Katharina Wolf
Strom vom Meer - das soll nicht nur mit Offshore-Windenergie gelingen. Wissenschaftler und Unternehmen arbeiten schon lange daran, die Kraft des Meeres direrkt zu nutzen. Doch was tun, wenn die Gezeiten nicht so stark sind, wie an der französischen Küste, wo bereits seit 1965 ein Kraftwerk bei St.Malo jährlich 600 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt?
Neue Technologie verspricht Wirkungsgrad bis zu 70 Prozent
Wellenkraftwerke könnten eine Lösung sein. Derzeit läuft der erste Test einer neuen Technik: Im September hat das deutsche Start-up Nemos einen skalierten Anlagenprototyp seines Wave Energy Converters vor der belgischen Küste installiert. Ein acht Meter langer und zwei Meter breiter agiler Schwimmkörper ist dort über Riemen mit einer 16 Meter langen, an einem Anker gehaltenen Stahlkonstruktion unter Wasser verbunden. Dank der Bewegung des Schwimmkörpers in den Wellen werden die Riemen über eine Umlenkrolle mit integriertem Generator gezogen. Eine massive Feder aus glasfaserverstärktem Kunststoff sorgt für die Rückstellung in die Ausgangsposition. Durch die optimierte Bewegungsbahn und die aktive Steuerung „erntet“ das System Wellenenergie wesentlich effizienter als andere Systeme zu vergleichsweise geringen Kosten, verspricht Nemos. Bis zu 70 Prozent betrage der Wirkungsgrad.
„Wir haben die Anlage um den Faktor 5 nach unten skaliert“, sagt Alexander Martha, Operations Manager bei Nemos. Zum einen um den Wasser- und Wellenbedingungen am Forschungsstandort Oostende zu entsprechen, zum anderen aber auch um die das Anlagenkonzept leichter erproben zu können. „Unser Hauptfokus liegt derzeit auf Installation und Deinstallation der Anlage sowie auf Tests der Komponenten“, so Martha.
Ziel: Parks mit bis zu 40 MW Leistung
Ziel ist die Entwicklung einer fünf Mal größere Anlage, die dann eine Leistung ab 1 Megawatt hat. „Wirtschaftlich wird dann eine Anordnung als Parks mit etwa 40 Einzelanlagen sein“, so Martha. Geeignet für das Anlagenkonzept seien Meere mit hoher und gleichmäßiger Wellenbewegung wie vor der portugiesischen Küste oder den Kanaren, sagt Martha.
Doch zunächst muss die Forschungsanlage, die noch nicht ans Netz angeschlossen ist, ihre Praxisstauglichkeit beweisen. Der Test soll über zwei Jahre laufen, wobei das nicht bedeutet, dass der Schwimmer die ganze Zeit im Meer ist. Abhängig von Wellen und Wetter wird der Schwimmer immer wieder eingeholt, auch um die Komponenten zu prüfen.