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Offshore-Windenergie

Kostensenkungen realistisch

Das Ziel ist klar angepeilt: Stromgestehungskosten von weniger als zehn Cent pro Kilowattstunde bis zum Jahr 2023. Die Stiftung Offshore-Windenergie sieht erhebliche Kostensenkungspotenziale für die Branche. Abhängig vom Ausbauszenario können die Kosten für die Stromproduktion aus Windenergieanlagen in der Nordsee bis 2023 um 32 bis 39 Prozent im Vergleich zum jetzigen Wert sinken. Derzeit kostet die Stromerzeugung vor den deutschfriesischen Inseln 12,8 bis 14,2 Cent pro Kilowattstunde. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos und des Planungs- und Beratungsunternehmens Fichtner im Auftrag der Stiftung Offshore-Windenergie.

Investitionskosten senken

Die Autoren der Studie sehen vor allem bei den Risikorückstellungen, bei den Investitions- und bei Wartungskosten erhebliches Einsparungspotenzial. „Wir sprechen heute von Investitionskosten von über vier Millionen Euro pro Megawatt installierter Leistung“, sagt Frank Peter, Projektleiter bei Prognos und Mitautor der Studie. Doch selbst wenn das jetzige Tempo beim Ausbau beibehalten wird, sehen die Wirtschaftsanalysten den Rückgang dieser Investitionskosten um 17 Prozent bis 2013 auf unter 3,5 Millionen Euro pro Megawatt. Voraussetzung ist, dass in den nächsten zehn Jahren in Deutschland die installierte Leistung auf neun Gigawatt ansteigt. Für Europa gehen die Autoren der Studie von einem Ausbau auf 20 Gigawatt aus. Bei einem nahezu doppelt so hohen Ausbau könnten die Investitionskosten sogar um 27 Prozent innerhalb von zehn Jahren sinken. Dann kostet ein Megawatt Offshore-Windenergieleistung nur noch gut drei Millionen Euro.

Kurzfristig sehen die Wirtschaftsforscher vor allem Einsparungen bei der Logistikinfrastruktur und bei der Installation als kostensenkenden Faktor. Denn je höher die Nachfrage nach Installationslogistik wird, desto besser werden auch die Installationsschiffe auf die Anforderung des Baus von Offshore-Windenergieanlagen angepasst. Später kommt vor allem der Trend zu größeren Turbinen und effizienteren Fertigungsverfahren zum Tragen. Das um so mehr, je höher der Ausbau ist und die Skaleneffekte bei der Fertigung und die Steigerung der Turbinenleistung von derzeit durchschnittlich vier auf acht Megawatt greifen. „Dabei sind aber die spezifischen Effekte, die aus der Leistungssteigerung resultieren höher, als die Effekte einer möglichen Serienfertigung“, betont Peter.

Wartung gut planen

Aber auch die Betriebskosten sind ein Kostenfaktor, der derzeit noch erheblich zu Buche schlägt. Die könnten je nach Ausbauszenario von derzeit 134.000 Euro pro Megawatt und Jahr um 19 bis 33 Prozent auf 108.000 bis 90.000 Euro pro Megawatt und Jahr sinken.

„Die Wartungskosten hängen sehr stark davon ab, welche Schiffe eingesetzt werden und welches Konzept dahinter steckt“, erklärt Frank Peter. „Für die Windparks in Küstennähe ist es möglich, die Wartungstrupps von Land aus loszuschicken. Wenn die Anlagen weiter draußen auf hoher See stehen, was mit einem wachsenden Ausbau der Fall sein wird, ist es billiger, die Wartung von festen Plattformen aus zu übernehmen. Außerdem wird es sinnvoll sein, dass die Betreiber die Wartungszyklen mit benachbarten Windenergieanlagen abstimmen und nicht jeden Windpark einzeln warten.“

An die Politik gerichtet betont Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie, dass die Industrie verlässliche Rahmenbedingungen braucht. Außerdem mahnen die Autoren der Studie Standards für Anlagenkomponenten und Netzanschlüsse und die Vereinfachung der Zertifizierungs- und Genehmigungsverfahren an.

Politik muss Hausaufgaben machen

„In allen Szenarien liegen die Stromgestehungskosten unter zehn Cent pro Kilowattstunde. Das ist aber nur möglich, wenn die Industrie Investitionssicherheit hat“, betont Andreas Wagner, Geschäftsführer der Stiftung Offshore-Windenergie. Es ist wichtig, dass wir wissen, wie es mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz nach der Bundestagswahl weitergeht.“ Mit Blick auf das in der Branche kritisierte letzte gemeinsame Auftreten von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) kritisiert er: „Die beiden Minister haben erstmals ein Tabu gebrochen, nämlich die rückwirkende Absenkung der Förderung.“ Im Februar dieses Jahres wollten die beiden Minister die Vergütung von allen erneuerbaren Energien für die ersten fünf Monate nach Inbetriebnahme der Anlage streichen.

(Sven Ullrich)