Der Ausbau der Photovoltaik hat im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22 Prozent zugelegt. Das berichtet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW Solar) auf Basis von Daten, die die Bundesnetzagentur veröffentlicht hat. Tatsächlich wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres Anlagen mit einer Gesamtleistung von gut 2,75 Gigawatt installiert. Im ersten Halbjahr 2020 gingen Anlagen mit einer Gesamtleistung von gut 2,25 Gigawatt neu ans Netz.
Ausbau beschleunigen
Für die Branche ist das zwar eine erfreuliche Entwicklung. Doch gemessen an den Anforderungen des Klimaschutzes sei das Ausbautempo der Photovoltaik weiterhin viel zu gering, warnt der Branchenverband. Der BSW Solar fordert deshalb von der neuen Bundesregierung, sofort nach der Bundestagswahl ein Gesetz zur Beschleunigung des Solarausbaus zu verabschieden. Schließlich braucht Deutschland im Vergleich zu den jetzigen Installationszahlen den dreifachen bis vierfachen jährlichen Zubau. „Ohne eine Vervielfachung der Solarenergie ist der wachsende Strombedarf infolge des Atom- und Kohleausstiegs sowie der Elektromobilität nicht klimafreundlich zu decken“, betonen die Branchenvertreter.
Gewerbe und Industrie zurückhaltend bei Investition
Sie sehen auch schon einen Hebel, wie der Zubau angekurbelt werden kann. Denn die Zubauzahlen zeigen deutlich, dass vor allem kleine Anlagen auf privaten Hausdächern gebaut werden. Im Segment der Anlagen auf Dächern von Gewerbe- und Industriebetrieben bleibt derzeit das Potenzial brach liegen. So ging der Zubau in der wichtigen Leistungsklasse zwischen 300 und 750 Kilowatt im Mai dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahresmonat um 57 Prozent zurück. Im Juni 2021 registrierte die Bundesnetzagentur sogar 67 Prozent weniger neue Solarstromleistung als noch im gleichen Monat des Vorjahres.
Ausbauziele an den Klimaschutz anpassen
Das liegt an den vielfältigen Hürden, die das EEG für diese Anlagenklasse bereit hält. Einerseits ist da die Sonnensteuer. Denn noch immer müssen die Gewerbetreibenden EEG-Umlage für ihren selbst produzierten und vor Ort genutzten Strom bezahlen. „Teile des Solarmarktes geraten derzeit ins Stocken. Dies ist die Quittung dafür, dass es die Bundesregierung vor der Sommerpause versäumt hat, die Photovoltaikausbauziele konsequent an die verschärften Klimaziele anzupassen und die Absenkung gesetzlich gewährter Marktprämien zu verlangsamen“, betont Neben den Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW Solar. „Wir verlieren wertvolle Zeit beim Klimaschutz.“
Atmender Deckel wird zu Investitionsbremse
Denn er begründet den Investitionsrückgang mit dem atmenden Deckel im EEG. Denn in Paragraph 49 ist festgelegt, dass die Marktprämien, die die Anlagenbetreiber neben den Erlösen aus dem Verkauf ihres Stroms an der Börse bekommen, schneller sinken, je mehr Leistung errichtet wird. Die Logik hinter dieser Regelung ist, dass die Preise mit größerer Nachfrage schneller sinken, die Betreiber also weniger Förderung brauchen. Das die Entwicklung läuft derzeit aus dem Ruder.
Marktprämien sinken schneller als die Anlagenpreise
Denn der atmende Deckel führe zu einer zu schnellen Absenkung staatlich garantierter Marktprämien für neue Solaranlagen, erklärt Körnig. So sank nach Angaben des BSW Solar seit Anfang letzten Jahres die Solarstromförderung für die Betreiber neuer gewerblicher Solardächer um mehr als 25 Prozent. Im gleichen Zeitraum gingen die die Preise für schlüsselfertige Solargeneratoren nach Erhebungen des BSW aber um lediglich fünf Prozent zurück. „Dieser Solardeckel muss endlich weg, zumindest aber deutlich angehoben werden, dann werden auch deutlich mehr Unternehmen in die Solarisierung der Energieversorgung investieren“, schlussfolgert Carsten Körnig. (su)
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