Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Energy Brainpool entwickelt neuen Preisindex

Anlagen bei negativen Preisen abschalten

Die Betreiber von Solar- und Windkraftwerken wollen wissen, wie viel sie für ihren Strom bekommen. Um den zu erwartenden Erlös zu bewerten, werden bisher verschiedene Preisindizes genutzt. Zum einen der Peakload, der den durchschnittlichen, nicht gewichteten Preis am Day-Ahead-Markt von Montag bis Freitag zu erzielen ist. Ein zweite Index ist das Baseload-Preis. Das ist der durchschnittliche Preis aller Stunden einer Woche, der am Day-Ahead-Markt erzielbar ist. Er ist aber immer noch nicht gewichtet. Eine Gewichtung der eingespeisten und damit angebotenen Strommenge einer Technologie wird mit dem Marktwert eingeführt. Dieser ist der durchschnittliche und mengengewichtete Preis am Spotmarkt, den ein Betreiber einer Solar- oder Windkraftanlage erreichen kann. Hier werden auch Stunden mit negativen Preisen berücksichtigt.

Verluste durch negative Preise vermeiden

Die Experten von Energy Brainpool haben jetzt das Konzept eines Vermarktungswertes entwickelt. Hier werden – wie beim Marktwert – die durchschnittlichen und mengengewichteten Strompreise berücksichtigt, die ein Betreiber am Spotmarkt erzielen kann. Davon werden aber die Stunden abgezogen, in denen der Strompreis negativ ist, weil die Analysten von Energy Brainpool davon ausgehen, dass die Anlagen dann abgeregelt werden. Denn wenn sie weiter einspeisen, auch wenn der Preis an der Börse negativ ist, müssen sie den Abnehmern Geld bezahlen statt etwas für den gelieferten Strom zu bekommen. Um dies zu vermeiden und damit den Gesamtwert für den eingespeisten Strom zu erhöhen, bietet sich der Vermarktungswert an.

Erlöse realistisch abschätzen

Mit der neuen Kennzahl könnten unter anderem Betreiber von Photovoltaik- oder Windkraftwerken fundiert einschätzen, welche Einnahmen beim Betrieb der Anlagen ohne Förderung realistisch sind, begründen die Experten von Energy Brainpool die Einführung des Vermarktungswertes. Sie sehen im neuen Index einen realistischen Wert für den Strom, der an der Börse direkt vermarktet wird. Schließlich wird der Strom an der Börse in Zeiten hoher Preise nicht weniger Wert, nur weil die Preise zu einem anderen Zeitpunkt negativ sind. Werden die Zeitspannen mit negativen Preisen in die durchschnittliche Berechnung mit einbezogen, sinken die Erlöse rein rechnerisch über den gesamten Zeitraum. Wenn die Anlagen aber in Zeiten negativer Preise abgeregelt werden, können die Betreiber die Verluste vermeiden und damit mehr für den dann nur in Zeiten mit positiven Börsenpreisen eingespeisten Strom erzielen.

„Besonders für Investoren ist der Vermarktungserlös ein signifikantes Bewertungsinstrument“, betont Carlos Perez Linkenheil. Er hat als Projektleiter bei Energy Brainpool den Index maßgeblich mitentwickelt. „In Zeiten, in denen es gilt, zunehmend die Potentiale und Erlöse an den Strommärkten zu beurteilen, zahlt es sich für den Investor aus, den Ertrag umfassend einschätzen zu können: im Zeitraum der Förderung und darüber hinaus.“ Schließlich kann der Lebenszyklus einer Photovoltaik- oder Windanlage heutzutage bis zu 30 Jahre und mehr betragen.

Whitepaper veröffentlicht

Energy Brainpool hat das Konzept des Vermarktungswertes in einem Withepaper veröffentlicht. Er liegt zwar niedriger als der eigentliche Vermarktungserlös. Doch für die Berechnung der tatsächlichen Erlöse wird nicht mehr den durchschnittlichen Vermarktungserlös und die Anlagengröße einbezogen, sondern nur noch die tatsächlich in Stunden positiver Börsenstrompreise eingespeisten Mengenanteile. Diese sind zwar geringer als wenn die Anlage alles einspeist, was sie zu erzeugen in der Lage ist. Die Erlöse liegen aber immer höher, wenn der Generator in Zeiten negativer Strompreise abgeregelt wird. Im Whitepaper wird die konkrete Berechnung vorgestellt und anhand eines Beispiels erläutert. (Sven Ullrich)