Tilman Weber
Der Wasserstoffexperte des Energieversorgungsunternehmens der gleichnamigen Umweltschutzorganisation, Marcel Keiffenheim, kann sogar ein Teillob für die Bundesregierung formulieren: Das Bundeskabinett der deutschen Kanzlerin Angela Merkel habe für die Wasserstoffwirtschaft als wichtigem Teil einer nachhaltigen Energieversorgung im Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eine Weichenstell-Funktion eingebaut, sagte Greenpeace-Energy-Vertreter Keiffenheim am Mittwoch zur Vorstellung einer Studie seines Unternehmens. Der EEG-Entwurf sieht die Befreiung der Erzeugung von Wasserstoff aus Strom in sogenannten Elektrolyseuren von der EEG-Umlage vor. Die Umlage begleicht bekanntlich Mehrkosten bei den Netzbetreibern, die durch die Grünstrom-Einspeisung aus Erneuerbare-Energien-Anlagen bei gesetzlich festgelegten Preisen entstehen. Um Wasserstoff als Energieträger für überschüssigen Grünstrom zu nutzen und damit den Verkehr oder die Industrie mit emissionsfreiem Treibstoff und Prozessstoffen zu versorgen, sollen die Elektrolyseure als Versorgungs-Infrastruktur gefördert werden. Die Belastung wie bisher als Stromverbraucher soll dagegen teilweise wegfallen.
Die Regierung habe sogar erkannt, dass der Wasserstoff dafür künftig garantiert ein grüner sein müsse, lobte Keiffenheim am Mittwoch bei der Vorstellung der neuen Greenpeace-Energy-Studie „Grün oder Blau? Wege in die Wasserstoff-Wirtschaft 2020 – 2040“: Die Regierung erkenne an, dass auch Wasserstoff künftig einzig aus CO2-frei oder CO2-arm erzeugtem Strom kommen darf, weil sonst die Emissionen des Verkehrs nur in die Stromerzeugung oder gar in die Gewinnung der fossilen Energierohstoffe vorgelagert werden. Eine im EEG-Entwurf angekündigte Verordnung soll demnach 2021 regeln, was im Sinne des EEG als grüner Wasserstoff gelten darf und daher die EEG-Umlage-Befreiung erhält.
Doch die von Greenpeace Energy präsentierte Studie macht zugleich deutlich, wo die Bundesregierung auch gefährlichen Fehlentwicklungen weiterhin Raum gibt. So zeigt die Studie verschiedene Szenarien der Entwicklung einer Wasserstoffversorgung auf, die im schlimmsten Fall sowohl zu anhaltend hohen Kosten führen, als auch die CO2-Emissionen nicht senken. Im Referenzszenario Stated Policies beispielsweise, das für die Weiterführung der bisher von der Bundesregierung eingeleiteten Maßnahmen zum Ausbau der Wasserstoffproduktion steht, sinken die Kosten bis 2035 nicht, um 2040 sogar noch einmal um mehr als 25 Prozent auf 56,5 Euro pro Megawattstunde (MWh) beziehungsweise 5,65 Cent pro Kilowattstunde (kWh) angestiegen zu sein. Gemäß dem Szenario einer gescheiterten Politik, die sich in den kommenden Jahren möglicherweise noch zusätzliche Fehler erlaubt, würden die Kosten sogar stetig bis auf 92,8 Euro pro MWh (9,28 Cent pro kWh) wachsen. Am günstigsten würde die Wasserstoffproduktion durch einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien und der Elektrolyseure werden und bis 2040 sogar auf 7,2 Euro pro MWh fallen, also 0,72 Cent pro kWh. Allerdings müsste die Regierung bei dieser kostenoptimierten Variante auf eine bedarfsorientierte Versorgung mit Wasserstoff verzichten – und die Industrie wohl eher zu Anpassungen an das Wasserstoffangebot bringen.
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