Bereits im Januar dieses Jahres hat sich abgezeichnet, dass in Österreich in diesem Jahr wohl so viele Photovoltaikanlagen errichtet werden, wie nie zuvor in einem einzelnen Jahr. Der Branchenverband PV Austria führt das vor allem erst einmal auf die Einbeziehung des Eigenverbrauchs in die Berechnung der Förderhöhe vor Solargeneratoren.
Nach Abschluss der ersten Runde der Photovoltaikförderung zeigt sich der Verband zufrieden und optimistisch. „Durch die Neuregelung der Vergabe im Zuge der kleinen Ökostromnovelle konnte das Vergabevolumen annähernd verdoppelt werden“, teilt der Verband mit. „Die Vorreihung von Photovoltaikanlagen mit Eigenverbrauch hat sich voll bewährt, ergänzt Magnus Brunner, Vorstand der Oemag, die für die Vergabe der Fördermittel zuständige österreichische Abwicklungsstelle für Ökostrom. „Wir gehen daher in diesem Jahr davon aus, dass wir so gut wie alle Förderanträge zufrieden stellen und 166 Megawatt an installierter Leistung fördern können.“ Das wären nach Berechnungen von PV Austria immerhin 40 Prozent mehr als noch im Vorjahr. „Dieser zusätzliche Ausbau kostet keinen Euro mehr und wird stark dazu beitragen, dass 2018 mit einem neuen Rekordjahr für die Photovoltaik in Österreich gerechnet werden kann!“, betont Hans Kronberger, Präsident von PV Austria.
Mehr neue Leistung mit den gleichen Fördermitteln
Hintergrund ist, dass bei der Vergabe der Förderung nicht wie früher allein die installierte Leistung gerechnet wird. Vielmehr wird seit diesem Jahr der Eigenverbrauch in die Vergabe der Mittel mit eingerechnet. Das heißt, dass mehr Leistung gefördert werden kann, weil dann Mittel freiwerden, die sonst für den Eigenverbrauchsanteil reserviert wurden. Um so viel Eigenverbrauch wie möglich zu erreichen, wurden die in diesem Jahr erstmals Anlagen bevorzugt, deren zukünftige Betreiber möglichst viel des Solarstroms selbst verbrauchen. Damit erreicht Österreich, dass mit den gleichen Fördermitteln mehr Solarstromleistung errichtet werden kann.
Zweite Förderrunde startet am 12. März
Doch das ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Denn zusätzlich zu den acht Millionen Euro an Fördermitteln, die Anfang dieses Jahres vergeben wurden, findet am 12. März 2018 eine zweite Förderrunde statt. Dann liegen weitere neun Millionen Euro im Fördertopf, um den Bau von Solaranlagen mit einer Leistung von fünf bis 500 Megawatt mittels einer Investitionsförderung zu unterstützen. Damit könnten weitere 40 Megawatt installiert werden, wie PV Austria vorrechnet.
In diesem Fall gilt aber das Motto: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Damit steigt allein der durch die Oemag geförderte Zubau auf 206 Megawatt, im Vergleich zu einem Gesamtzubau von etwa 170 Megawatt im vergangenen Jahr. Dazu kommen noch die Anlagen, die über Landesförderungen oder ganz ohne Unterstützung gebaut werden. Damit stehen die Aussichten gut, dass die Alpenrepublik in diesem Jahr tatsächlich die 220 Megawatt erreicht, die der Branchendienst Kreutzer, Fischer und Partner prognostiziert hat. „Insgesamt ist das ein deutlicher Zuwachs, aber natürlich noch nicht der Aufbruch, der für das Regierungsziel ‚100 Prozent erneuerbarer Strom bis 2030‘, notwendig ist“, betonen die Branchenvertreter von PV Austria. Bisher ist zudem noch ungeklärt, ob die beliebte Förderschiene für Kleinanlagen bis fünf Kilowatt, die besonders bei Häuslebauern gefragt ist, wieder ausgeschrieben wird.
Österreich will Energiewende bis 2030 vollenden
Der Branchenverband bezieht sich hier auf die Vereinbarung im Koalitionsvertrag zwischen ÖVP und FPÖ, bis 2030 die Stromversorgung bilanziell komplett mit Ökostrom zu stemmen. Immerhin nimmt sich die Alpenrepublik damit als erstes Land Europas das Ziel vor, in absehbarer Zeit die Energiewende zum Abschluss zu bringen. Dazu reichen aber selbst 220 Megawatt Photovotlaikzubau pro Jahr nicht aus. Selbst das angekündigte 100.000-Dächer-Programm wird da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sein.
Wie die Regierung in Wien das anvisierte Ziel erreichen will, steht noch nicht fest. Bis zur Sommerpause soll ein Klima- und Energieplan erarbeitet werden, in dem die Maßnahmen aufgeführt sind, mit denen Österreich aus der alten Energiewirtschaft herausgeführt werden soll. Nur einige Eckpunkte stehen bisher schon fest. So sollen die zu Verfügung stehenden Fördermittel kosteneffizient und optimal einsetzen. Dabei seien die Kosten für die Wirtschaft und die Gesellschaft zu berücksichtigen. Der Ausbau solle zudem zur regionalen Wertschöpfung beitragen und Arbeitsplätze schaffen. Die Investitionen in neue Solar-, Windkraft und Bioenergieanlegen sollen vermehrt von Unternehmen und über Bürgerbeteiligungen kommen. Um Gewerbetreibende verstärkt vor allem für die Photovoltaik zu begeistern, soll der Bau einer Anlage mit einer Leistung von bis zu 150 Kilowatt komplett genehmigungsfrei werden. Allerdings bleiben die baurechtlichen Pflichten bestehen. Das Engagement der Bürger soll vor allem über eine Energiewende-Anleihe mobilisiert werden.
Ausschreibungen angekündigt
Um das zu erreichen, sollen alle Fördermechanismen auf den Prüfstand kommen. Das Regierungsprogramm gibt auch einen Hinweis darauf, wie das geschehen soll: Die Förderung soll stärker an marktwirtschaftlichen Kriterien orientiert werden. In Deutschland wurde mit dieser Argumentation die Förderung teilweise auf ein Ausschreibungssystem umgestellt. Auch die österreichische Bundesregierung will nun auf die Versteigerung von Marktprämien setzen. Die Einspeisetarife, die es bisher noch gibt, werden zum Auslaufmodell. Statt dessen will Wien in Zukunft stärker auf Investitionsförderungen setzen, wenn es um den Ausbau der Erneuerbaren jenseits von Auktionen geht. Die Regierung kündigt mit einem 100.000-Dächer-Programm die Investitionsförderung für private Photovotlaikanlagen und Kleinspeicher an. Die Abgaben auf den Eigenverbrauch sollen komplett gestrichen werden. Im Gegenzug könne die Förderung zurückgefahren werden.
Wärme und Verkehr schneller auf Erneuerbare umstellen
Da die Stromversorgung in Österreich schon zu einem großen Teil dank der Wasserkraft auf erneuerbaren Energien beruht, will sich die neue Bundesregierung verstärkt auf die Sektoren Wärme und Verkehr konzentrieren. Hier will die Regierung vor allem Maßnahmen umsetzen, um den Bau von Biomasse-, Solarthermie-, Wärmepumpen- und Mikro-BHKW-Anlagen zu verstärken. (Sven Ullrich)