Der Ausgangspunkt der Diskussionsrunde war schnell fixiert: „Biogas ist eine sehr erfolgreiche erneuerbare Energie, allerdings ist es auch eine sehr teure mit den höchsten Fördersätzen, die wir haben“, sagt Peter Altmaier. Da der Umweltminister aktuell damit ringt, die Kosten des EEG zu senken, sind Einschnitte für die Bio-Branche absehbar. Immerhin, so Altmaier, lag die EEG-Vergütung für Strom aus Biogas 2011 im Schnitt bei rund 17,5 Cent. Die Bioenergie sei im Gegensatz zur Windkraft und Photovoltaik teurer und nicht billiger geworden.
Zudem mahnt der Umweltminister wächst die Nahrungs- und Futtermittel-Konkurrenz durch den Energiepflanzenanbau – 2012 beanspruchte sie 2,5 Millionen Hektar Ackerfläche. Das entspricht der 2009 festgelegten Untergrenze des Flächenpotenzials für die Bioenergie im Jahr 2020. Die Obergrenze liegt bei vier Millionen Hektar. Im Thesenpapier zum EEG-Dialog geht das Umweltministerium (BMU) daher davon aus, dass „nur noch ein begrenzter Ausbau der Stromerzeugung aus Biogas sinnvoll ist.“
Erhebliche Möglichkeiten für verträglichen Zubau
Dabei stößt vor allem ein Glied in der Argumentationskette der Branche sauer auf: Im BMU-Papier heißt es, dass die kostengünstigen Potenziale von Biogas aus Rest- und Abfallstoffen – den Einsatzstoffen ohne Flächennutzungskonflikte – weitgehend erschlossen seien. Im EEG-Dialog hätte die Branche dem Umweltminister aber ein anderes Bild vermittelt: „Übereinstimmend haben alle Vertreter des Naturschutzes, der Landwirtschaft, der Energiewirtschaft und der Biogasbranche auf die noch vorhandenen Reststoffpotenziale beispielsweise aus der Landwirtschaft und der kommunalen Bioabfallsammlung hingewiesen“, sagt Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas. Beispielsweise auf Basis von Gülle und Bioabfällen gebe es noch ein erhebliches Potenzial für neue Biogasanlagen. Die Zusammenfassung des Dialogs vom BMU hingegen spiegele das in keiner Weise wieder – der Fachverband kritisiert daher, dass BMU hätte sich ungeachtet der Diskussion bereits auf ein Urteil festgelegt.
Bei der künftigen Rolle des Biogases als Lieferant von Regelenergie, die immer dann einspringt, wenn die Ressourcen Wind und Sonne pausieren, waren Altmaier und Biogasbranche sich weitgehend einig. Für den Umweltminister liegt in dieser Nutzung auch eine Möglichkeit, die Bioenergie wertvoller zu machen, was höhere Preises rechtfertigen würde. 2012 wuchsen auf dem Nährboden des Direktvermarktungsbonus im EEG 2012 auch bereits einige virtuelle Kraftwerke heran. Diese Netzwerke aus fluktuierenden Grünstromquellen und Biogas-Anlagen sind bereits fähig Regelenergie zu liefern. „Wenn die Politik Verlässlichkeit bei den Rahmenbedingungen walten lässt, werden auch weiterhin solche Projekte von erneuerbaren dezentralen Verbundkraftwerken entstehen“, heißt es beim Fachverband Biogas.
EEG-Soli erschwert Ökogas-Betrieb
Diese Verlässlichkeit allerdings ist auch nötig um die Hauptenergiepflanze Mais künftig durch alternative Energiepflanzen zu ersetzen. Der derzeit diskutierte EEG-Soli – eine einmalige Abgabe aller Betreiber erneuerbarer Kraftwerkstechnologien – setzt da falsche Impulse, kritisieren etwa die Öko-Verbände Bioland und Naturland. Sie vertreten Biobauern, die ihre Biogasanlagen mit Reststoffen betreiben. Das daraus entstehende im Branchensprech Ökogas genannte Produkt ist die nachhaltigste aber auch teuerste Form der Bioenergie. Ein zusätzlicher EEG-Soli würde die Anlagen in die Unwirtschaftlichkeit treiben, sagen die Verbände. Und schon heute werden von den 7.600 Biogasanlagen nur 150 mit Ökogas betrieben.
Kommentar: Das politische Ziel einer Energiewende mit billiger Bioenergie als Regelreserve ohne Nahrungsmittelkonkurrenz könnte für das Umweltministerium schnell zu einer unlösbaren Aufgabe werden – der sprichwörtlichen Quadratur des Maises. Die lässt sich wohl nur mit einigen Kompromissen, der gezielten Förderung der Regelenergie und alternativer Energiepflanzen auflösen.
(Denny Gille)