Eine wichtige Frage beim Etablieren eines neuen Treibstofftyps ist die Infrastruktur. Will man beispielsweise das Auto auf Erdgas umrüsten, prüft man zunächst, ob genügend Tankstellen verfügbar sind. Beim Wasserstoff als Kraftstoff zum Betanken von Brennstoffzellenfahrzeugen ist das nichts anderes. Die Firmen Daimler, Linde und Total haben in dieser Frage im Rahmen der Clean Energy Partnership (CEP) gemeinsam einen Durchbruch erzielt. Gestern wurde Deutschlands erste direkt an einer Autobahn gelegene Wasserstoff-Tankstelle offiziell eingeweiht.
Mit der neuen Wasserstoff-Zapfsäule am Total-Autohof Geiselwind an der A3 zwischen Würzburg und Nürnberg werden die in den Metropolregionen Frankfurt/Main, Stuttgart und München vorhandenen Wasserstoff-Tankstellen miteinander verknüpft. Die H2-Zapfsäule bildet also einen wichtigen Knotenpunkt für Fahrzeuge mit Brennstoffzelle in Süddeutschland. Ziel der Bundesregierung ist es, bis Ende dieses Jahres 50 Wasserstofftankstellen in den Metropolregionen und entlang der Hauptverkehrsachsen zu installieren. 18 H2-Tankstellen gibt es schon heute in Deutschland, sieben davon gehören Total.
CEP ist Leuchtturmprojekt des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie (NIP), das von der Nationalen Organisation Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie koordiniert wird. 19 Unternehmen aus der Automobilbranche, der Gasindustrie, der Energiewirtschaft und dem öffentlichen Personennahverkehr haben sich zusammengeschlossen. Ihnen geht es darum, Wasserstoff als Kraftstoff in Deutschland zu etablieren. 1,4 Milliarden Euro investieren Bundesregierung und Industrie in einer Private Public Partnership unter der Federführung des Bundesministeriums für Verkehr.
GP Joule: Erste Ausbaustufe eines PEM-Elektrolyseurs
Auch für GP Joule ist Wasserstoff als Speicher ein großes Thema. Ende April hat das Regenerativunternehmen die erste Ausbaustufe mit 20 Kilowatt Leistung eines PEM-Elektrolyseurs im schleswig-holsteinischen Reußenköge umgesetzt. Sie besteht aus vier Fünf-Kilowatt-Stacks und soll auf insgesamt 200 Kilowatt erweitert werden. Laut Firmensprecher Timo Bovi liegt ihr Vorteil darin, dass die Stacks klein und kompakt sind und sich hochskalieren lassen. „Zudem lassen sich PEM-Elektrolyseure schnell regeln. Damit eignen sie sich für den Primärregelmarkt.“ In Skandinavien sei man bei der Elektrolyse schon weiter, denn dort würden bereits viel mehr alternative Antriebe genutzt. Daher gibt es dort mehr Interesse, vor Ort an Tankstellen Wasserstoff zu erzeugen.
Derzeit liegen laut GP Joule die Kosten für die umgewandelte Kilowattstunde noch bei 14 Cent in den ersten zehn Jahren. Kostenziel für das Jahr 2020 von GP Joule seien aber zwei Cent. Bovi sieht Möglichkeiten der Vermarktung auch in der Forschung. "Die großen Verbraucher sind in der Chemie- und Pharmaindustrie zu finden. Derzeit nutzen sie zum Beispiel alkalische Elektrolyseure mit Graustrom." Der Wasserstoff werde vor Ort hergestellt, aber noch mit Erdgas. Das perfekte Modell sei derweil in Kombination mit einer Solaranlage gegeben, oder bei großen Unternehmen einer Windkraftanlage. Ein Teil der Solarenergie könne für den Eigenverbrauch genutzt werden. Der Rest wandere in den Elektrolyseur. "Da wollen wir hin." Bovi verweist auch auf die Möglichkeiten der On-Site-Production von Wasserstoffen für Betriebstankstellen. Dort könnten Gabelstapler statt mit Bleibatterie mit Wasserstoff betankt werden. (Nicole Weinhold)