Die Bundesregierung hat für den direkten Verbrauch von Solarstrom aus der Freiflächenanlage in direkter Nachbarschaft hohe Hürden aufgestellt. Dabei wäre es eine Lösung im Sinne der Wende hin zur dezentralen Energieversorgung. Doch die seit 2014 gültigen Regelungen besagen, dass dieser Strom mit der vollen EEG-Umlage belastet wird. Dass es dennoch wirtschaftlich realisierbare Möglichkeiten für Gewerbebetriebe gibt, den Strom aus dem Solarpark nebenan direkt zu verbrauchen, zeigt ein Projekt von Anumar, einem Projektierer und Planer von Solaranlagen mit Sitz in Ingolstadt.
Die Planer haben im oberbayerischen Neuburg einen Solarpark mit einer Leistung von fast einem Megawatt errichtet. Gleich nebenan steht mit Wittmann Kies amp; Beton ein großer Stromverbraucher. Statt den Strom vollständig ins Netz einzuspeisen, beliefert der Solarpark direkt das benachbarte Unternehmen. Nur die Überschüsse, die das Betonwerk nicht direkt verbraucht, wird ins Netz eingespeist. Konkret wurde ein Teil von gut 200 Kilowatt des Solarparks abgetrennt und über eine Direktleitung liefert dieser Abschnitt der Anlage direkt den Strom an das benachbarte Betonunternehmen.
Anlagenpacht ermöglicht Eigenverbrauch
Um zu verhindern, dass es eine Stromlieferung durch Anumar wird, hat Wittmann Kies amp; Beton diesen Teil der Anlage von Anumar gepachtet. Denn nach dem Wegfall des Grünstromprivilegs ist das Geschäftsmodell der Stromlieferung in unmittelbarer räumlicher Nähe ausgebremst. Schließlich fällt dann die komplette EEG-Umlage an. Doch pachtet das Unternehmen den Teil des Solarparks, kann, der den Strom direkt liefert, fällt dies unter gewerblichen Eigenverbrauch und die EEG-Umlage reduziert sich auf 40 Prozent des regulären Betrags. Voraussetzung ist dann natürlich, dass der Strom nicht durch ein öffentliches Netz fließt, was durch die Direktleitung sichergestellt ist.
Empfehlungen aus Studie umgesetzt
Mit dem Projekt setzen Anumar und Wittmann Kies amp; Beton eine Empfehlung um, die aus einer Studie von Wissenschaftlern der Technischen Hochschule Ingolstadt gegeben wurde. Die Forscher haben 2015 untersucht, wie Unternehmen in Neuburg durch die Nutzung erneuerbarer Energien ihre Stromkosten senken können. Anhand von drei Unternehmen in deroberbayerischen Stadt wurden die Einsparungspotenziale benannt und konkrete Umsetzungsvorschläge gemacht. „Jedes von uns untersuchte Unternehmen zeigte beachtliche Einsparungspotenzialex. Eine genaue Stromkostenanalyse und die Einbindung erneuerbarer Energien lohnen sich also in den meisten Fällen“, fasst Peter Weitz, Professor für Projekt- und Kostenmanagement an der Technischen Hochschule Ingolstadt, die Ergebnisse zusammen. „Alle Unternehmen haben gute Möglichkeiten für erhebliche Stromkostenreduzierungen“ ergänzt Andreas Klier, Geschäftsführer von Anumar. „Liegt der jährliche Stromverbrauch bei etwa einer Gigawattstunde, lohnt sich die Einbindung von Solarstrom erheblich.“ Schließlich ist der Vorteil der Nutzung von Solarstrom in Gewerbebetrieben, dass diese vor allem tagsüber den meisten Strom brauchen – dann, wenn er vom Solarkraftwerk geliefert werden kann. „Außerdem müssen hier Unternehmen nicht unbedingt eine Investition tätigen“, betont Andreas Klier. Denn die Anlagen stehen schon, wie im Fall des Beton- und Kieswerks. Sie pachten vom Investor den Teil des Soalrparks, der für die Eigenversorgung ausreicht und können vom preiswerten Solarstrom profitieren. Für das Beton- und Kieswerk bot sich die Anbindung an den Solarpark an, da es direkt neben der Anlagen steht und damit de Direktleistung relativ preiswert zu verlegen war.
Weitere Projekte anvisiert
Den Strom aus den anderen Teilen des Solarparks speist Anumar ins Netz ein. Die Anlage selbst wurde schon 2014 errichtet, so dass das Unternehmen noch eine Marktprämie aus der Direktvermarktung bekommt. Doch Anumar hat schon angekündigt, weitere solcher Projekte im Rahmen des Konzepts Energy 2 Business auch mit später gebauten Anlagen umzusetzen. „Unternehmen können ihre Stromkosten dauerhaft mit erneuerbaren Energien reduzieren und gleichzeitig die Umwelt schützen“, umreißt Andreas Klier den Ansatz. „Weitere Projekte dieser Art werden in Kürze folgen, da viele Firmen nun den Fokus auf regionalen Grünstrom legen“, stellt er in Aussicht.
Tatsächlich verhandelt der Systemanbieter derzeit mit einem Unternehmen, das seinen Strom aus einem neu gebauten Solarpark neben dem Firmengelände beziehen soll. Der überschüssige Solarstorm wird, wie bisher auch, ins Netz eingespeist. Um die Hürde der Ausschreibungen zu umgehen, wird dieser Teil der Energie aus dem Solarpark an der Börse direkt vermarktet. Dann soll der Eigenverbrauch zusammen mit den Erlösen aus dem Verkauf des Stroms ausreichen, um die Anlage wirtschaftlich betreiben zu können. Sollte das gelingen, würde die Solarbranche eine entscheidende, von der Politik aufgestellte Hürde nehmen und sich weiter vom staatlichen Fördertropf abnabeln. (Sven Ullrich)