Bis Ende 2014 werden 180 Produzenten von Photovoltaikmodulen vom Markt verschwunden sein. Entweder geben sie die Produktion von Modulen auf oder werden von anderen Unternehmen aufgekauft. Mit 88 Prozent hat der größte Teil der scheiternden Unternehmen seinen Sitz in Europa, den USA oder Kanada. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Greentech Media (GTM Research. Als Grund nennen die Analysten die viel zu hohen Produktionskapazitäten im Vergleich zu einem zu geringen Anstieg der Nachfrage sowie die Kürzung der Förderung in den Schlüsselmärkten mit zuvor hohen Einspeisetarifen. Nach mehreren Jahren anhaltenden Profits und wachsender Nachfrage befindet sich die Photovoltaikbranche derzeit im Abwärtstrend, der seit Anfang 2011 die Branche erfasst hat. Die Bruttogewinnspanne hat in dieser Zeit von 30 Prozent und mehr Ende 2010 auf einstellige Prozentwerte Mitte 2012 abgenommen. Das gilt sogar für Hersteller, die zu niedrigsten Kosten produzieren. Die horrenden Überkapazitäten bei der Produktion von Solarmodulen wird auch in den nächsten drei Jahren anhalten. Durchschnittlich wird das Angebot die Nachfrage um 35 Gigawatt übersteigen. Das setzt die Bilanzen der einzelnen Produzenten massiv unter Druck. GTM Research erwartet trotzdem, dass die Konsolidierung der Branche erst 2014 ein Ende findet.
Kaum noch Differenzierung möglich
Ein zweiter Grund für die anhaltende Konsolidierung ist die sogenannte Kommodifizierung der Produkte. Waren vorher Photovoltaikmodule ein hochwertiges Qualitätsprodukt, wurden sie mit wachsendem Zubau und steigenden Produktionskapazitäten zu einem Allerweltsprodukt. Alleinstellungsmerkmale gehen verloren und die Differenzierung untereinander ist nur schwer möglich. In den Augen der Kunden spielen Qualität und Zuverlässigkeit der Module kaum noch eine Rolle. Es begann dadurch ein Preisunterbietungskampf, der die Photovoltaikbranche immer noch beutelt.
Kleine Hersteller sind die Opfer
Bisher waren die Opfer der Konsolidierung meist kleinere Hersteller in Regionen mit hohen Kosten. Dieser Trend wird sich auch so fortsetzen. Deshalb prognostiziert GTM Research auch die Insolvenz von 54 chinesischen Herstellern, deren Produktionskapazität unter 300 Megawatt pro Jahr liegt. Aber nicht alle Produzenten in China haben die gleichen Kostenstrukturen. Trina Solar und Yingli produzieren billiger als der große Konkurrent Suntech Power, der ebenfalls Probleme bekommen wird. Trotzdem werden die chinesischen Produzenten Vorteile gegenüber ihren internationalen Konkurrenten haben. Schließlich kann die Regierung in Peking durch das massive Ausbauprogramm von Solarstrom von 21 Gigawatt bis 2015 einen enormen einheimischen Markt schaffen. Das wird in kaum einem anderen Land in dem Maße gelingen.
Verkehrte Welt: Europa produziert für Asien
Gute Chancen im Überlebenskampf haben japanische Unternehmen. Die vergleichsweise hohen Einspeisetarife für Solarstrom in Japan zwischen 40 und 42 Yen (40-42 Eurocent) pro Kilowattstunde führen derzeit zu einer enormen Nachfrage. Die kann teilweise von der einheimischen Industrie kaum noch gedeckt werden. Deshalb produziert Kyocera in ihrer Fabrik im tschechischen Kadan seit fast einem Jahr schon Module für den japanischen Markt.
Bewertung der Marktposition
Bei der Untersuchung bewertete GTM Research die 300 Unternehmen hinsichtlich ihres technologischen Potenzials, ihrer Kostenstrukturen, ihrer Kapitalstruktur, ihren Möglichkeiten zur künftigen Kapitalbeschaffung, ihrer Marke und Bankability sowie ihrer Marktdurchdringung auf einer Fünf-Punkte-Skala, um daraus die Marktposition zu errechnen. So sind in den USA Hersteller wie Sun Power, First Solar und Solar World viel besser aufgestellt als ihre Konkurrenten in den Vereinigten Staaten und haben deshalb auch größere Überlebenschancen. (Sven Ullrich)