Die Welt setzt auf die Sonne. Angesichts der neuen Anlagen, die im Bau sind oder gerade in Betrieb genommen wurde. So hat Projektentwickler ISM gerade eine Solarfarm in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt gebaut. Innerhalb von nur wenigen Wochen bauten die Monteure des ebenfalls in Bitterfeld ansässigen Unternehmens mehr als 36.000 Module auf das Gelände einer ehemaligen Kaserne. Vom ersten Planungsschritt bis zur Inbetriebnahme vergingen gerade mal sechs Monate. Insgesamt leistet der Generator satte zehn Megawatt. Die im Solarkraftwerk produzierten etwa 11.000 Kilowattstunden nimmt der Direktvermarkter von Solarstrom Energy 2 Market ab und verkauft sie an der Strombörse. Der Leipziger Direktvermarkter hat den Solarpark außerdem in sein Virtuelles Kraftwerk integriert. „Damit ist die Leistung der Solarfarm in der Direktvermarktung an den Handelsmärkten platzierbar“, erklären die Fachleute von Energy 2 Market. Insgesamt haben die Leipziger damit 3,5 Gigawatt Gesamtleistung in ihrem Portfolio. Allerdings macht die Photovoltaik mit gut 600 Megawatt noch einen kleinen Teil der Anlagenleistung von Energy 2 Market aus. Hauptsächlich vermarkten die Leipziger Strom aus Onshore-Windkraftanlagen.
Photovoltaik lohnt sich im Bergwerk
Neben dem Stromverkauf auf dem Markt, versuchen immer mehr Unternehmen ihre Energiekosten mit der Photovoltaik zu senken. Großes Potenzial für die Einbindung von Solarstromkraftwerken bestehen in den Bergwerken dieser Welt. Oft weit ab vom Netz müssen sie bisher ihren Strom mit Dieselgeneratoren erzeugen. Dies wird immer teurer. Um die Kosten für die Stromerzeugung mit Dieselgeneratoren zu senken, hat sich der australische Bergwerksbetreiber Sandfire Resources entschlossen, seine DeGrussa Gold- und Kupfermine in Zukunft mit Solarstrom zu versorgen. Etwa 900 Kilometer nördlich der westaustralischen Metropole Perth liegt das Bergwerk tief im australischen Outback, wo es keinerlei Stromnetz gibt. Bisher liefert ein Dieselkraftwerk mit einer Leistung von 19 Megawatt den gesamten Strom für das Bergwerk. Um die drastisch steigenden Treibstoffkosten in den Griff zu bekommen, haben die Australier Juwi mit dem Bau des – nach Angaben des Unternehmens – derzeit größten Solar-Hybrid-Kraftwerks der Welt beauftragt. Immerhin 10,6 Megawatt Solarstromleistung wird das Wörrstädter Unternehmen errichten.
Der Sonne nachführen
Die über 34.000 Module werden dabei nicht fest aufgeständert, sondern mit einachsigen Trackern dem Lauf der Sonne nachgeführt. Damit kann der Bergwerksbetreiber den Anteil des Solarstroms weiter erhöhen und die Dieselgeneratoren länger abgeschaltet lassen. Um die Ruhezeit der Diesel noch weiter zu verlängern, baut Juwi zusätzlich zur Solaranlage noch einen Batteriespeicher mit einer Leistung von sechs Megawatt. Die Wörrstädter haben ausgerechnet, dass der Sandfire Ressources auf diese Weise den Dieselverbrauch um über 20 Prozent verringern kann. „Das Projekt zeigt, dass es bereits heute wirtschaftlich ist, Solarstrom und Batteriespeicher in großem Maßstab einzusetzen“, erklärt dazu Amiram Roth-Deblon, als Regionaldirektor bei Juwi für den Raum Asien und Pazifik zuständig. Denn mit den berechneten Dieseleinsparungen amortisiert sich das Kraftwerk innerhalb weniger Jahre. Außerdem hat die Australian Renewabe Energy Agency (ARENA) 20,9 Millionen australische Dollar als staatliche Beihilfe zum Projekt dazugeschossen. „Auch technisch bestätigen wir mit dem Projekt, dass selbst eine Mine im Outback sicher und zuverlässig mit Sonnenenergie versorgt werden kann“, freut sich Roth-Deblon.
Solare Dampferzeugung in der Wüste
Noch zehn Nummern größer geht es Glass Point Solar mit Sitz in Fremont, Kalifornien an. Das Unternehmen hat sich auf die Ölförderung mit Solarenergie spezialisiert. Im Oman werden die Amerikaner jetzt ein konzentrierendes Solarthermiekraftwerk (Concentrated Solar Power – CSP) mit einer Leistung von gut einem Gigawatt aufbauen. Auftraggeber ist Petroleum Developement Oman (PDO). Die Anlage wird mit der Kraft der Sonne Dampf zur Ölförderung erzeugen. Bisher verbrannte PDO dafür Erdgas. Die Projektierer von Glass Point Solar haben errechnet, dass PDO mit dem CSP-Kraftwerk in Zukunft immerhin 5,6 Billionen thermische Einheiten an Erdgas einsparen. Zum Vergleich: Mit dieser Menge – verbrannt in einem Gaskraftwerk – könnte Oman 209.000 Menschen mit Strom versorgen – immerhin fast ein Zehntel der Gesamtbevölkerung.
Riesige Mengen an fossilen Brennstoffen sparen
Glass Point Solar wird vier separate Solarfelder auf eine Fläche von drei Quadratkilometern in die Wüste von Oman bauen. Der Erste Dampf soll 2017 aus dem Kraftwerk kommen. Beide Projektpartner sehen in dem Kraftwerk riesige Vorteile. „Die Öl- und Gasindustrie ist der nächste große Markt für die Solarenergie“, weiß Rod MacGregor, Geschäftsführer von Galss Point Solar. „Die Förderung von schwerem und zähflüssigem Öl benötigt enorme Mengen an Energie. In der Regel brauch ein Ölfeld so viel Energie wie eine kleine Stadt“, rechnet MacGregor vor. „Die Nutzung von Solarenergie für die Ölförderung ist für uns eine langfristige strategische Lösung, um den Verbrauch von wertvollem Erdgas zu reduzieren, das an anderer Stelle für die Entwicklung und Diversifizierung der Wirtschaft im Oman gebraucht wird“, erklärt PDO-Chef Raoul Restucci. „Mit solchen Anlagen können wir in Zukunft auch die Energieerzeugung mit Diesel oder anderen konventionellen Ressourcen auf die solarthermische Energieerzeugung verschieben.“ (Sven Ullrich)
Wie unter anderem Bergwerksunternehmen den Dieselverbrauch mit Stromspeichern senken können, lesen Sie in der nächsten Ausgabe von Erneuerbare Energien.