Trotz vieler Probleme, mit denen sich die Solarhersteller derzeit herumschlagen, hält Goldmann und Sachs die Zeit gekommen, das Engagement in Solaraktien wieder auszuweiten. Als Grund sehen die Analysten der amerikanischen Investmentbank die positiven Zubauprognosen für das zweite Halbjahr. Diese wiederum basieren laut Goldmann und Sachs auf den inzwischen niedrigen Preisen für die Solarkomponenten, vor allem für Solarzellen und Module. Denn die Preise hätten ein Niveau erreicht, das zum Aufbau neuer Anlagen in den wichtigen Märkten wie Deutschland und Italien führt. Ein Anzeichen für die positive Entwicklung sieht Goldmann und Sachs in den gestiegenen Preisen für Polysilizium. Nachdem in den letzten Monaten der Preis für den Rohstoff für Solarmodule um 30 Prozent gefallen ist, stieg er im Monat August zum ersten mal seit fünf Monaten wieder. Im Juli zahlte man für das Kilogramm Polysilizium am Spotmarkt noch 51,17 Dollar. Im August mussten die Modulhersteller für den Rohstoff 51,96 Dollar pro Kilogramm bezahlen.
Aktienkurse im Keller
Die Entscheidung der renommierten Investmentbank könnte die Talfahrt beenden, auf der sich die Aktien der Solarfirmen zur Zeit befinden. Viele Hersteller haben das erste Halbjahr mit sehr schlechten Ergebnissen abgeschlossen, was dazu führte, dass die Aktienkurse in den Keller rasten. Das betraf nicht nur die europäischen und amerikanischen Hersteller wie Solarworld, Q-Cells oder Conergy, die unter dem Preisdruck chinesischer Modulproduzenten leiden. Auch der Absatz der Hersteller im Reich der Mitte ging im ersten Halbjahr 2011 stark zurück. So rutschten die Aktien des chinesischen Modulherstellers LDK Solar vergangene Woche drastisch ab, nachdem das Schwergewicht in der Solarbranche seine Ergebnisse und Prognosen vorgestellt hat. In der Folge ging es auch für einige Wettbewerber abwärts.
Überkapazitäten und Lagerbestände drücken auf die Margen
Als Grund für die schlechten Ergebnisse und die vorsichtigen Prognosen geben die Hersteller die Kürzungen der Subventionen und Einspeisevergütungen in den bisherigen Schlüsselmärkten an. Die Investoren zögerten, ihr Geld in Solaranlagen zu stecken. Außerdem haben im Verlauf des Boomjahres 2010 die Produzenten in Fernost umfangreiche Produktionskapazitäten aufgebaut, die sie im ersten Halbjahr 2011 aufgrund der gesunkenen Nachfrage nicht mehr nutzen konnten. Die Überkapazitäten trieben die Kosten und die Lagerbestände der Unternehmen derart in die Höhe, dass die Margen von vormals etwa 20 Prozent auf teilweise unter fünf Prozent sanken. So geriet die Aktie von Trina Solar in Changzhou gestern ins Schlingern, als das Unternehmen seine Ergebnisse für das zweite und seine Prognosen für das dritte Quartal veröffentlichte. Der chinesische Hersteller hat zwar doppelt so viel Umsatz gemacht, wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Aber aufgrund des Preisverfalls sind die Gewinne auf knapp ein Drittel des Vergleichszeitraumes gesunken. Die operative Marge stürzte von 22,5 auf 5,7 Prozent. Im dritten Quartal erwartet Trina Solar, dass diese Marge wieder im mittleren Zehnerbereich liegt. (Sven Ullrich)