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Metastase statt Kipppunkt: Brauchen wir eine andere Klimakommunikation?

„Globale Erwärmung“, „Treibhauseffekt“, „Klimakatastrophe“: Diese Begriffe werden in der öffentlichen Debatte über die drohenden Folgen des Klimawandels häufig verwendet. Doch obwohl das Thema oft gegenwärtig ist, scheint vielen Menschen die Brisanz trotz erster spürbarer Folgen nicht klar zu sein. Neurolinguistiker Bálint Forgács macht dafür die Sprache selbst verantwortlich. „Eines der zentralen Probleme der derzeitigen Klimakommunikation besteht darin, dass sie die Ernsthaftigkeit des Problems nicht zum Ausdruck bringt“, sagt er und schlägt vor, medizinische Fachausdrücke in der Klimakommunikation zu verwenden.

Bisherige Kommunikation wird missverstanden

Die bisherige wissenschaftliche Kommunikation rund um den Klimawandel werde häufig missverstanden oder vermittle nicht die nötige Dringlichkeit, ergab seine gerade veröffentlichte Studie. Das Problem: Die oft euphemistische und technische Sprache, die von Klimaforschenden häufig verwendet wird, entspreche zwar den wissenschaftlichen Normen der Zurückhaltung, doch die versteckten Implikationen erschwerten es Nicht-Experten, die Schwere der Klimakrise vollständig zu begreifen. Die aktuelle Klimasprache verwende oft positive Emotionen ( „grün“, „öko-freundlich“) oder passive Töne ( „Katastrophe“, „Krise“), die die Dringlichkeit der Situation abschwächten.

Der Einsatz einer negativeren ( „globale Überhitzung“, „globale Verbrennung“), aktiveren („Klimazerstörung“, „Klimaselbstmord“), und direkteren Sprache („Hochofeneffekt“) könnte die Öffentlichkeit und politische Entscheidungsträger dazu motivieren, effektiver zu handeln, meint Forgács. Gleichzeitig könnten Klimafragen in einem Kontext dargestellt werden, der lebensrettende Maßnahmen betont, so der Wissenschaftler. Beispielsweise könnten Kipppunkte als „Metastasen“ beschrieben werden, um eine ernstere und dringlichere Reaktion hervorzurufen.

Andere Sprache – mehr Gehör auch in der Politik

Die sprachliche Umstellung könne auch dazu beitragen, eine ehrliche Bewertung der notwendigen rechtlichen und regulatorischen Schritte im Klimaschutz zu fördern, so Forgács. Denn, auch das ergab seine Studie, die Umsetzung von wissenschaftlichem Wissen in der Klimapolitik bleibe im Vergleich zu anderen Bereichen mit hohem Risiko, wie der Luftfahrt oder der Medizin, deutlich zurück. Diese Bereiche regulierten Verantwortung und Sicherheit strenger, was in der Klimapolitik bisher nicht im gleichen Maße der Fall ist.

„Die Einführung einer medizinischen Sprache in der Klimakommunikation könnte einen Paradigmenwechsel darstellen. Dieser Ansatz könnte helfen, die Ernsthaftigkeit der Klimakrise klarer zu kommunizieren und eine breitere Akzeptanz für notwendige Maßnahmen zu schaffen“, betont Bálint Forgács. (kw)

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