nicht“, weiß Andreas Lutz. „Die Preise pro Kilowattstunde, die man anscheinend erzielen kann, sinken auch von Monat zu Monat. Eine weitere Schwierigkeit kommt hinzu: Die Finanzierung der Projekte wird extrem schwierig.“ (Sven Ullrich)