Immer mehr Menschen in Deutschland haben Probleme, ihre Heizkosten zu bezahlen. Laut deutscher Energieagentur (dena) stieg die Zahl der Haushalte, die ihre Wohnung nicht ausreichend beheizen können, von 3,3 Prozent im Jahr 2021 auf 8,2 Prozent im letzten Jahr gestiegen. Wie emotional das Thema besetzt ist, zeigte nicht zuletzt die hitzige Debatte um das Gebäudeenergiegesetz.
Doch an fossile Energie festzuhalten und staatliche Ausgleichsprämien zu zahlen, ist ein Irrweg – nicht zuletzt, weil diese Prämien immer weiter steigen müssten. Der nationale Brennstoffemissionshandel und ab 2027 das EU-Emissionshandelssystem II werden fossile Energieträger weiter verteuern.
Bis zu einer Milliarde Euro Heizkostenförderung könnte wegfallen
Die Lösung sind Wärmedämmung und klimafreundliche Heizungen – zu diesem Schluss kommen gleich zwei aktuelle Studien zum Thema soziale Ausgestaltung der Wärmewende. „Energetische Modernisierungen im Verbund mit der Installation von Wärmepumpen können die Heizkostenrechnung effektiver senken als ein Klimageld oder Energiepreisbremsen“, beschreibt Manfred Fischedick, Präsident und wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, das Ergebnis des hauseigenen Impulspapiers zum Thema. Sie schützen vor perspektivisch steigenden Preisen für Erdgas oder Heizöl und können bedarfsorientierter gestaltet werden“, betont er.
Die Dena kommt in einer gemeinsamen Veröffentlichung mit dem Öko-Institut zu dem Schluss, dass sich der Umstieg von finanzieller Unterstützung zu den Heizkosten auf Förderung von Gebäudedämmung auch für den Staat rentiert: Die Kosten für die Unterstützung von Menschen mit geringem oder keinem Einkommen beliefen sich 2023 auf rund 5 Milliarden. „Wenn diese Unterstützung durch Effizienzsteigerungen bei Gebäuden oder andere Einsparmaßnahmen um 20 Prozent sinkt, könnten bis zu eine Milliarde Euro anderweitig sinnvoll investiert werden“, so die Dena.
Mehr Förderung für energetische Sanierung
Ideen für Investitionen liefert das Wuppertal Institut: Der Speed-Bonus von 20 Prozent für Wärmepumpen sollte kurzfristig auch auf Mietwohnungen ausgeweitet werden. Zudem sollte die Förderung für Wärmedämmung um mindestens 10 Prozent erhöht werden, so die Autor*innen des Impulspapiers. Ein neues Förderprogramm sollte zudem flächendeckend Beratung und Umsetzungsbegleitung aus einer Hand bereitstellen, durch One-Stop-Shops und energetisches Quartiersmanagement.
Der Bedarf ist da: Das Öko-Institut hat für die Dena einen kombinierten Indikator entwickelt, um zu definieren wer hinsichtlich der Wärmeenergieausgaben als benachteiligt gilt. Demnach gilt das für etwa 3,1 Millionen von insgesamt etwa 43 Milionen Haushalten in Deutschland. Darunter fallen alle Haushalte, die in einer Wohnung mit einem Energieverbrauch von mehr als 180 kWh/m2 leben, einen hohen Anteil ihrer Gesamtausgaben für Wärme aufwenden und in der unteren Einkommenshälfte angesiedelt sind. Allerdings: Auch nahezu jeder siebte Haushalt in mittleren Einkommensschichten gehört laut Dena zu dieser Gruppe.
„Ohne eine sozial gerechte Ausgestaltung der Energiewende im Gebäudebereich und einer fairen Verteilung von Kosten und Nutzen wird es dem Großprojekt an Akzeptanz und Unterstützung fehlen“, sagt Dena-Geschäftsführerin Corinna Enders. „Daher ist es wichtig, soziale Aspekte von Anfang an mitzudenken.“ Mit dem Bericht “Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende” liege jetzt ein fundierte Faktenbasis vor. (kw)
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