Indien machte bisher vor allem durch den Bau von großen Solarparks zu immer niedrigeren Preisen von sich Reden. Das lockt vor allem große Projektiere an, die auf dem Subkontinent veritable Rahmenbedingungen vorfinden. Doch auch das Segment der Photovoltaikdachanlagen entwickelt sich immer schneller, Im gerade ausgelaufenen Finanzjahr wurden in Indien Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von 678 Megawatt installiert.
Markt wird kontinuierlich wachsen
Im Vergleich zur riesigen Bevölkerung ist das zwar immer noch ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum hat der Markt um 81 Prozent angezogen und doppelt so schnell gewachsen, wie im vergangenen Jahr. Insgesamt sind auf dem asiatischen Subkontinent inzwischen Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von 1,4 Gigawatt installiert. Das ist zwar immer noch zu wenig angesichts des steigenden Energiebedarfs in Indien. „Doch die starken Marktgrundlagen inklusive sinkender Kosten und verbesserten Bedingungen zur Fremdfinanzierung bedeuten, dass der Markt in den kommenden Jahren kontinuierliche stark wachsen wird“, wissen die Analysten von Bridge to India mit Sitz in Mumbay.
Sie erwarten für das laufende Finanzjahr, dass der Markt für Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt einen neuen Meilenstein erreicht. Für das Jahr 2019 prognostizieren sie einen Zubau von Dachanlagen mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt. Ein Jahr später werden auf Indiens Dächern bereits drei Gigawatt neue Photovoltaikleistung entstehen. Bis 2021 kann bei einem weiteren Marktwachstum auf den Dächern der indischen Gebäude eine Photovotaikgesamtleistung von 13,2 Gigawatt Sonnenstrom liefern.
Gewerbliche Dachanlagen führen den Markt an
Die hauptsächlichen Kunden von Dachanlagen sind vor allem Gewerbetreibende und Industrieunternehmer. Sie haben im vergangenen Finanzjahr, das in Indien jeweils Ende März endet, 65 Prozent der neuen Leistung von Dachanlagen installiert. Schließlich sind es vor allem die Unternehmen und Gewerbetreibenden, die genügend Geld haben, um sich eine Solaranlage leisten zu können. Die Mehrheit der indischen Bevölkerung kann eine eigene Photovoltaikanlage trotz sinkender Preise nicht bezahlen. Deshalb wird das Potenzial für die Installation von privaten Dachanlagen in den kommenden Jahren weiter brach liegen bleiben.
Damit setzt Indien allerdings an der richtigen Stelle an, um den Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Denn nach Angaben von Bridge to India sind die indischen Unternehmen für etwa 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Lande verantwortlich. Die Unternehmen können ihre Stromkosten mit der eigenen Solaranlage bis auf die Hälfte drücken. Sie kaufen den Strom für sieben bis elf indische Rupien (9,3 bis 14,6 Eurocent) vom Versorger. Den Solarstrom können sie durchaus für sechs bis sieben Cent pro Kilowattstunde bekommen, wenn die eigene Anlage groß genug und gut auf den Stromverbrauch im Unternehmen abgestimmt ist.
Stromlieferverträge sind beliebt
Die meisten Unternehmen betreiben die Solaranlage aber nicht selbst, sondern stellen nur das Dach ihrer Firma zur Verfügung und kaufen den Solarstrom vom Betreiber des Generators. Mit dieser Form von Stromabnahmeverträgen wurden im vergangenen Jahr 162 Megawatt neue Anlagenleistung errichtet. Das sind immerhin 24 Prozent des gesamten Zubaus an Dachanlagen. Das ist für beide Seite vorteilhaft. Die Unternehmen müssen dabei nicht die hohen Kosten für die Anfangsinvestition aufbringen. Die Investoren in Photovoltaikanlagen lösen damit wiederum das Problem, dass der Zugang zu Land in Indien immer noch eine echte Herausforderung ist. Dieses Geschäftsmodell wird auch in den kommenden Jahren wachsen.
Doch in Zukunft werden immer mehr Ausschreibungen für den Bau von Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden den Markt dominieren. Der öffentliche Sektor ist schon jetzt der zweite bedeutende Kunde der Anbieter von Solaranlagen in Indien. Vor allem hier sehen die Analysten aus Mumbay noch großes Potenzial für die kommenden Jahre, da die Regierung die Installation der Solaranlagen mit einem Investitionszuschuss zwischen 25 und 30 Prozent unterstützt. (Sven Ullrich)