Beide Partner hatten bereits im Herbst damit auf sich aufmerksam gemacht, dass Sie vermeintlich unabhängig voneinander und eher nebenbei die Entwicklung einer Acht-MW-Windturbine für Offshore-Standorte ankündigten. Während Gamesa beispielsweise Journalisten einer Pressereise informierte – bei einer Besichtigung des Offshore-Prototyps einer Fünf-Megawatt-Anlage an einer Kaianlage von Gran Canaria – hatte Areva Wind eine Woche nach der Branchenmesse EWEA offshore im November ebenfalls eine Anlage dieser Größe angekündigt. Die Deutsch-Franzosen meldeten damals ihre Bewerbung in einem Konsortium mit den Energiekonzernen GDF Suez und EDP Renewables um den nächsten Offshore-Tender des französischen Staats, die zweite Offshore-Ausschreibung Frankreichs. Die in dem Tendergebot angekündigte Anlage soll einen 180-Meter-Rotor erhalten. Sie würde so den bisherigen Rekordrotor des Samsung-Prototpys S7.0-171 vor Schottland mit sieben Megawatt (MW) Leistung um neun Meter übertreffen.
Joint Venture für sämtliche Offshore-Aktivitäten
Nun kommen beide Entwicklungen zusammen. Gamesa und Areva Wind werden in ihrem Joint Venture gemeinsam an einer Acht-Megawatt-Anlage arbeiten. "Dadurch werden wir die Entwicklung einer Acht-MW-Turbine beschleunigen", heißt es aus der Konzernzentrale des französischen Partners.
Doch die Partner wollen nicht nur ihre künftigen Projekte sondern auch ihre aktuelle Offshore-Technologie in das gemeinsame Unternehmen einbringen. Während es sich bei Gamesa einstweilen nur um einen Prototyp auf Gran Canaria handelt, errichtet Areva schon seit 2008 erste Offshore-Anlagen in der deutschen Nordsee und wird gemäß bisherigen Baufortschritten Ende 2014 insgesamt 126 Windturbinen aufgestellt haben. Beide Anlagenhersteller stellen Anlagen mit einem stark komprimierten Triebstrang und mittelschnell bis langsam rotierenden Generator her. Während Gamesas Antriebskonzept der bisher branchenüblichen Dreistufigkeit des Getriebes ein zweistufige Getriebekonzept gegenüberstellt, ist die Übersetzung bei Areva-Windanlagen der aktuellen Bauklasse sogar einstufig. Beide Unternehmen sind Branchennachzügler in Bezug auf die seit zwei Jahren sich anbahnende Anlagenklasse von Offshore-Turbinen mit sechs oder mehr MW Leistung. Allerdings ist Areva einer von zwei Pionieren mit bereits errichteten Multimegawattanlagen in großen Wassertiefen und Küstenentfernungen.
Unisono kündigten die neuen Partner an, auch die Fertigung und ihre Entwicklungskapazitäten zusammenzulegen. Für das Personal könnte das einen Abbau der Belegschaft mit sich bringen, deuteten beide an. Doch soll der Joint Venture an den bisherigen Plänen beider Unternehmen für neue Fertigungsstandorte für die Offshore-Anlagen festhalten. Dazu gehören Fertigungen in Schottland und Frankreich. Die Kooperation soll speziell der Areva-Windenergietochter erklärtermaßen zu einer zunehmenden Industrialisierung der Produktion mit immer größeren Aufträgen bei ausreichend Aufträgen verhelfen. Gamesa – bisher ohne eigene Aufträge – hofft seinerseits so den Fuß ins Offshore-Geschäft zu bekommen. Von einer Konkurrenz beider Unternehmen könne nach dem Start des Joint Ventures wohl nicht mehr gesprochen werden, erklärt Areva-Wind-Pressesprecherin Heike Winkler.
(Tilman Weber)